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BDSM und Therapie: Ein No-Go?

*******rko Frau
2 Beiträge
Themenersteller 
BDSM und Therapie: Ein No-Go?
hey liebe kink community,

falls diskussionen über dieses thema bereits existiert freue ich mich auf hinweise auf die jeweiligen threads. in meiner suche habe ich nichts passendes gefunden.

ich bin über die jahre immer wieder auf menschen gestoßen, die für sich kategorisch ausschließen eine d/s beziehung mit einer person einzugehen, die sich in therapie befindet. ich habe das immer sehr befremdlich gefunden und mich gewundert warum das für einige so ein großes no-go zu sein scheint.
mir ist dies vor allem bei dominanten parts aufgefallen, die nach neuen subs gesucht haben.

prinzipiell verstehe ich den wunsch nach einer mental "gesunden" person als (spiel-)partner*in und auch ich wünsche mir in sich gefestigte personen, wenn ich im bdsm kontext unterwegs bin.

meine gedanken dazu sind: fast jede person wird in ihrem leben mit situationen konfrontiert, die psychisch belastend sind. viele schaffen es aus eigener kraft heraus mit diesen problemen umzugehen. andere benötigen für einschneidene erlebnisse professionelle hilfe und einige von diesen personen nehmen diese hilfe auch in anspruch.
ich finde es gibt nichts verwerfliches daran sich hilfe zu suchen, wenn man mit den persönlichen anforderungen, die das leben einem entgegenwirft, nicht mehr zurecht kommt. ich denke eher, dass es eine stärke ist sich dies einzugestehen.

eine person die sich in therapeutische behandlung begibt, sich selbst reflektiert und an sich arbeitet ist mir persönlich lieber, als eine person die ihre probleme unbewusst durch ihr leben trägt und diese an anderen auslässt. ich habe lieber jemanden, der transparent mit emotionen, gedanken und im schlimmsten fall triggern/traumata umgehen kann, als jemanden der blindlinks agiert.


bdsm und eine d/s beziehung ersetzen keine therapie, das ist klar. aber warum wird eine person ausgeschlossen, die sich in therapie befindet / therapie durchlaufen hat?
********chaf Mann
7.951 Beiträge
JOY-Angels 
Genauso sehe ich es auch: Wenn sich jemand in Therapie befindet, dann ist das für mich das Signal, dass jemand sich reflektiert und, vor allem , nicht glaubt, die eigenen Defizite mit Freunden oder neuen Partnern alleine lösen zu können.

Dann bleibt für mich, einem potentiellen neuen Partner, und ihr mehr Zeit für die schönen Dinge miteinander. *liebguck*
Eine gute Frage!
Vielleicht ist eines der Bedenken, dass diese Person zu "fremdbestimmt" (durch den Therapeuten/ die Therapeutin) ist und Dom/me nicht die alleinige "formende" Person ist?
Oder denkt, mittherapieren zu sollen?
**********urple Paar
7.745 Beiträge
Zitat von *******des:
bdsm und eine d/s beziehung ersetzen keine therapie, das ist klar. aber warum wird eine person ausgeschlossen, die sich in therapie befindet / therapie durchlaufen hat?

Sind sie für mich definitiv nicht. Solche Menschen können "schwirig" sein, mehr Aufwand bedeuten, aber sie können auch eine unheimliche Bereicherung sein.
Ich habe bereits zweimal solche Erfahrungen in langjährigen (Spiel)-beziehungen gesammelt.

Voraussetzung ist offene Kommunikation über das "Problem" und Reflektionsfähigkeit.


LG, BoP (m)
*********iette Frau
5.101 Beiträge
Zitat von *******des:
aber warum wird eine person ausgeschlossen, die sich in therapie befindet / therapie durchlaufen hat?

Weil manche meinen, dass Menschen mit psychischen Problemen/Störungen kein BDSM praktizieren sollten/dürfen. Besonders nicht auf der devoten Seite.

Ich persönlich halte das so pauschal gehalten für Quatsch und halte mich von solchen Menschen auch lieber fern.
Ich möchte nur kurz noch einwerfen, dass Bedenken gegenüber in Therapie befindliche Personen als Partner*in zu haben, nichts BDSM- spezifisches ist.
So an sich.
**********urple Paar
7.745 Beiträge
Zitat von *******ant:
Ich möchte nur kurz noch einwerfen, dass Bedenken gegenüber in Therapie befindliche Personen als Partner*in zu haben, nichts BDSM- spezifisches ist.
So an sich.

Das habe ich in den letzten 40 Jahren leider ganz anders erlebt. Im BDSM-Bereich wird dagleich mit ganz anderen Maßstäben gemessen, vor allem von Vanillageneigten.

LG, BoP (m)
In einer Therapie durchläuft man verschiedene Stufen und eine D/S Beziehung kann dabei hinderlich sein. Auch wenn es vielleicht nicht deren Intension ist, ich finde es gut, dass sie dann keine Beziehung eingehen.

Die D/S Beziehung muss womöglich immer wieder ans Stadium der Therapie angepasst werden.

Es kommt auch drauf an, was für eine Therapie. Einen wir eine Verhaltenstherapie. Innerhalb derer kann sich herausstellen, was einem gut tut und was nicht und Muster werden unterbrochen. Beispiel: Sub ist in Therapie, weil sie nicht sein sagen kann und dass muss sie lernen. Innerhalb einer D/S Beziehung gilt aber womöglich kein Nein, dass heißt hier zu differenzieren, wann muss/sollte ich nein sagen und wann nicht, kann der Genesung im Weg stehen.

Genau das Reflektieren macht es mitunter schwierig/er eine Beziehung aufzubauen.

Wenn Dom sagt, solange Sub noch in Therapie ist, möchte ich dort nicht ran, erst wenn sie abgeschlossen ist, halte ich persönlich für einen reflektierten und emphatischen Entschluss. Alle, die mit „kranken“ nicht zutun haben wollen, wären eh nicht gut. ☺️
Ja, das passiert.
Meiner Meinung nach denken diese Menschen einfach nicht weit genug.
Leute, die sich therapieren lassen, sind oft selbstreflektiert, denn sie sehen ja offensichtlich, dass es Baustellen gibt und bearbeiten diese.
Ich habe schon einige Menschen kennengelernt, die es bitter nötig hätten, mal hinter die Bücher zu gehen, es aber selbst nicht sehen.
Insofern....

Sie
Zitat von **********urple:
Zitat von *******ant:
Ich möchte nur kurz noch einwerfen, dass Bedenken gegenüber in Therapie befindliche Personen als Partner*in zu haben, nichts BDSM- spezifisches ist.
So an sich.

Das habe ich in den letzten 40 Jahren leider ganz anders erlebt. Im BDSM-Bereich wird dagleich mit ganz anderen Maßstäben gemessen, vor allem von Vanillageneigten.

LG, BoP (m)

Für mich erkenne ich da keinen Widerspruch.
Dass es im "Vanilla- Bereich" ebenso Thema ist, heißt nicht, dass es im BDSM- Bereich nicht anders gehandhabt wird.
*nixweiss*
******s21 Mann
102 Beiträge
Um hier einfach mal aus meiner eigenen Sicht zu sprechen. Ich finde nicht, dass man kategorisch jeden ausschließen sollte, wegen einer Therapie. Allerdings sollte man einen Blick auf die individuelle Situation haben.

Oft ist eine Therapie, eben schon ein erstes Päckchen, dem man sich annehmen wollen muss.
Schließlich sollte Dom im Blick haben, um was es geht und ob es sich eventuell auf das gemeinsame Bdsm auswirken könnte.

Des weiteren fehlt vielen Menschen glaub einfach der Zugang, es genauer zu verstehen. Wenn man selbst nicht betroffen ist und sich nie damit beschäftigt hat.

Weshalb es dann wahrscheinlich oft abschreckend wirkt, sich die Zeit dafür nehmen zu müssen.

Trotz allem, weist es ja auch erstmal auf eine stärkere psychische Instabilität hin, als bei jemandem ohne Therapie (auch wenn man versteckte Päckchen bei niemandem ausschliesen kann)

+die Angst, beim spielen eventuell ungewollte triggerpunkte zu treffen und dinge auszulösen, die man erstmal nicht absehen konnte usw.

Alles in allem glaube ich einfach, dass da eben viele Punkte zu Verunsicherung führen und /oder höheren "Aufwand" suggerieren. Sei es empathischer oder informativer Aufwand.
Was das Kategorische ausschliesen wiederrum einfach zum Weg, des geringeren Wiederstands macht.
**********urple Paar
7.745 Beiträge
Zitat von *******ant:
Für mich erkenne ich da keinen Widerspruch.
Dass es im "Vanilla- Bereich" ebenso Thema ist, heißt nicht, dass es im BDSM- Bereich nicht anders gehandhabt wird.
*nixweiss*

Ich erkenne da auch keinen Widerspruch, aber meine langjährige personlichen Erfahrungen genau mit diesem Thema zeigt leider eine ganz andere Statistik. Da wird sehr oft vorschnell abgeurteilt und eine BDSM-Neigung mit der Erkrankung verknüpft so nach dem Motto "Das ist ja auch kein Wunder" oder so. Leider sehr oft sogar von unaufgeschlossenen Therapeuten selbst.



LG, BoP (m)
*****976 Paar
18.023 Beiträge
Sehr gute Frage, ich versuche die dahinter stehende Angst zu erklären.

aber warum wird eine person ausgeschlossen, die sich in therapie befindet / therapie durchlaufen hat?


Weil es im schlimmsten Fall, wenn es zu einem Selbstmord kommen sollte, ich als Liebhaber/Dom/Freund/Ehepartner ein Leben lang mit Schuldgefühlen zu kämpfen haben würde.

Insbesondere der Gedanke, jemand könnte nach einer missglückten Session sein Leben beenden, ist durch das Abfallen der freigesetzten Hormone, leider nicht "denkunmöglich".

Die Angst als Dom jemanden möglicherweise nach einem Absturz, nicht ausreichend auffangen zu können, der beispielsweise an Hormonstörungen oder Depressionen leidet, ist durchaus berechtigt und kann verständlicherweise abschreckend wirken. *hutab*

Auf der anderen Seite sehe ich es als völlig normal an, in der heutigen Zeit an Depressionen zu leiden.


Lg. M (Er)
Zitat von **********urple:
Zitat von *******ant:
Für mich erkenne ich da keinen Widerspruch.
Dass es im "Vanilla- Bereich" ebenso Thema ist, heißt nicht, dass es im BDSM- Bereich nicht anders gehandhabt wird.
*nixweiss*

Ich erkenne da auch keinen Widerspruch, aber meine langjährige personlichen Erfahrungen genau mit diesem Thema zeigt leider eine ganz andere Statistik. Da wird sehr oft vorschnell abgeurteilt und eine BDSM-Neigung mit der Erkrankung verknüpft so nach dem Motto "Das ist ja auch kein Wunder" oder so. Leider sehr oft sogar von unaufgeschlossenen Therapeuten selbst.



LG, BoP (m)

Ah, so herum meintest du das!
Jetzt verstehe ich es besser. *g*
Ich denke in Therapie ist auf jeden Fall besser als ohne Therapie, wenn sie der Person eigentlich gut tun würde.

Ich denke, man kann auch nicht alles über einen Kamm scheren. Einem dominanten Spielpartner lege ich teils mein Leben in seine Hände. Da ist es doch nur sinnvoll, dass ich dann auch darauf vertrauen können muss, dass er auch in der Lage ist diese Verantwortung zu tragen.

Und auch als Sub trägt man Verantwortung. Der dominante Part muss sich darauf verlassen können, dass Sub Entscheidungen frei und verantwortungsvoll trifft und ihm hinterher keine Vorwürfe macht, wenn es nichts vorzuwerfen gab.

Ich denke, das gilt sogar auch außerhalb des bdsm für jegliche Art von Beziehungen, aber im bdsm ist es nochmal wichtiger, weil es nicht alles oft risikoreicher für Körper und Seele ist.

Ich möchte auch nie wieder von einem Menschen tagelang nichts hören und nicht wissen, was los ist (Depressionen). Ich möchte nie wieder von einem Menschen (Narzissten) manipuliert werden. Da stelle ich mich über eine mögliche (Spiel-) Beziehung.
Zitat von *******eyn:
In einer Therapie durchläuft man verschiedene Stufen und eine D/S Beziehung kann dabei hinderlich sein.

So sehe ich das auch. D/S kann schwierig sein, wenn es in der Therapie darum geht, eigene Bedürfnisse und Grenzen zu erkennen und dafür einzustehen. Dennoch würde ich nicht kategorisch behaupten, dass BDSM und Therapie auf keinen Fall zusammen funktionieren.

(Das Mädchen)
Eine Frage:
Wenn Ihr Euch nur mit Menschen einlässt, die nicht in Therapie sind, dann kann all das, was Ihr bei in Therapie stehenden befürchtet, also nicht passieren?

Sie
*****n_N Mann
9.762 Beiträge
Naja...es kommt wohl auch auf den Grund einer Therapie an.
Behandelt werden ja nicht nur emotionale Überforderungen, sondern u.a. auch Persönlichkeitsstörungen, Süchte etc., die massive Auswirkung auf eine Beziehung haben (können) und das ist gar nicht nice, schön oder easy, selbst wenn man die Person schon lieben würde.

Es ist das eine, mit jemanden umzugehen, der den Tod eines geliebten Menschen nicht verarbeitet bekommt, aber was ganz anderes, mit einem umzugehen, der psychotisch, schwer traumatisiert, narzisstisch, drogenabhängig ist oder eine Borderline Persönlichkeit hat.

Ganz ehrlich...ich will eine schöne, unbeschwerte Kennenlernphase haben und dafür hole ich mir nicht mehr jemanden mit nen Sack voller Probleme ins Haus.
Hab ich gehabt, brauche ich nicht mehr...hab genug Schläge (emotional) eingesteckt. Schön war das unterm Strich nicht.
*******ssa Frau
5.655 Beiträge
Vielleicht ist manchen Doms eine aufgrund psychischer Erkrankung an sich arbeitende sub zu stark, zu reflektiert.

Selbst betroffen hatte ich immer das Gefühl, durch meine Erkrankung psychologisch irgendwo ja auch gewissermaßen gebildet zu sein, was auf den Partner unheimlich wirken kann, erkenne und sehe ich doch auch ihn besser, leichter, grad wenn er auch etwas mit sich rumträgt aber lieber die Tür zulässt und verdrängt.
****ika Frau
1.113 Beiträge
Ein Mensch, egal ob Stino oder BDSMler, Top oder Bottom, m-w-d kann doch nicht davon ausgehen, nur weil der Gegenüber in keiner Therapie ist, dass der Gegenüber mental gesund und stabil ist. Manche benötigen eine Therapie, bekommen aber keinen Platz oder wollen auch (noch) keine Therapie.
Hinzu kommt, dass psychische Erkrankung und die Therapie so unterschiedlich sind, dass man nicht einfach sagen kann: "nö, mit Menschen in Therapie spiele ich nicht".

Ja sicherlich gibt es Einzelfälle, bei denen eine BDSM Beziehung hinderlich für die Therapie ist.

Und noch ein Punkt: die meisten Menschen, die in Therapie waren, sind danach nicht "gesund".
Mich hat ein Dom an den Rand des Abgrunds gebracht, der trotz seiner soziopathologischen Persönlichkeitsstörung nie im Leben deswegen in Therapie gehen würde, weil er gar nicht die Selbstreflektion dazu hat.


Sie
Es kommt wohlauf den Grund an warum ersieht sich in Therapie befindet
Eine Burn out Person unterscheide ich da schon von einer depressiven.
Ein Helfersyndrom anders als eins der Borderline Probleme.

Grundsätzlich wäre mir der gesunde lieber da hätte ich aber zu wenig Geduld und vor allem zu wenig Lebenszeit noch auf meinen Tacho.
Therapie hin oder her, suspekt sind mir die die wirklich denken wir hätten wirklich noch alle Murmeln in der Tasche.
Denn das 1 % auf das das wirklich zutrifft ist schneller wieder weg als man piep sagen kann.
*****_54 Frau
11.795 Beiträge
Ich mache es nicht daran fest, OB jemand eine Therapie gemacht hat oder gerade macht oder ob einer eine brauchen könnte oder machen sollte, das zu beurteilen steht mir nicht zu.

Allein ausschlaggebend für mich ist, WIE sich die Beziehungsanbahnung zwischen ihm und mir gestaltet.
Mit einigen Problemen kann ich aus Erfahrung sehr gut umgehen, mit anderen gar nicht.
Allein daran orientiere ich mich, ob ich mich weiter darauf einlassen kann.
Und das ist wirklich unabhängig von einem möglichen therapeutischen Hintergrund.

(Ich selbst habe nie eine Therapie gemacht)
****ody Mann
13.239 Beiträge
Mich schreckt es ab, wenn "Auffälligkeiten" vorliegen und keine therapeutische Hilfe oder nur eine oberflächliche (Seelentröstung) in Anspruch genommen wird. Mit Therapie habe ich kein Problem. Sogar im Gegenteil.
**q Mann
971 Beiträge
Zitat von *******des:
ich bin über die jahre immer wieder auf menschen gestoßen, die für sich kategorisch ausschließen eine d/s beziehung mit einer person einzugehen, die sich in therapie befindet. ich habe das immer sehr befremdlich gefunden und mich gewundert warum das für einige so ein großes no-go zu sein scheint.
mir ist dies vor allem bei dominanten parts aufgefallen, die nach neuen subs gesucht haben.

Ich empfinde dies häufig als Ausdruck der eigenen Unsicherheit.

Zitat von *******des:
prinzipiell verstehe ich den wunsch nach einer mental "gesunden" person als (spiel-)partner*in und auch ich wünsche mir in sich gefestigte personen, wenn ich im bdsm kontext unterwegs bin.

Und nicht in Therapie zu sein ist die Definition von mental gesund? *skeptisch*
Um hier bei mir zu bleiben ... Ich hatte sehr lange die Diagnose Depressionen. Eine gute Freundin, die selbst Antidepressiva vertrieben hat, hat mich damals als erstes damit konfrontiert. Das Video "Ich hatte einen schwarzen Hund" traf in Großteilen auf mich zu. Aber ich depressiv? *nein*
Meine Hausärztin stellte unabhängig davon später die Diagnose mit dem Schlüssel F32.2, nach einem Vorfall im Dienst. Und ich fand, dass das eine tolle Diagnose war, um krank zu feiern. Aber ich depressiv? *nein*
Sie schrieb mir auch eine Überweisung zum Psychologen. Aber wieso hätte ich da hingehen sollen? Ich krank? *nein*
Dass mir Jahre zuvor mehrfach die Diagnose einer akuten bzw. posttraumatischen Belastungsstörung diagnostiziert wurde, nachdem ich im Dienst mehrfach tätlich angegriffen und verletzt worden war, wurde mir erst vor Kurzem wieder bewusst.
Über traumatische Erlebnisse habe ich eher Witze gemacht, weil Probleme hatte ich damit natürlich nicht, wenn man mich danach fragte.

Die Einsicht, dass ich wirklich depressiv bin, kam deutlich später, als ich so fertig war, dass ich nur noch funktioniert habe. Selbst Suizidgedanken waren dabei kein Thema, weil das zu viel Aufwand gewesen wäre und ich dafür keine Kraft gehabt hätte.
Und selbst ab dieser Einsicht hat es noch viele Monate und einen Menschen in meinem Leben gebraucht, der mich zur Einsicht brachte, dass eine Therapie hilfreich sein könnte.

Daher habe ich größten Respekt vor Menschen, die eine Therapie begonnen haben oder dies mindestens ernsthaft in Erwägung ziehen. Weil ich weiß, wie schwer mir dies gefallen ist.


War ich also mental gesund, weil ich die Realität verdrängt habe und wurde erst krank, als ich bereit war, Hilfe anzunehmen? *nachdenk*


Zitat von *******des:
ich finde es gibt nichts verwerfliches daran sich hilfe zu suchen, wenn man mit den persönlichen anforderungen, die das leben einem entgegenwirft, nicht mehr zurecht kommt. ich denke eher, dass es eine stärke ist sich dies einzugestehen.

Da bin ich voll bei Dir!


Zitat von *******des:
bdsm und eine d/s beziehung ersetzen keine therapie, das ist klar. aber warum wird eine person ausgeschlossen, die sich in therapie befindet / therapie durchlaufen hat?

Viel schlimmer finde ich, dass viele meinen, dass diese einen Therapeuten ersetzen könnten. Wie viele Küchenpsychologen auch hier unterwegs sind, sieht man im Forum recht schnell.

BDSM ist kein Ersatz für eine Therapie, kann aber begleitend sehr gut funktionieren. Wichtig ist dabei, dass man dabei auch in therapeutischer Hinsicht die richtige Person hat. Einige Therapeut*innen kennen sich mit BDSM gut aus, andere gar nicht.
Und ich weiß aus eigener Erfahrung, dass eine BDSM-Beziehung in Verbindung mit einer Therapie sehr gut funktionieren kann. Eine damalige Sub war in Therapie und unsere Beziehung inkl. dem BDSM-Kontext wurde dabei aktiv eingebunden. Insbesondere in Bezug auf Schmerz hat sie dadurch in Rücksprache mit Ihrer Therapeutin einen Weg gefunden, diesen nicht nur zu genießen konnte, sondern auch darüber negative Gedanken und Gefühle abzuarbeiten. Ihr hat die Kombination also sogar sehr geholfen.
Ja, es hat auch einer Menge (gemeinsamer) Arbeit und vielen Gesprächen bedurft, die sicher nicht immer einfach waren. Aber zwischenmenschliche Beziehungen sind nun einmal immer (auch) Arbeit!

Eine andere war über sehr viele Jahre in stationärer Behandlung und es hat dennoch bzw. unabhängig davon gut funktioniert.


Therapie und Beziehung kann also definitiv gut miteinander bzw. unabhängig voneinander funktionieren. *zwinker*


Gedanken machen mir da eher die Menschen, die von sich meinen, dass diese dominant seien und insbesondere in einem D/S Konstrukt nicht spüren/merken, wenn etwas beim Gegenüber nicht passt. Vollkommen unabhängig davon, ob dieses Gegenüber in einer Therapie ist bzw. mal war oder eben nicht. Keine Therapie ist schließlich kein Beleg für Gesundheit oder gar Stabilität.

Und interessanterweise sind es die Menschen, die Vorsorgeuntersuchungen und Prävention belächeln, die häufig schwer erkranken. *zwinker* Vielleicht sollte einem dies zu denken geben. *gruebel*
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