„„Es ist anscheinend schon übergriffig, jemanden anzuschreiben, denn dass könnte dazu führen, das dieser andere Mensch sich dazu genötigt fühlt, diese Nachricht zu öffnen.
Nein, auch das hier ist nur rhetorisches Framing, weil einem die Ignoranz oder ein "Nein" nicht passt - weil Menschen nicht tun, was man will.
Hab ich in dieser Form in all den Jahren auch schon zigfach gelesen und ist auch hier im Thread vorher schon geschrieben worden.
Von jemandem eine Handlung zu erwarten, vorauszusetzen und ihn ansonsten als unhöflich, respektlos und empathielos zu bezeichnen, ist zumindest übergriffiges Gedankengut, weil man nicht damit klarkommt, dass jemand nicht so will, wie man selbst will, und man deswegen anfängt zu diffamieren, damit man zumindest jeden, der nicht tut, was man will, in den Schmutz ziehen kann.
Daraus dieses immerwährende "Ja, hier ist es ja anscheinend schon übergriff, jemanden anzuschreiben" abzuleiten, lenkt ja im Grunde nur davon ab, dass man sich gerade ganz ernsthaft darüber aufregt, dass jemand nicht tut, was man will, und man ihn auch nicht dazu zwingen kann.
Das erinnert mich halt - tschuldigung - wirklich an bockiges, unreifes Verhalten, immer dann, wenn jemand nicht so will, wie man das gerne hätte. Hände hoch, wie viele diesen Satz in seiner sarakstischen Form schonmal gehört, oder sogar selbst gesagt haben, wenn sie ein Nein von jemandem bekamen:
"Sorry, dass ich überhaupt gefragt habe, ich belästige dich auch nicht mehr, versprochen."
(Ich nehme meine Hand übrigens hoch. Habe diesen Satz nicht nur schon oft gehört, sondern auch selbst gesagt.)
Genau dasselbe ist es, wenn man damit konfrontiert wird, dass eine Anspruchshaltung nach Aufmerksamkeit ggü. anderen Personen übergriffig ist, und dann bockig mit "Anscheinend war wohl meine Kontaktaufnahme schon übergriffig, was?" reagiert.
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Sorry, aber mehr Umkehrung kann ich nicht verwenden. Wenn ich jemanden aufgrund einer fehlenden Handlung als unhöflich und nicht respektvoll empfinde, dann bin ich übergriffig?
Du kannst unhöflich und respektlos finden, was und wen du willst, das steht dir absolut zu.
Die Übergriffigkeit beginnt dort, wo du andere zu Handlungen drängen möchtest. Dort, wo gesagt wird:
"Eine Antwort ist ja wohl das Mindeste, was ich erwarten kann."
"Dass meine Nachricht gelesen wird, ist ja wohl das Mindeste, was ich erwarten kann."
Dort, wo du voraussetzt, das andere Menschen dir eine Handlung schuldig sind, und bereit bist, sie entweder durch direkten Zwang, oder durch sozialen Druck dazu zu bringen, das zu tun, was du dir einbildest, dass sie zu tun haben, beginnt die Übergriffigkeit. Auch dort, wo man bereit ist, Menschen zu beleidigen, zu diffamieren, ihren Ruf zu beschädigen, weil sie nicht tun wollen, was man von ihnen will.
Und ich denke auch, dass es nicht im eigenen, besten Interesse ist, wenn man von völlig Fremden Aufmerksamkeit erwartet - das kann ja nur in Frust enden.
Das Statement selbst, dass man das unhöflich findet, kann getrost so stehen bleiben, das ist eine persönliche Meinung, die darf man haben.
Ich haue auch am laufenden Band Statements und Meinungen raus, bewerte Menschen (und bin bereit, bewertet zu werden), aber ich entscheide mich lieber dazu, mich von Menschen wegzubewegen, die meine Werte nicht teilen, anstatt sie dazu drängen zu wollen, sie zu teilen.
In diesem Kontext geht es mir auch sehr explizit darum, dass Aufmerksamkeit von Fremden erwartet wird, nur weil man ihnen selbst Aufmerksamkeit schenkt. Aufmerksamkeit ist etwas, das man sich verdienen muss. Auch ich. Jeder. Wer mir keine Aufmerksamkeit schenkt, dem war ich nicht spannend genug. Ganz egal, für wie spannend ich mich selbst vielleicht halte.
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Letztendlich bedeutet es doch nichts anderes als „wenn du dir Hoffnungen auf einen Kontakt machst, bist du übergriffig
Hier geht es ja gar nicht um Hoffnung. Hier geht es um Erwartung. Das ist schon ein ganz gravierender Unterschied, ob man auf eine Reaktion hofft, oder ob man sie erwartet und dann zu zicken anfängt, wenn sie ausbleibt.
Alles falsch. Wer sich an bestimmte Sitten unserer Gesellschaft nicht hält, der läuft Gefahr, die Anerkennung anderer Mitglieder der Gesellschaft zu verlieren. Es gibt nun einmal auch kollektive Regeln, an die sich das Individuum halten sollte, will es ansonsten Gefahr läuft, die Wertschätzung anderer zu verlieren. So long!