Alles im Arsch
In den männlichen Profilen lese ich die Einstufung von "anal" sowohl als "aktiv" wie auch "passiv", denn auch für mich als Frau gibt es zwei Seiten, die ich beide genieße. So habe ich viele Männer kennengelernt, die ganz erstaunt waren, wie viel sexueller Spaß an ihrer eigenen Hintertür schlummert. Für sie war es allerdings immer ein großer Schritt, sich rüber zu trauen. Nicht, weil sie körperliche Schrammen befürchteten, sondern weil sie sich als sehr verletzbar empfanden, wenn sie sich so offenbarten. Dabei ist der anale Bereich ein sehr lustsensibles Areal - ganz geschlechtsunabhängig. Ob man nun die Stimulation dort mag und entspannend, lustvoll, erregend empfindet oder sich unwohl fühlt, hängt oft von der Situation, dem Moment und dem eigenen Knoten im Kopf ab.
So ein Riesenknoten kann ganz schön verunsichern, wenn neben Schwanz auch noch andere Körperstellen (wie Herz oder Hintern) entdeckt werden, die Erregung und Emotionen auslösen. Gerne überspielt man mit superlativer Größenfixierung Schiss vor Gefühlen, Angst vor dem Genuss, Panik vor Vorurteilen, Furcht vor der eigenen Lust ... und dann ist die Überraschung groß über die Magie, die ein, zwei Finger auslösen können... wie schön es direkt am Eingang kribbelt oder wie wohlig geil sich anale Berührung von Prostata /G-Punkt(f) entpuppen.
Es müssen nicht gleich ganze Füße, Hände, Fäuste, Riesendildos, Anhängerkupplungen oder Epi-No ins Spiel gebracht haben. Höhepunkte kommen auch ganz spielerisch bei kleinem Einsatz, wenn man Lust drauf hat, diese Lust erkennt und zulassen kann.
Mich explizit zum analen Vergnügen zu verabreden, macht keinen Sinn, weil ich vorher noch gar nicht weiß, worauf meine Lust in der Besetzung/Situation/Moment dann Lust hat. Recht naturverbunden, sexpositiv und meine Fickpartner mögend, genieße ich spontan aktiv wie passiv - passend zum Flow. Erstaunlicherweise gab es bisher wenige Schmierspuren oder unplanmäßige Entleerungen. Tagelanges Vorbereiten mit speziellem Essen, Pluggen, Spülen sind vielleicht gut für die Planung, aber keine Garantie auf Lust. Dunkle Unterlagen, Kondome (diese lassen sich auch über Hände, Finger und andere Gegenstände ziehen) sowie Wasser und Seife für Hinterher empfinde ich als zielführender und für mich persönlich entspannter.
POsition gibt es viele. Als Aktive ziehe ich es vor in seine Augen zu schauen und in seiner Mimik zu lesen - ganz besonders mit dem Strap-On brauch ich dieses prompte Feedback.
Je nachdem wie angenommen sich jeder fühlt, desto uneingeschränkter und sicherer wird der Umgang mit dem Potpourri der Lust. Wer dann letztendlich beim Dreier als Sandwich in der Mitte ist, kann sehr variable sein und hängt von Erfahrung und Präferenz ab. Beim MFM /MMF empfiehlt sich sowieso eine gewisse Gelassenheit, die die Berührungsängste in den Hintergrund rücken lässt.
Ob das was mit hetero, hetero-flexibel, schwul oder bi zu tun hat ist für mich völlig nebensächlich solange es uns allen Spaß macht. Beim einvernehmlichen Verkehren akzeptieren und respektieren sich alle beteiligten Partner ohne zu reglementieren und zu stigmatisieren.
Aber immer gilt: Auch ein Arschloch verdient Respekt!
Wenn es nicht kribbelt, wenn der Finger sachte auf Wanderschaft geht, höre ich auf das innere Gefühl und nehme einfach einen anderen Weg. Da sollte niemand den Helden oder die Heldin markieren: Wenn es nicht passt, dann passt es in dem Moment nicht. Ganz einfach. Kein Drama. Und bei "Autsch" wird sowieso sofort gestoppt.
Und dennoch kann es passieren, dass trotz Lust und Glitsch und Vorsicht und Einfühlsamkeit sich erst nach dem Finale kleinere Blessuren und erstaunte Fragezeichen ob der gerade erlebten Lust bemerkbar machen.
Wobei bisher alle Beteiligten immer sehr rücksichtsvoll mit der zarten Haut und Seele umgegangen sind.
Es gibt ausreichend Raum, Platz und Zeit zum Teilen, um sich und seine Partner und die gemeinsame Lust zu genießen; während dies andere ebenfalls auf ihre Art und Weise tun. Wenn nicht miteinander, dann eben nebeneinander.