„Ich weiß beim ersten nicht, was ich da aktiv tun kann, außer nach Symptomen einer Gehirnerschütterung fragen und einen Kühlakku geben und beim zweiten bin ich zu kurzsichtig um erkennen zu können, was da im Auge ist. Dann sage ich immer nur, man soll sich das Auge mit Wasser auswaschen und wenn das nicht hilft, nochmal wen gucken lassen.
Und wer sagt, dass Du noch mehr tun musst? Also abgesehen davon, dass das schon sehr viel ist!
Mir ging es ganz lange beim Thema Bewusstlosigkeit so. Im Erste-Hilfe-Kurs lernt man
stabile Seitenlage und Retter rufen. Ok... Dann habe ich meinen Sanitäter gemacht und dachte, dass man da sicher mehr dazu lernt. Und was sind die Maßnahmen? Richtig!
Stabile Seitenlage und Retter rufen. Ja, Danke... Danach kam der RettSan. Da müsste es jetzt ja mehr Infos geben. Weil wenn man der Retter ist, wurde man ja schon angerufen... Und was kam?
Stabile Seitenlage und Arzt rufen bzw. eben der Transport in die Klinik.
Ich weiß noch, wie ich im Lehrgang damals nachfragte, dass das doch nicht alles sein könnte. Erhebung der Vitalwerte, Sicherung der Atemwege usw. Ja... Aber dann? Was machen die in der Klinik bei einer Bewusstlosigkeit?
Sicherung der Atemwege und Warten...
Also etwas vereinfach dargestellt. Es wird noch mehr getan, Werte erhoben, Tiefe des Komas festgestellt, Differenzialdiagnosen gestellt usw. aber
den Kniff gibt es nicht. Ich habe halt immer gedacht, dass es da etwas ganz besonderes gibt und war ein wenig desillusioniert und fast enttäuscht, dass dies nicht der Fall ist.
„Jemanden, der größer ist als ich in die stabile Seitenlage manövrieren oder wo wegzerren oder in andere Positionen bringen, kann ich nur mit Mühe.
Dem möchte ich entschieden widersprechen. Ich habe schon 3 - 4-jährige Kinder gesehen, die dies hinbekommen. Gut, die müssen etwas mehr laufen. Aber am Ende werfen die sich mit der Brust gegen das aufgestellte Bein und rollen mit rüber.
Außerdem geht es bei der Seitenlage eben nicht darum, dass diese lehrbuchgerecht und absolut perfekt aussieht, sondern dass die Atemwege gesichert werden, so weit es eben geht. So lange die bewusstlose Person atmet, ist alles gut.
Und eine Reanimation ist halt der
worst case. (Naja, die Kinderreanimation legt noch mal einen drauf, aber das ist ein anderes Thema...)
Niemand wünscht sich diese Situation. Und ja, Physik ist ein Arschloch. Aber das hier auszuführen, würde wohl zu weit führen.
„Das alles sorgt dafür, dass ich mich extrem hilflos fühle und das verstärkt natürlich meinen Stress, was dazu führt, dass ich noch weniger in der Lage bin, ruhig und effizient zu handeln.
Kann es sein, dass Du einfach noch keinen
guten Kurs hattest? Also ungeachtet von den Themen ist mein Hauptziel, dass die Teilnehmer*innen meinen Kurs erst verlassen, wenn diese sich sicher fühlen. Es geht gar nicht darum, dass die jeden Handgriff in Perfektion beherrschen. Das wäre nach 9 UE und einem ersten Kurs absolut illusorisch.
Aber mindestens das Gefühl bzw. die Sicherheit, dass man etwas tun kann, möchte ich allen mitgeben. Und ich würde behaupten, dass mir dies zumeist gelingt.
„Das einzige, was ich mittlerweile kann: den Krankenwagen rufen. Das habe ich schon öfter getan und obwohl ich jedes Mal innerlich verkrampfe, weil ich telefonieren mit Fremden hasse wie sonstwas, ich kann es und ich tue es wenn nötig.
Grandios! (Ernst gemeint, nicht ironisch) Der Notruf ist doch schon mal ein elementarer Bestandteil und dennoch etwas, woran viele schon scheitern. Und die perfektesten Handgriffe und Techniken bringen nichts, wenn man selbigen vergisst und daher einfach nie Unterstützung kommt.
Ganz viel bei der Sache ist Mindset. Und der Rest einfach
Handwerk.
Nein, ein klein wenig mehr ist natürlich schon dabei. Aber Du kannst sehr viel mehr, als Du Dir gerade selbst zutraust.