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Vielleicht melden sich noch einige die den selben Weg bereits gegangen sind
Roberta,
mir ist nicht klar wie eng Du "den selben Weg" fasst. Bei mir war der wichtigste Schritt die Bartentfernung, weil ich einen 16stündigen Arbeitstag (inkl. An- und Abreise) ohne Bartschatten überstehen musste. Ich kenne andere, für die das weniger wichtig war, weil sie beispielsweise kürzere Arbeitstage, oder vor den schmerzhaften Sitzungen mehr Angst hatten. Oder es lag auch daran dass sie nicht in der Lage oder willens waren, mehrere tausend Euro selbst zu finanzieren.
Woran ein Mensch sein Geschlecht festmacht, und welche Maßnahme er priorisiert ist sehr individuell. Wenn Dir die Brust am Wichtigsten ist, so ist das Deine Sache, macht es nicht einfacher, wie Du ja gemerkt hast..
Hier in Deutschand verschanzen sich fast alle Dienstleister hinter der medizinischen Indikation, oder der Kostenübernahme durch die KK, Maßnahmen am Körper werden aus Angst vor Schadenersatzforderungen nur denn vorgenommen wenn diese Freigaben vorliegen. Schön dass Du eine Stelle gefunden hast die Dein Anliegen auch ohne erfüllen möchte. In der Schweiz ist die Lage eine andere. Tschechien soll einige Jahre recht günstig gewesen sein, aber auch viele unsachgemäße Eingriffe, die in Deinem Fall in D niemand repariert.
Der eingespielte Weg im deutschen Gesundheitssystem ist vielerorts nachzulesen. Einiges ist gesetzlich vorgesschrieben, vieles hat sich so eingeschliffen, davon abzuweichen geht mit viel Streitlust oder eigenem Geld. Meistens geht es schneller Fristen und Reihenfolgen einzuhalten, als zu prozessieren. Ich bin nicht allein mit der These, dass es den Kassen darum geht Kosten zu vermeiden, bzw. aufzuschieben. Falls Du drei Jahre nach Beginn der Psychotherapie ausreichend große, selbstgewachsene Brüste vorweist, ist ja ein Aufbau nicht mehr nötig, falls ein Patient während der Abläufe entnervt aufgibt, und lieber leidet, oder das Leiden anderweitig beendet muss die Kasse keine Kosten übernehmen.
Eine Transition ist nichts für Feiglinge, vielleicht ist es nicht falsch die Hürden dazu etwas höher zu hängen, und besonders sensible Gemüter zurückzuhalten bis der Druck groß genug ist, die Schwierigkeitenaushalten zu wollen, aber es ist unmenschlich, und richtig wird es dadurch auch nicht. Es hat mit Selbstbestimmung nichts zu tun. Wenn ich es ganz hart ausdrücken möchte, wenn es Dein Wunsch ist als Mann mit Brüsten zu leben, und du damit auch leben kannst, so gesehen zu werden, dann mach es. Es ist Dein Leben, Du hast nur eins. Und Du bist sicherlich alt genug Deine Entsscheidungen zu treffen.
Allerdings gibt es auch handfeste Gründe, dem ausgetretenen Weg zu folgen. Die einen sind physiologisch, gegengeschlechtliche Hormone haben nur dann eine postive Wirkung auf die Psyche, wenn sie Psyche und Hormonspiegel ins Gleichgewicht bringen, beispielsweise dann, wenn eine Frau endlich einen weiblichen Hormonspiegel im Körper hat, bzw. umgekehrt. Das hat der Begründer der HRT in den 1950ern schon ergründet, und ist auch heute noch weit verbreitete Meinung bei den Fachleuten. Eine HRT die nicht gut tut kann noch mal die Entscheidung ergeben, es bleiben zu lassen. Weiter ergeben sich aus der HRT körperliche Veränderungen, ein Brustaufbau kann tatsächlich nach anderthalb Jahren HRT nicht mehr notwendig sein. Oder anders notwendig sein als im Körper ohne HRT. Ich hab abgenommen im letzten Jahr, von 80kg auf 71, dabei nahmen die Brüste ab von Körbchen B nach A. Ich fand beides stimmig, weicher gezeichnete Gesichtszüge und Schulterknochen, mehr Brust, und umgekehrt. Wenn es Dir nicht um absolute Größe geht, wie Du schreibst, kann es Überraschungen geben.