Ich bin Switch, und das heißt, dass ich beide Seiten bis zum Extrem kenne.
Als Dom kenne ich es, wenn jemand mir ein wirkliches "Nein" kommuniziert, dass die Person dann nicht auch noch eine Strafe braucht, zum Nachdenken gezwungen werden muss, was-auch-immer. Ich habe beobachtet, dass Sub sich normalerweise unglaublich für dieses Nein schämt. Sub hat dann das Gefühl, versagt zu haben. Da ist es dann mein Job, zu halten, zu helfen, einen Weg rauszuzeigen, zurück auf die Augenhöhe (die es m. E. auch im permanenten Machtgefälle hin und wieder zu Evaluationszwecken braucht). Ich muss meinem Gegenüber das Gefühl geben: Du bist immer noch wertvoll, deine Hingabe ist immer noch wertvoll, ich bin froh, dass du stark genug für dieses Nein warst. Lass mich dir helfen, jetzt damit klarzukommen, dass du gegen das verstoßen hast, was dir (und mir) so wertvoll ist.
Als Sub kenne ich es ähnlich von guten, tauglichen, vernünftigen Doms. Also von nahezu allen, mit denen ich bisher gespielt habe. In dem Moment, wo etwas nicht mehr ganz stimmte und ich es kommuniziert habe, wie subtil und direkt/indirekt auch immer, wurde mir geholfen. Zuerst dabei, Klarheit zu finden, was genau schiefging, und dann auch noch mal Klarheit darüber, dass mein Fühlen und meine Sicherheit wichtiger sind als jede Session und jeder Wunsch des Doms.
Diese Doms haben mein Fühlen, mein Erleben, mein Wohlbehagen hinter der Schicht von Nein-Nein-Nein-Schlimm-Böse immer ernst genommen. Je mehr Macht ich ihnen gegeben habe, desto größer wurde ihr Gefühl von Verantwortung für mich. Ich habe immerhin das Recht abgetreten, meine eigenen Grenzen zu schützen und zu bewahren. Die guten Doms in meinem Leben fühlten sich dadurch auf der menschlichen Ebene immer daran gebunden, als Gegenleistung für dieses Recht an meiner Stelle meine Grenzen zu schützen und zu bewahren und bei aller Grausamkeit im Machtgefälle (egal, ob punktuell oder längerfristig) unglaublich wertschätzend und vorsichtig mit mir umzugehen.
Ich habe aber auch Doms erlebt, die mich mit so etwas alleingelassen hätten/haben. Oder die das Machtgefälle so ernst genommen haben, dass ihnen ihre Macht wichtiger war als mein Wohlergehen (in jeder Hinsicht). Solche Menschen sind gefährlich.
Sobald sich etwas nicht mehr ganz richtig anfühlt, ist es falsch. Man muss nicht sofort sagen können, warum. Aber wenn es nicht mehr ganz richtig ist, ist es falsch. Ganz egal, wie submissiv man ist. Wenn es nicht mehr ganz richtig ist, findet man die Lösung dafür (normalerweise) nicht innerhalb des Machtgefälles, sondern bei einer Evaluation auf Augenhöhe, ganz egal, wie unsexy sich das anfühlt.