Wer Sex verwissenschaftlicht, macht ihn zum "Problem". Dann braucht es Antworten und Anweisungen, wie das Problem bestmöglich zu entschärfen wäre. Das kann, muss aber nicht, selbst zum Problem werden. Aus Verwissenschaftlichung wird Technisierung, also eine Art "Entzauberung" mit der Folge, dass die "Magie" raus ist. Versprachlichung ("lass uns drüber reden") wirkt in dieselbe Richtung. Jedenfalls der Tendenz nach.
Kleine Reaktion auf den dritten Satz des Eingangsposts. Wenn das Beschriebene nun selbst ein "Problem" wird, was ist die Antwort? Zurück zu Magie, Spontanität, unreflektierter Hingabe an die Lust usw. mag hier und da Anklang finden, funktioniert aber nicht, weil der Rückweg durch Versprachlichung, Verwissenschaftlichung, Technisierung auch des Alltags, allesamt nicht mehr aus der Welt zu schaffen, versperrt ist. Wir können nicht einfach willentlich vergessen, was wir wissen, auch wenn wir denken, dass die Fähigkeit, dies zu tun, gelegentlich von Vorteil wäre.
Mit der massenhaften Verbreitung zuverlässiger Techniken der Kontrazeption emanzipiert der Sex sich von der Reproduktionsfunktion zum zweckfreien Genuss. Die Ironie liegt darin, dass der dann eben auch genossen werden WILL (muss usw.). Klappt es damit nicht wie erwünscht und erwartet, liegt es nahe, das Heil in weiterer Technisierung zu suchen.
Das mag bedauert werden, aber wie gesagt: einen Rückweg zur unberührten "Natur" der Dinge, wie sie einstmals war (oder verklärend vorgestellt wird), gibt es nicht. Er schiene wohl auch, zumal für Frauen, deren Lustentfaltung die genannte Emanzipation vermutlich erstmals auf breiter Front zulässt, wenig wünschenswert.