Ich bedanke ich mich wieder für die vielen, nachdenkenswerten und interessanten Beiträge.
An meinem EP in diesem Thread ist mir fast am Schluss ein verdrehter Satz aufgefallen, den ich hier (weil geschrieben ist eben geschrieben) noch korrigieren will: (Ich hoffe ja, dass der Fehler nicht nur von mir bemerkt wurde.)
Es geht um:
"Mir kommt es inzwischen sogar so vor, dass ich ohne das Sich-Zurücknehmen bestimmte Ziele überhaupt erst erreichen kann."
Richtig muss der Satz aber lauten:
Mir kommt es inzwischen sogar so vor, dass ich ohne das Sich-Zurücknehmen bestimmte Ziele überhaupt
nicht erreichen kann. (Korrektur ist unterstrichen.)
Nun zu verschiedenen Beiträgen - und meinen Gedanken dazu:
„...
Ich habe Situationen erlebt, da hat jemand lieber etwas Schönes kaputt gemacht, statt für einen Moment mal Verzicht zu üben. Es gibt Menschen, die sehen nur den Verzicht und verstehen nicht das, was sie längst haben. Es verliert für sie schnell seinen Wert. Aber das sind zumeist Menschen, die ohnehin nicht lange Freude an einer Sache haben.
Hier kann ich Dir aus vollem Herzen zustimmen. Vieles, was sie haben, sehen viele Menschen (meiner Meinung nach) leider nicht und verbuchen diese Möglichkeiten recht schnell und Selbstverständlichkeiten.
Das nächste Ziel lockt, man will nichts - oder nicht so viel verpassen und das Bisherige hat vielleicht gefühlt zu sehr seinen Reiz verloren. (Das manche vermeintlichen Selbstverständlichkeiten gar keine Selbstverständlichkeiten sind, wird leider gerne vergessen.)
Dazu fällt mir ein Spruch ein, den ich in einem Profil auf einer anderen Plattform stehen habe:
"Wenn der Mensch das Mögliche erreicht hat, versucht er das Unmögliche."
(Selbstironisch habe ich noch dazu geschrieben: "Dann versuche ich es mal.")
Ab und zu ein Sich-Besinnen, ein Sich-Freimachen, ein Zu-sich-selbst-kommen zu leben, kann meiner Meinung nach schon hilfreich für diejenigen Menschen sein, bei denen das bisher eher ausgeblieben ist.
Das Gegebene zu würdigen, zu schätzen auch zu bewahren kommt mir - gefühlt - bei Anderen zu kurz.
(Ich werde da auch nicht fehlerfrei sein.)
„Ich finde Demut klug, im Sinne von: sich auch auf die Sicht Anderer einzulassen und das eigene Streben, die eigene Meinung auch mal anpassen zu können.
...
Ebenfalls meine Zustimmung:
Ab und zu bedenken, dass wir selber gar nicht in allen Dingen besonders gut sein können und alles im Blick haben können, sehe ich auch als hilfreich an.
Man macht sich ja deswegen nicht klein. Man hebt aber dafür weniger schnell ab.
„...
Ich vermute bei regelmäßigem Sich-Zurücknehmen allerdings auch eine (möglicherweise unbewusste) Angst vor den Konsequenzen der eigenen mutigen Positionierung, ein Harmoniestreben zulasten der eigenen Wünsche und in dem Philosophieren darüber den Versuch, dieses tendenziell ängstliche Verhalten argumentativ zu rechtfertigen.
Das hatte ich weiter oben auch - teils - beschrieben:
Ein Zurücknehmen aus Prinzip schwächt die eigene Basis. Eine Dauerlösung ist sozusagen eine Über-Medikation - und die Dosis macht ja oft das Gift.
Was für Außenstehende dabei schwierig sein kann, ist dass auch manche konsequente Vorgehensweise / Lebensweise wie ein Dauer-Verzicht aussehen kann. Sie sehen und wissen ja nichts - oder zu wenig von Gründen.
Wenn das Zurücknehmen nicht als Mittel (also als "Werkzeug") eingesetzt wird, sondern als (eventuell) willkommene Ausrede, passiert das, was das Zurücknehmen nicht nur unproduktiv, sondern (eventuell) auch destruktiv macht: Man findet damit nicht mehr zu sich, seinen Möglichkeiten, seinen Fehler-Ursachen, sein Ablenkungen usw. - sondern man rennt dann vor ihnen weg - oder versteckt sich vor ihnen. Das besonders schwierige und manchmal fast schon perfide daran ist, dass da meiner Meinung nach Feinheiten den Unterschied als solchen machen können. (Dass das dann nach außen hin erst recht missverstanden werden kann, ist deshalb für mich mehr als einleuchtend.)
Für manche Ziele braucht man - meiner Meinung nach - eben auch eine langanhaltende, möglichst entspannte Geduld. (Wenn man mir hier eventuell nicht folgen kann, dann kann ich das gut verstehen.)
Nicht alles, was lange dauert, ist (selbst) ein Sich-Aufgegeben haben.
Ab und zu seine Vorgehensweisen zu überdenken, zu hinterfragen und auch auf Kritik zu hören, ist dabei sicherlich wichtig.
„@*******uld
Ich habe lediglich deinen EP gelesen...und finde das Thema komplexer, als es auf den ersten Blick wirkt.
...
Dass Thema ist meiner Meinung nach auch sehr komplex.
Deshalb hoffe ich dass der von mir dabei gewählte "Ausschnitt" nicht schon selber zu komplex geworden ist. Manche Verbindungen in lebensphilosophische Bereiche lasse ich hier bewusst weg.
„...Die Eine ist die, in der ich gelernt habe, mich nicht über, im Endeffekt (was ich für mich empfinde) unnötige Dinge aufzuregen.
...
Ich habe mit den Jahren gelernt, dies deutlich besser zu dosieren, ist für mich stimmiger.
...
Ja, wenn man das für einen wichtige von dem Unwichtigen unterscheidet / unterscheiden kann, dann kann auch hier eine Zurücknahme bei dem Unwichtigen eine Hilfe sein. Seinen ganz eigenen Weg dabei zu finden, hilft dabei, mit seiner Kraft / seinen Möglichkeiten dann auch viel zu erreichen.
„...
Die andere Seite sieht völlig gegenteilig aus. Ich bin deutlich aktiver und direkter...wenn nicht sogar lauter geworden, was MEINE Bedürfnisse betrifft. Beruflich, wie auch Privat.
Hier nehme ich mich nicht mehr zurück.
Ich verpasse dadurch viel zu viel.
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Das setzt voraus, zu sich gefunden zu haben, seine inneren und nicht (von anderen / von außen) eingeredeten Ziele zu kennen, die Ziele als für sich wesentlich zu erkennen.
Dort ist es für mich mit dem Zurücknehmen, der Zurückhaltung auch vorbei.
Dort bin ich dann nicht egoistisch - aber bestimmt und fest im Handeln. Die Einordnung als für mich Wesentlich ist der entscheidende Punkt dabei. Andere bei der Verfolgung meiner für mich wesentlichen Ziele nicht zu "überfahren", bleibt für mich dann ja üblicherweise immer noch im Bereich des Möglichen.
„...
Ich WILL Dinge nicht mehr aushalten MÜSSEN, damit es Anderen gut bzw besser geht...wenn es MIR damit gleichzeitig nicht gut geht.
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Hier nehme ich eine Abwägung vor und diese will ich mir auch behalten:
Ich nehme mich auch schon mal dann zurück, wenn es zu meinem Nachteil ist - aber mich nicht wesentlich einschränkt. Das mache ich dann eventuell sogar freiwillig - ohne dass ich es müsste, ohne dass es einen (äußeren) Zwang gibt.
Ich treffe da eine Abwägung, was einerseits meine Zurücknahme (oder deren Unterlassen) für mich bedeutet / zur Folge hat und andererseits, was diese Verhaltensweise für den/die Anderen bedeutet / zur Folge hat. Freiwillig in eine (oft von außen herangetragene) "Zwangsjacke" stecken lasse ich mich allerdings auch nicht. Die freiwillige Zurücknahme muss es mir für das Gegenüber schon wert - und auch stimmig sein.
„...
Hier muss ich noch lernen den richtigen Weg zu finden...
...
Ich gehe davon aus, dass wir das alle immer wieder tun sollten: Nach dem richtigen Weg zu sehen / zu suchen.