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Neue Liebe - sehr intime Geheimnisse anvertrauen?

Neue Liebe - sehr intime Geheimnisse anvertrauen?
Würdet ihr wissen wollen, dass eure neue Liebe in der Vergangenheit schwer misshandelt wurde? Ja oder nein? Falls ja, lieber früher oder später? Falls nein, warum?
Ja, ich würde es wissen wollen und über den Zeitraum bestimmt er, wenn er soweit ist.
****Wo Paar
2.784 Beiträge
Ich würde es wissen wollen, damit ich mit irritierenden Reaktionen leichter umgehen kann. Mir fällt dann die Selbstregulation leichter...
Schweres Thema, mit dem wohl jeder anders umgeht. Es bleibt der Person letzten Endes selbst überlassen und den richtigen Zeitpunkt zu finden ist wohl schwer. Ich finde es früher aber deutlich besser als erst sehr spät. Zum Teil kann es (nach Jahren) dann auch zu spät sein und man fragt sich, warum früher kein Vertrauen da war. Ich selbst fänd es gut, davon zu wissen, um in unglücklichen Situationen nicht falsch zu reagieren oder bei Bedarf mit ihr reden zu können.
********onie Mann
137 Beiträge
Natürlich möchte ich das wissen. Denn daraus resultieren ja auch Verhaltensmuster um diese nachzuvollziehen zu können, und somit mit dem notwendigen Feingefühl sich zu begegnen.
Der Zeitpunkt wäre am besten in einem ruhigen und vertrauten Moment.
****769 Frau
2.557 Beiträge
Ich würde es wissen wollen.
Eher früher als später.
Ich denke, sich derart zu öffnen und so etwas einem anderen Menschen anzuvertrauen, ist nicht einfach und ich wäre sehr dankbar für die Offenheit und das mir entgegengebrachte Vertrauen.
Wenn man sich einem Menschen, den man liebt, nicht anvertrauen kan.. wem dann??
********ight Paar
1.391 Beiträge
für mich ist die Antwort "Kommt drauf an".
kommt drauf an, inwieweit sich die Person heute noch mit dieser Vergangenheit identifiziert - und damit auch eben auch Auswirkungen auf das heutige Sein hat.
*******ganz Mann
124 Beiträge
Eindeutig ja. ich möchte die Seele des Partners verstehen – dazu gehört auch sein Trauma.

Und nochmal eindeutig: eher früher als später.
*****olf Mann
3.042 Beiträge
Ja, denn dadurch lassen sich viele Verhaltensmuster leichter erklären. Ich spreche da aus Erfahrung. Zudem hilft es, nicht aus Versehen bestimmte Situationen zu triggern.
*****ven Frau
7.590 Beiträge
Ich habe kein Recht auf irgendwelche Informationen. Daher habe ich dazu gar keine Position. Ich bin offen dafür, dass mir jemand alles erzählen kann, ohne dass ich verurteile und ohne dass ich gleich in Schubladen stopfe. Ob jemand mit etwas erzählen möchte (aus welchen Gründen auch immer oder auch immer nicht) liegt (und da auch richtig) ausschließlich in den Händen des anderen.
*****ven Frau
7.590 Beiträge
Das Argument mit den "Verhaltensmustern" ist übrigens in meinem Empfinden schon einmal ein gewichtiges Vorurteil (denn das kann niemand wissen, ob und wie etwas geprägt hat oder nicht, aufgearbeitet wurde oder nicht .... ) das für mich selbst ein Argument ist, manche Dinge nicht zu erzählen. Brauche ich nicht, dass jemand dann glaubt er wüsste etwas und daraus (völlig verkehrt) irgendwelche Handlungsmuster ableitet.
*****olf Mann
3.042 Beiträge
Meine Erfahrung ist eine andere, aber jeder Mensch geht unterschiedlich mit Traumata um. Natürlich hat niemand ein Recht auf alle Geheimnisse des Partners, aber ich finde wenn es Auswirkungen auf die gemeinsame Beziehung hat, ist Offenheit sinnvoll.
******wen Frau
15.827 Beiträge
Nach meiner persönlichen Erfahrung ist es besser, sowas frühzeitig zu kommunizieren. Es hilft dem Partner, mehrdeutige Situationen richtig zu interpretieren, und vermeidet Fettnäpfchen, Trigger und sonstige Missverständnisse. Gerade wenn man sich noch in der Kennenlernphase befindet und den Partner eben nicht wortlos lesen kann wie ein Buch, finde ich es vorteilhaft, Kenntnis von solchen Vorkommnissen zu haben.
Ich habe es auch andersrum ausprobiert und meine Falltüren vorerst für mich behalten, und das ging regelmäßig grandios daneben, inklusive Retraumatisierung. Das wäre vermeidbar gewesen und hätte ihm und mir eine Menge Kummer erspart. Deswegen spreche ich mich pro Kommunikation aus.
Aus Erfahrung kann ich (w) nur sagen... ja darüber sprechen. Insofern man soweit ist... das Vertrauen auch schon da ist. Aber man muss auch damit rechnen, daß der Gegenüber nicht damit... Oder mit den daraus entstandenen Verhaltensmustern umgehen kann.
Vielen Dank für eure Meinungen.
Zitat von ********ight:
für mich ist die Antwort "Kommt drauf an".
kommt drauf an, inwieweit sich die Person heute noch mit dieser Vergangenheit identifiziert - und damit auch eben auch Auswirkungen auf das heutige Sein hat.

Sehe ich auch so
Und den Zeitpunkt bestimmt sie.
*******exe Frau
2.644 Beiträge
alles wissen - und dann?
Schön, dass hier alle so verständnisvoll sind ....
Ich habe leider die Erfahrung machen müssen, dass die meisten doch überfordert sind, wenn die "Geheimnisschublade" für sie geöffnet wird.

Sicher ist es besser, wenn man weiß worauf man sich einläßt, dass irritierende Reaktionen möglicherweise besser gemanagt werden können - aber wer will sich schon ernsthaft auf die Probleme des anderen einlassen?!

Bisher war ich immer ehrlich. Wenn der andere mit einer Reaktion von mir nicht zurecht kam, habe ich es ihm sachte erklärt. Also alles peu à peu. Man kann auch sagen, kindgerecht (nur die Fragen beantworten, die auch gestellt werden...). Alles auf einmal hätte er unter Garantie nicht packen und verarbeiten können....
Meine Erfahrungen haben gezeigt, dass ich dann einen Stempel bekommen habe und für alles, was nicht rund lief, waren meine Traumata verantwortlich - nie der andere... auch eine Lösung, Schwierigkeiten auf den ohnehin schon "geschädigten" Part abzuladen um nicht selber Verantwortung übernehmen zu müssen.

Und jetzt? Jetzt bin ich wie ich bin und ich habe das Recht so zu reagieren wie ich es tu. Jeder hat seine Macken und seine Pakete zu tragen. Nicht jeder geht damit offen um und erwartet vom Rest der Gesellschaft so respektiert zu werden wie er ist ohne sich dafür rechtfertigen zu müssen. Das ist auch in Ordnung. Man ist nicht verpflichtet all seine "Leichen im Keller" aufzudecken, solange man vernünftig damit umgehen kann.

Im Endergebnis heißt das für mich: Aufgrund meiner Traumata mag ich verschiedene Dinge nicht und gehe ihnen aus dem Weg. Wenn eine Beziehung mit einem Mann dazu gehört, dann ist das so und das gilt so respektiert zu werden. Trotzdem bin ich nicht irgendwie "gestört" und habe meine klaren Ansichten.


Sollte man dem anderen nun seine Geheimnisse anvertrauen? Dann würde ich mir vorher einige Fragen stellen:
• Wieviel verträgt der andere an "unangenehmen Wahrheiten"?
• Wie geht er damit um?
• Sieht er mich dann anders? Verhält er sich dann anders mir gegenüber? Samthandschuhe, übertriebenes Verständnis?
• Fehlt dann die Unbeschwertheit, weil man so viele Altlasten mit einbringt?
• Wie weit belasten mich meine Altlasten/Geheimnissen selbst im Alltag?
• Wie fühlt sich der andere, wenn er alles über mich weiß?
• Wie fühle ich mich, wenn ich mich derart nackig gemacht habe vor dem anderen?
• Muss der andere alles wissen; will ich alles vom anderen wissen?
• Was macht der andere mit seinem Wissen, wenn die Beziehung mal zuende ist?

Mein Vertrauen ist soweit ramponiert, dass ich nichts mehr erzähle. Entweder man nimmt mich wie ich bin oder man soll mich in Ruhe lassen. Ich bin gut so wie ich bin.
*******ganz Mann
124 Beiträge
@ redraven: Ich bin da eher bei Epikur. Eine schwere Misshandlung ist keine Kleinigkeit und es wäre fast ein Wunder, wenn das nicht prägen würde – ob bewusst oder unbewusst, aufgearbeitet oder noch im Keller. Es ist eine Frage des Verstehenkönnens/dürfens dessen, was sonst unverständlich bleiben müsste.

Natürlich müssen beide Seiten die Wahl haben, darüber zu sprechen. Dazu braucht es Vertrauen, Raum und Offenheit. Und ja: es besteht die Gefahr, ungefragt etwas in Situationen zu interpretieren, was vielleicht gar nicht da ist. Ich halte aber die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Traumatisierte ohne Offenlegung noch viel mehr missverstanden fühlen könnte, für erheblich größer und schwerwiegender. Letztlich ist es ohnehin ihre Entscheidung, ob sie darüber sprechen möchte oder nicht. Ich habe die TE so verstanden, dass es um das Gegenüber geht.
*****_54 Frau
11.692 Beiträge
Ich würde es nur wissen wollen, wenn diese Person besonders traumatische oder für die eigene Entwicklung wichtige Erlebnisse ganz alleine von sich aus erzählen möchte.
Jedenfalls frage ich nie nach solchen Dingen, das Seelenleben meines Partner gehört zu seiner Intimsphäre, da möchte ich nicht eindringen.

Wenn es ihm sehr wichtig ist, davon zu erzählen, höre ich natürlich zu.
Dabei sehe ich allerdings die Gefahr, dass sich dann so eine Art Pseudo-Therapie-Verhältnis entwickelt. Das kann für eine Partnerschaft, besonders für den erotischen Teil, ziemlich kontraproduktiv sein.

Mir persönlich genügt es, ob ich mit dem aktuellen Verhalten meines Partners klar komme, egal, welche Hintergründe sie haben.
(Mir sind die Danke-Herzerl ausgegangen)
Vielen Dank für deinen umfangreichen Beitrag, sanfteHexe. Es ist wahrlich kein einfaches Thema und es gibt wohl keine Patentlösung.
*******ganz Mann
124 Beiträge
sanfteHexe

Traurig, dass Du solche Erfahrungen hast machen müssen.

Die Aussage: "aber wer will sich schon ernsthaft auf die Probleme des anderen einlassen?!" finde ich ziemlich befremdlich. Wenn es nicht rein ums Vögeln geht, sondern um eine Beziehung, dann habe ich doch Interesse am Anderen, auch und gerade an seinen Problemen, an dem, was ihn geprägt hat und/oder umtreibt.
*****_54 Frau
11.692 Beiträge
Zitat von *******ganz:
Wenn es nicht rein ums Vögeln geht, sondern um eine Beziehung, dann habe ich doch Interesse am Anderen, auch und gerade an seinen Problemen, an dem, was ihn geprägt hat und/oder umtreibt.

Zustimmung.

Was ich aber nicht gut finde, ist Rumbohren in der Problemwelt des Partners, ganz besonders, wenn es Dinge betrifft, die nicht durch mich oder mit mir verursacht wurden.
Forciertes Interesse am Seelenleben des Partners kann manchmal auch als übergriffig empfunden werden.

Erwachsene Menschen haben meist gelernt, Probleme zu bewältigen oder in ihr Leben zu integrieren. Wenn sie davon erzählen wollen, ist das ihre ureigenste Sache.
****na Frau
1.275 Beiträge
Was mir jemand erzählen möchte, ist seine Sache. Ich "erkenne" den, den ich vor mir habe, ohnehin mit der Zeit durch sein Verhalten und durch das, was er wie über sich erzählt oder gerade nicht erzählt. Die Big Points mendeln sich immer irgendwie nach oben auf die eine oder andere Art, und dann muss man damit umgehen.
Schließe mich der Kommt drauf an Fraktion an.
Es kommt drauf an, ob es mit mir als Person irgendeine Verbindung gibt. Wäre zb eine bestimmte männliche Person das "Feindbild" des Mißhandlers, weibliche Personen aber völlig ok und es bestünde nicht die Gefahr irgendetwas auszulösen, wäre es erstmal nicht wichtig. Wäre es besser, ich würde auf bestimmte Verhaltensweisen achten, müßte ich das wissen.
Mir wäre (ohne Information) wichtig, daß die betroffene Person in der Lage ist, sich selbst zu schützen und auch andere, also keine flashbacks hat, während derer weitere Personen durch ungewollte Handlungen oder nicht-Handlungen gefährdet werden. Ist dies nicht der der Fall, übernimmt jeder, der Umgang mit der geschädigten Person hat eine Verantwortung und sollte informiert sein.
Verhaltensweisen, die vielleicht auffallen, aber unter Eigenheit verbucht werden können, müssen nicht direkt erklärt werden, der Betroffene kann sich da jede Zeit nehmen, die er braucht, bis er irgendwas erzählt.

(ob jemand erwachsen ist oder nicht sagt nichts darüber aus, wie mit einem Trauma umgegangen wird und umgegangen werden kann. Menschen mit ptbs wollen, aber sie können nicht. )
*******exe Frau
2.644 Beiträge
Die Aussage: "aber wer will sich schon ernsthaft auf die Probleme des anderen einlassen?!" finde ich ziemlich befremdlich. Wenn es nicht rein ums Vögeln geht, sondern um eine Beziehung, dann habe ich doch Interesse am Anderen, auch und gerade an seinen Problemen, an dem, was ihn geprägt hat und/oder umtreibt.

@*******ganz
Ja, das denke ich mir, dass du diesen Satz sehr befremdlich findest. Er ist auch eher bitter-ironisch und leider meine Erfahrung. Also bitte nicht als allgemeingültig sehen.

Interesse am anderen ist immer ok und auch wichtig, aber die Dosis macht das Gift. Man muß nicht alle Ursachen kennen, um mit dem Gegenüber umgehen zu können. An den Traumata kann man nichts mehr ändern; die sind geschehen und haben geprägt. Liebhaben und akzeptieren dürfte bei vielen reichen. *zwinker*
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