Moin,
ich bin vor vier Jahren das erste Mal in den Club gegangen.
Als überzeugter Single ohne Wunsch nach jeglichen Beziehungsmodellen wollte ich es einfach mal ausprobieren.
Ich wollte (und will noch immer) unverbindlichen Sex, was von gemeinsamen Streicheln zu "Vanilla-Sex" bis hin zu BDSM sein kann (kommt auf meine Stimmung und den entsprechenden Gegenpart an). Ebenso war und bin ich offen für Gruppensexerfahrungen und liebe inzwischen das große liebevolle, achtsame Gewimmel, sehr gerne mit Herrenüberschuss.
Wichtig ist mir, dass ich den Menschen selbst im Akt erleben darf, nicht seine Lieblingspornos oder seine gesellschaftlich geprägten Vorstellungen, wie Sex (und der Umgang miteinander) laufen muss (bsp.: "Na sicher, Kleines"). Und da es keinen besseren Ort gibt, sich selbst ohne äußere Einflüsse (Job, Familie, gesellschaftliche Stellung - das Freudsche "Über-ich") zu entdecken und zu erleben, ist dies mir schon öfters geglückt.
Inzwischen würde ich Menschen, die noch nie in einem Club waren, einen Swingerclub als einen Erwachsenenspielplatz beschreiben.
Kinder, Tiere und Handys sind nicht erlaubt. Es gibt ca. 8 Stunden Auszeit von der Welt (man sollte auch in Gesprächen die Tagespolitik draußen lassen), dass All-Inclusive-Programm bietet meist neben Getränken, Essen, Kondomen und Handtüchern auch einen Wellnessbereich mit Sauna und Pool und am Wochenende sogar eine Disco mit DJ.
Letzteres macht es möglich, dass Menschen ü30, die sich aufgrund der Altersstruktur in den Discos nicht mehr wohlfühlen, in den Clubs eine neue, "erwachsene" Art zu feiern finden: Wenn es passt, ist nebenan eine gemütliche Möglichkeit, sich näher zu kommen. Es gibt also kein "zu mir oder zu dir", keinen umständlichen Klosex oder gar einen Akt in einer Hausecke, im Vorgarten oder im Auto. Als ich vor Corona nochmal in einer "normalen" Disco war, fehlte mir einfach die "Matte" nebenan, wie ich es vom Club her kannte.
Die frühen Öffnungszeiten (unter der Woche tagsüber, am Wochenende ab 19/20 Uhr, bis 3/4 Uhr) der Swingerclubs machen übrigens auch, dass Eltern z.B. gut Babysitter organisieren können. Und mein Bio-Rhythmus ist weniger gestört, obwohl ich feiern war.
Ich schätze am Club ebenfalls, wie viele verschiedene Menschen ich kennenlernen durfte und darf, welche ich in meiner persönlichen Blase niemals getroffen und gesprochen hätte.
Die Möglichkeit, sich auch verbal über Sexualitäten auszutauschen, also FSK18-Gespräche zu führen, schätze ich ebenfalls am Club. Viele Menschen können sich nach anfänglichen Wortfindungs- oder Beschreibungsschwierigkeiten (weil uns im Alltag einfach nicht das Vokabular gegeben ist) toll über ihre Sexualität austauschen, Wünsche und Erfahrungen formulieren, reflektieren und so mit anderen wachsen.
Es ist also inzwischen (nach knapp 270 Besuchen in 16 Clubs) für mich ein Ort, an dem Menschen mit einem Ziel zusammenkommen (Option: Sexuelles Erlebnis, egal ob theoretisch, voyeuristisch oder praktisch), egal welcher Herkunft, gesellschaftlicher Stellung oder Lebenserfahrung. Das macht jeden Abend bunt und besonders. Keine Party ist wie die andere, weil die anwesenden Menschen der wichtigste Bestandteil solcher Partys sind.
Vielleicht probierst Du es einfach mal aus.