An diesem Thread kann ich mal wieder wunderbar sehen, wie unterschiedlich Menschen drauf sind und mir wird wieder ins Gedächtnis gerufen, wie unterschiedlich Menschen in Bezug auf Verlieben, Liebe, sexuelle Anziehung, gesuchte Nähe, gefühlte Enge (Klammern), Austarieren des passenden Verhältnisses von Nähe und Abstand im Miteinander drauf sind.
Das Wort "demiromantisch" hat mich zudem etwas mit Verwunderung zurück gelassen:
Was unter einem romantischen Miteinander verstanden wird, wie sehr es angestrebt wird, ob es überhaupt angestrebt wird, ob es schnell zu viel wird und weiteres mehr ist in meiner Erfahrung so unterschiedlich, wie die jeweiligen Menschen unterschiedlich sind.
Zum vernünftigen Austausch über das Ganze braucht es klare Definitionen und schon hier sehe ich die Gefahr, da auf einen vernünftigen, gemeinsamen Nenner zu kommen.
Was dem einen Menschen (nur) romantisches Schwärmen (Verliebtheit) ist, fühlt sich für den anderen Menschen womöglich schon so an, dass man komplett vereinnahmt werden soll, dass schon ein Miteinander in Form einer klassischen Beziehung geführt werden soll.
Wer hier mit vielen, unerfüllten Bedürfnissen (also recht bedürftig) unterwegs ist, kann da wohl auch recht schnell den Eindruck erwecken, viel zu wollen - zu viel zu wollen. Das Gegenüber fühlt sich dadurch überrumpelt, übergangen und macht "dicht".
Manchmal sind es aber auch nur unterschiedliche "Geschwindigkeiten" wie sich ein Miteinander aufbaut, ein unterschiedliches Verständnis, wie weit das Miteinander (gerade) gehen soll, eine eventuell erhöhte Sensibilität gegenüber dem sich Vereinnahmt-Fühlen einerseits oder andererseits eine schlicht geringere, romantische Veranlagung andererseits, die da schnell für Missverständnisse und Misstöne sorgen können.
Eigentlich hilft da meiner Meinung nach nur, offen zu bleiben, damit man ohne eigene "Filter" die Signale des Gegenüber möglichst gut wahrnimmt und nicht durch eigene Wünsche, Ziele und Vorannahmen sich selber "blind" macht.
Ich kann dem Wort "demiromantisch" weiter eher wenig abgewinnen, weil das Erleben der Menschen in meiner Erfahrung so unterschiedlich ist, dass ein bestimmtes zu erwartendes Romantisch-sein der Art und Weise, Liebe zu leben, so manchem Gegenüber schlicht nicht entsprechen wird und somit die Vielfalt in diesem Bereich schlicht ignoriert.
Die Gefahr (und somit das Potential) das Gegenüber hier falsch zu verstehen oder falsch verstanden zu werden ist - nebenbei bemerkt - gewaltig. So manches Was-wäre-Wenn-Denken kann bei der Gegenseite gewaltige Fluchtreflexe bewirken. Der gefühlte Eindruck, dass da zu wenig sei, kann andererseits schnell zu dem Vorwurf führen, dass da zu wenig "Wollen" vorhanden sei.
Ist es also nicht vielleicht besser, statt von "demiromantisch" zu schreiben, eher von weniger schnell und/oder tief in romantischen "Bereichen" auszugehen?
(Zumal ich jemanden, der mit tiefen romantischen Gefühlen vielleicht gar nicht viel "am Hut" hat, nicht absprechen kann, eine tiefe Liebe zu leben.)