„„Wtf, jemand, der mir aus "Mitleid" antwortet, damit ich nicht so traurig bin, den brauch ich auch nicht, dann doch lieber völlige Ignoranz.
Wie wäre es damit, jeder Mensch ist so viel wert, egal, ob ich ihn näher kennenlernen möchte oder nicht, dass ich ihm wenigstens eine freundliche Absage erteile und ihm damit ein wenig Respekt zolle. Ist der Gedanke denn so fremd?
Ich LIEBE diese rhetorischen Spitzfindigkeiten, weil sie so herrlich entlarvend sind.
Du kreierst hier gerade ein hochinteressantes Narrativ, indem du implizierst: Wer nicht antwortet, entwertet den anderen Menschen und respektiert ihn nicht.
Spannend ist aber, dass du ja gar nicht weißt, warum jemand nicht antwortet.
Aber - und das vor allem - es ist auch niemand dazu verpflichtet, das zu begründen.
Auf der anderen Seite ist das Einfordern von Handlungen in einem solchen Szenario faktisch übergriffig, das Framen des sich Entziehens von äußerem Zwang oder der Diffamierung von Autonomie in seinem Kern ein ... nun ja ... tatsächlich totalitäres Gedankengut. In einem hier sehr "niedlichen", kleinen Spektrum, versteht sich.
Die Anspruchshaltung, wonach andere Menschen zu Handlungen gedrängt werden sollen, ist hier "Grievance"-basiert - im Übrigen ein junger, aber hochinteressanter Forschungszweig der Psychologie. Kern dieser Forschung ist, wie häufig eine Opfermentalität zu aggressivem Verhalten führt, das andere unter Zwang, mindestens aber unter Druck setzen soll. Dass jene, die sich in einem System freier Marktwirtschaft (und das ist Dating, bzw. sollte Dating sein) benachteiligt fühlen, weil sie nicht das bekommen, was andere bekommen - weil nur wenige, oder eben niemand, mit ihnen handeln will - erstaunlich schnell zu der Konklusion springen, dass dieses System nur dann fair, gerecht, "respektvoll" sein kann, wenn man andere dazu drängt, oder gar zwingt, sich fremden Bedürfnissen zu unterwerfen.
Oder kurz gesagt: "Ich bekomm hier 50 Absagen, oder werde erst gar nicht beachtet, das ist total unfair und niederschmetternd, ich werde nicht respektiert, also habt ihr wenigstens meine grundlegendsten Bedürfnisse nach Aufmerksamkeit zu erfüllen, sonst seid ihr Mithelfer dieses respektlosen Systems."
Scheiße ja, es tut weh, wenn man nicht bekommt, was man will. Aber eventuell, irgendwann, ist man ja auch kein Kleinkind mehr und wird erwachsen und versteht, dass man von anderen nichts gegen ihren Willen einfordern kann und dass es argumentativ verdammt schwach ist, Menschen, die nicht mit einem "handeln" wollen, als unhöflich, respektlos und empathielos zu bezeichnen.