Ein großes Problem in der Gesellschaft ist auch ein ziemlich verzerrtes Bild bzgl psych. Störungen. Abgesehen davon dass gleich angenommen wird, einen anner Klatsche zu haben gilt man autom. auch als psych labil, um nicht zu sagen instabil. Oder auf gut dt.- unberechenbar. Und so einer praktiziert auch noch BDSM??? Himmel hilf! Mögen die kräftigen Männer mit dem schicken Jäckchen schnell kommen, in der Klapse ist noch ein Platz frei...
Dazu mal ein Beispiel aus dem Alltag. Gespräch unter Kollegen.
Samma, Zucker, also Diabetes, kennze? Dat ist das mit dem Insulin. Krisse Zucker von. Musse spritzen. Kannze nicht mehr alles essen und so. Insulin ist ja das Hormon dass den Blutzuckerspiegel reguliert. Klappt das nicht mehr, hat man Diabetes und man muss sich spritzen. Nicht immer aber endet meist so. Kennze, ne? Voll doof ne? Ja, kann man nix machen. Jibt wohl schlimmeres. Jo.
Ok. Ich hab wiederkehrende depressive Schübe, das ist auch voll doof. Kennze? (Das mit dem schlechten Tag haben lass ich mal weg...). Ne, ich mein schon echte Depression, keine schlechte Laune. Oh, oh, oh- dann bist also psychisch krank!? Darfst du überhaupt arbeiten? Ich bin nicht krank, ich hab ein Hormon-Problem? Hormon-Problem? Lach, hat meine Frau auch! Einmal im Monat ...
Also, das mit dem Insulin ist klar, ne? Jetzt gibts ja noch viele andere Hormone die alles mögliche im Körper und damit auch in der Psyche steuern. Z.b. Serotonin. Das macht das du gut drauf bist. Ist jetzt bei mir wie beim Zucker, das läuft nicht mehr so wies soll. Nehm ich Pille für, wa? So wie mit dem Insulin. Dann tutet dat widder. Ahso, ja wenne meins dat Drojen dir helfen, solltes mal besser in Therapie jehen! Mit die Pillen bisse doch unberechenbar!
Tja, da nützt alles Wissen und Vermittlung nichts, das ist das denken einer Generation. Nun reift ja eine Generation heran, wo die meisten das schon aus der Pubertät her kennen. Da dürfte sich das Verhältnis über die Erkenntnis darüber schlagartig um 180° drehen. Kaum einer, der sich nicht bestens damit auskennen wird... Die Zeit wirds richten. Bis dahin machts keinen Sinn.
Im BDSM ist das nicht anders. Welche Sub die noch klar bei Verstand ist (und den auch nicht an der Türe abgeben will) wollte sich mit einem Dom einlassen, der depressive Schübe hat und deswegen Anti-Depressiva nimmt? So verrückt kann keiner sein! Zudem ich eine TH für mich ausschließe, denn mein Serotoninspiegel lässt sich durch das Gequatsche leider nicht beeinflussen. Aha, also auch noch TH-unwillig, unreflektiert, beratungsresistent, kurz- unberechenbar!
Und naja, bei allem Wohlwollen- ein Dom sollte in jedem Fall eine stabile Psyche haben! Ein Depressiver hat keine stabile Psyche. Der hat sich doch selbst nicht im Griff. Wie soll das dann erst im BDSM sein? Und dann noch mit den Pillen! Die sind doch wesensverändernd. Da weiß man doch gar nicht wie der reagiert, wenn der das Zeug nimmt. Und nachher heult der sich auch noch bei mir aus, oder was? Ne- sowat kommt mir nicht ins Haus! Nogo
Ok, ist mir pers. jetzt noch nicht untergekommen, hörte ich auf Stammis aber immer wieder und ist mir auch sonst nicht unbekannt. Subs sind eh immer die armen bemitleidenswerten Hascherl, da kann man da noch drüber hinweg sehen. Aber ob ein Dom sich so was leisten kann?
Aber so eine Depression hat auch sein gutes. Ich kann seit dem viel besser und tiefer in mich hinein horchen und mich selbst besser verstehen. Auch bin ich dadurch feinfühliger auf Stimmungen geworden und kann auch nun über diese Grenze hinaus empfinden. Gerade im D/s fühle ich mich so viel näher dran als zuvor. Es hat mich sensibilisiert und das im positiven. Und so ein Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer sorgt dafür, dass ich Glück auch wieder als solches empfinde. Ist doch auch was positives. Find ich jetzt.
Aber gut, wird sich schon jemand finden der das brandgefährlich und ganz schlimm findet. Na denn. Seis drum.