Er schreibt:
Also ich kann von mir durchaus sagen, dass ich ein Hippie bin - und zwar auch und ganz besonders im politischen Sinne. Ich bin absolut für Freiheit, Gleichheit, Gleichberechtigung, für Love and Peace. Und ich bin ein Pazifist.
Aber ich bin sexuell auch dominant, bestimme im Zusammensein mit meiner Sub alleine und ohne Absprache mit ihr über unsere Sexualität, und befehle ihr auch im Alltag einiges. Ich bin zwar gegen Gewalt - aber ich liebe es, ihr den Arsch zu versohlen, bis er grün und blau ist.
Ein Widerspruch? Irgendwie schon. Zumindest äusserlich betrachtet. Aber wer hat denn gesagt, dass das Leben ohne Widersprüche sein soll rsp. überhaupt sein kann? Aber tiefer geschaut ist der Widerspruch auch nicht so gross: Ja, ich schlage sie - aber aus einem Gefühl der Liebe heraus, weil ich weiss, dass sie das noch mehr mag als ich. Ich liebe es, Ihr den Arsch zu versohlen - aber nur, weil sie es liebt. Ich würde ansonsten niemals jemanden schlagen, schon gar nicht eine Frau. Und da macht für mich der Consent schon eine zentralen Unterschied.
Und ja, in vielem alltäglichem dominiere ich sie, befehle ich ihr - doch auch das nur, weil sie das noch mehr liebt als ich. Ich lehne das hier erwähnte 50er-Jahre-Familienmodell aus ganzem Herzen ab, verachte es - und doch sieht vieles, wie wir es leben, von aussen ganz ähnlich aus. Mit dem grossen, entscheidenden Unterschied, dass alles absolut freiwillig und von ihr ausdrücklich so gewünscht ist. wenn es für sie nicht mehr stimmt, ist es auf einen Schlag beendet auf diese Art und Weise. Also ist sie absolut frei, wenn man genauer hinschaut. Und natürlich erinnert unser Leben auch nur auf den allerersten, oberflächlichen Blick an die 50er-Beziehung: Wir diskutieren absolut offen und ohne Einschränkungen auch kontroverse Themen, ich würde mir nie von ihr (oder sonst einer Frau) den Haushalt machen lassen, und ich würde nie ihre Freiheit in ihrem Sinne einschränken.
Aber gefühlt ist da natürlich schon auch für mich ein Widerspruch. Den fühle ich, seit ich BDSM wirklich lebe. Manchmal kommen schon seltsame Gedanken auf, wenn ich grad mit dem Rohrstock ihren Arsch bearbeite. Aber ich habe schon sehr lange aufgehört daran zu glauben, dass ein Mensch ganz ohne Widerspruch sein kann. Und heute finde ich es auch nicht mehr erstrebenswert, das zu versuchen. Ich habe verschiedene Seiten in mir, wichtig ist es mir einfach, dass diese verschiedenen "Ichs" sich gut verstehen und allzu weit von einander entfernt sind. Und genau so ist es auch.