Moin,
ich bin jetzt vier Jahre in Swingerclubs unterwegs und beobachte, dass dort Menschen aller Art, nicht nur mit den diversen Neigungen und Vorlieben, sondern auch unterschiedlichsten Empathie-Stärken und Selbstliebe-Level unterwegs sind. Auch gibt es verschiedene eigene Ansprüche, fremdbestimmte Zwänge im Kopf, Selbstoptimierungsdränge oder Vorstellungen, wann Sex gut ist (z.B. der Abgleich mit Lieblings-Pornos oder "Sex ist nur gut, wenn ich/mein Gegenüber einen Orgasmus hatte").
Ich finde immer, an so einem Ort, wo Zeit, Geld, gesellschaftliche Stellung und Herkunft/Familie keine Rolle spielen sollten, muss ich mir selbst und meinem Gegenüber doch keinen Druck auf sexueller Ebene machen.
Natürlich kann es sein, dass Menschen im Club nur den Geschlechtsverkehr suchen, wozu ein bereiter Penis eben da sein muss. Allerdings kann Penetration auch über anderes wie Spielzeuge (Dildos, Strap-Ons, Fickmaschinen) funktionieren. Mein Credo: Kein Penisträger kann etwas für seinen Hänger oder seine Latte, egal wann und wo. Wenn "er" grad nicht macht, was der Besitzer will, beruhige ich beide, wir kuscheln und finden andere schöne Möglichkeiten. Die meisten Menschen haben ja auch Hände und andere interessante Körperteile. Und ich verwöhne auch schlaffe Penisse, die Nerven an Eichel und Schaft sind ja trotzdem da.
Wenn ich oder die ein oder anderen Spielgefährten während einer Runde Krämpfe bekommen, dann ist es so. Dann wird ein Päuschen gemacht oder abgebrochen, gekuschelt oder wonach uns sonst gemeinsam ist. Wenn jemand "Rücken" hat, probieren wir weniger belastende Stellungen und Spiele, vielleicht eine erotische Beinmassage (mit Händen, Gesicht, Bauch oder Brüsten).
Ich schätze Erholungspausen vom wilden Sex zum Kuscheln und Streicheln, das gehört für mich zum Sex dazu. Ich habe als Frau mit Vorliebe für liebevollen Herrenüberschuss und Nymphomanin immer mein Gleitgel dabei (und da bin ich nicht die einzige Frau in meinem Stammclub). Das liegt einfach daran, dass ich nicht wund werden möchte, weil ich später, nachher oder morgen auch noch Sex haben will. Je offener ich bin mit meiner akuten Problematik, desto direkter kann darauf vom Gegenüber reagiert werden. Dazu gehört einfach meiner Meinung nach Respekt und Toleranz sowie das Wissen, dass wir als junge Menschen keine Maschinen waren und es als ältere oder nach einem schwerem Unfall/ einer Krankheit auch nicht sein werden.
Inzwischen habe ich viele verwunderte Blicke für meine Sexualität gesammelt, aber auch entspannte Seufzer und schöne Runden, in denen einfach kein Leistungsdruck bestand und es "schön" war, wo alle Beteiligten strahlend zur Dusche wankten.
Natürlich ist meine Sexualität nicht die von jedem, und so passt es einfach auch nicht mit jedem Menschen.
Aber sollte jemand vor einer Wand im Kopf stehen und mit seiner bisher gelebten Sexualität nicht weiterkommen, würde ich mir für diesen Menschen wünschen, dass er sich für neue Erfahrungen öffnet, statt sich selbst als sexuell unnütz und wenig begehrenswert zu empfinden und abzuwerten. Solche fiesen Depri-Kreisel bringen keinem was. Die Welt da draußen lauert mit neuen Erfahrungen, immer. Manche sind vielleicht Reinfälle, andere bringen einen ein Stückchen weiter.