Bei meinem Exfreund vor meinem an Krebs verstorbenen Mannes, war es seine Alkoholsucht:
Als wir uns kennenlernten war er Bassist in einer unbekannten Karlsruher Rockband, arbeitslos, Leseratte vom Typ Traumtänzer, aber trocken, liebenswert, zuverlässig usw.
Dass er Alkoholiker war hat er mir verschwiegen, und ich hatte auch bis dahin keinerlei Erfahrung mit solchen Menschen. Als Musikerfrau habe ich die Zeit natürlich sehr genossen und habe mir auch nichts dabei gedacht, an den WE, bei Auftritten und Gigs mal etwas Sekt zu trinken und hin und wieder einen Joint zu rauchen (damals habe ich auch noch normal geraucht)
Durch reinen Zufall habe ich dann durch eine Exfreundin von ihm von seinem längeren Entzug in einer Klinik am Telefon erfahren, was mich natürlich ziemlich umhaute, aber so richtig klar über die Folgen war ich mir zu diesem Zeitpunkt nicht.
Nachdem er dann noch die Band wechselte wurde alles schlimmer: Die dortigen Musiker hatten ähnliche Probleme wie er, und nichts war so wie es einmal war - es ging mit allem bergab, und auch der Alltag funktionierte nicht mehr, bis er wieder voll drauf war, einmal sogar die Wohnungstür eintrat, beim Umzug in keinster Weise mithalf und in der neuen Wohnung recht bald ein paar Küchenfliesen erneuert werden mussten, da ihm einfach die Bierflaschen aus der Hand fielen.
Auch Sex war dann mit ihm mehr Frust als Lust, was dann dazu führte, dass jeder von uns es sich lieber selber machte, und er zum Schluß auch in seinem Zimmer schlief.
Ich habe am Anfang gehofft, dass die Liebe stärker als die Sucht sei, aber keine Chance, trotz langer, intensiver Gespräche und Bemühungen. Zugute halten muss ich ihm im Nachhinein, dass er sich dann ein Zimmer genommen hat, als er merkte, wie ich am Ende meiner Kräfte war!
Später habe ich dann durch den Partner meiner Freundin erfahren, dass er in seiner kleinen Wohnung tot aufgefunden wurde, war schon ein Schock, aber er hatte sein Leben und die Sucht einfach nicht mehr im Griff.....
Heute finde ich es großartig, wenn Suchtkranke offen mit ihrer Krankheit umgehen, man kann sich im Vorfeld darauf einstellen und verantwortungsvoll handeln.
Ich wäre damals froh gewesen, wenn ich es von Anfang an gewusst hätte.....