„1. Als liierter Mann ist es eindeutig schwieriger jemand zu finden als als Single.
Das würde ich nicht pauschal behaupten. Das kommt darauf an, was man sucht, und in welchem Umfeld man sucht.
Beispiel aus meiner eigenen Erfahrung: in der BDSM-Szene sind offene Beziehungen gefühlt (also, zumindest in meinem Umfeld) häufiger als klassische geschlossene Monogame Beziehungen. Das mag an der Einstellung der Leute liegen, die es in "die Szene" treibt, oder daran, dass es schwer ist im BDSM alle Vorlieben mit einem einzigen anderen Menschen auszuleben und man sich daran gewöhnt, oder woran auch immer. Aber es ist definitiv so. Als Konsequenz daraus fällt es rein monogam veranlagten Menschen dort tatsächlich schwer, Partner:innen zu finden, die nicht auf offenen oder gar polyamoren Konzepten bestehen - ich kenne mehr als eine Person, der das so geht.
Daher: es kommt definitiv auf die Blase an, in der sich die Menschen befinden, die man attraktiv findet. Ich hatte bisher nie große Schwierigkeiten damit, neben meiner seit Jahren stabil bestehenden Beziehung/Ehe weiter Partner:innen zu finden (sei es nur "Spielpartnerinnen"/F+ oder auch weitere Beziehungen). Und das bei voller Ehrlichkeit was meinen Beziehungsstatus angeht.
„2. Für Frauen ist es eindeutig einfacher, Kontakte zu knüpfen.
Ich denke, das ist ein Trugschluss. Für Frauen ist es einfacher, Menschen zu finden, die Interesse an ihnen haben. Aber das sind nur sehr selten Menschen, an denen die Frau auch selbst Interesse hat und an einem Kontakt interessiert ist. Ich glaube, Kontakte mit Menschen, die sie tatsächlich kennenlernen wollen, haben Frauen auch nicht mehr als Männer und alle Anderen.
Ich kann das aber natürlich nur anhand der Erfahrungen der zugegeben nicht besonders aussagekräftigen Menge an Frauen sagen, mit denen ich darüber ab und zu rede.
„3. Dies kann zu einem Ungleichgewicht in der eigenen offenen Beziehung führen, wenn die Frau ständig die Möglichkeit hat sich zu vergnügen, und der Mann teilweise auf der Strecke bleibt. Auch als Mann möchte man Selbstbestätigung, die er dann nicht so bekommt. Das kenne ich auch. Und das kann belastend sein.
Wie gesagt, bei uns umgekehrt. Außerdem geht es, zumindest mir, beim Daten nicht um Bestätigung für mein Ego, sondern darum, nette Menschen kennenzulernen und mit diesen eine gute Zeit zu haben. Meinem Ego reicht es absolut, mit einer attraktiven, intelligenten und einfach nur tollen Frau verheiratet zu sein
„4. Was für alle Männer gilt, egal ob liiert oder nicht liiert. Natürlich kann man versuchen als Mann seine Chancen zu erhöhen. Männer, die immer schon attraktiv auf Frauen wirkten und erfolgreich waren, werden weniger Probleme haben, Kontakte zu knüpfen. Schwieriger wird es für Männer, die noch nie so erfolgreich waren.
Ich wurde, auch wenn ich darüber nicht gerne spreche, in der Jugend bis ins junge Erwachsenenalter gemobbt und war ein absoluter Außenseiter. Ich hatte meine erste Beziehung, da war ich fast 20. Meinen ersten Sex Jahre später (meine erste Partnerin hatte daran kein Interesse, Gründe tun nichts zur Sache hier). "Schon immer leicht" ist also definitiv nicht der Fall.
Auch heute bin ich bei weitem kein Frauenheld. Ich sehe maximal durchschnittlich gut aus, ich habe für manche Menschen extreme Ansichten und merkwürdige Vorlieben, ich bin unsportlich und anstrengend. Und trotzdem kann ich mich nicht beklagen.
Ich persönlich behaupte: das ist eine Frage des Auftretens und der Souveränität. Gerade weil ich nicht suche, sondern nur offen bin, falls sich einfach so was ergibt, kann man mich kennenlernen, ohne irgendwie das Gefühl zu haben, da wären irgendwelche Erwartungen. Je verzweifelter Menschen suchen, desto eher wirkt das merkwürdig, anstrengend und unattraktiv. Man hat Angst davor, was alles erwartet wird. Und dass alles an Kleinigkeiten scheitern kann - insbesondere wenn sich alles in bestehende Beziehungen einfügen muss. Und es sind komische, erzwungene Situationen auf Dates, wenn man sich quasi mit dem Ziel trifft, unbedingt zusammen zu kommen (oder unbedingt im Bett zu landen, oder was auch immer). Und das ist nicht nur bei Männern so, ich kenne auch Frauen die auf mich deswegen unattraktiv wirken.
Das ist es auch, was online-Dating so von "zufällig auf der Straße kennenlernen" unterscheidet - es ist eben erzwungen, irgendwie, und nicht zufällig und spontan.
„Es gibt hier einige, die behaupten, es liege bei Männern u.a. an den Bildern und dem Text im Profil. Man darf mir gerne gute Tipps geben, was ich noch verbessern kann
Ich würde als Profilbild eines der Bilder wählen, die dich beim Wandern zeigen. Da wirkst du sympathischer. Glücklicher. Offener. Und sie sind Bunter und ansprechender.
Ich würde mehr über dich erzählen, und weniger darüber, in welches Schema du gerne passen willst. Wie ich oben schon sagte: mach es möglich, dass man dich als Menschen wahrnimmt, und nicht primär oder gar ausschließlich das, was du hier unbedingt finden möchtest. Ich habe dein Profil gelesen und weiß jetzt, welche Art Beziehung ich mit dir führen könnte. Mit was für einem Menschen ich die führen würde, und vor allem was wir so den ganzen Tag tun würden - das sehe ich kaum.
Dein PS klingt passiv-aggressiv. Du unterstellst mit dieser Passage schon, dass Leser:innen deines Profils automatisch davon ausgehen, dass du jemanden betrügst. Tun sie das gar nicht, fühlt man sich davon angegriffen.
Dein "Mag ich" klingt abgedroschen. Das ist in etwa identisch dazu, bei einem Bewerbungsgespräch als individuelle Eigenschaften anzugeben, dass man "anpassbar, begeisterungsfähig und belastbar" ist.
Im "Über mich" wäre Platz für ein weiteres Bild. Das wirkt schöner als der graue Platzhalter. Du hast ja mehrere Bilder hochgeladen, du kannst da einfach eines einsetzen.