Die beste und aktuellste wissenschaftliche Quelle, die ich finde ist "Mehr als nur ein „Knöpfchen“ – der gynäkologische Blick auf die Klitoris" von PD Dr. med. Mandy Mangler, Kathrin Heise, Smilla Leßmann… in Der Gynäkologe (2022).
Auch dort ist von der Klitoris nicht als einem tiefen Beckenorgan die Rede.
"Wir kennen klinisch-anatomische Darstellungen der Vulva fast ausnahmslos so, wie in Abb. 1 [Anm.: alte anatomische Darstellung] exemplarisch dargestellt.
Es werden Urethra, Vulvalippen sowie der Vaginaleingang abgebildet und beschrieben (Abb. 1). Die Klitoris ist, wenn überhaupt, nur als kleiner Bereich dargestellt. Wo genau sie aber beginnt bzw. endet, bleibt unklar. Die Vulva bleibt in den Operationsaufklärungen ebenso namenlos. Wir stehen vor einem erstaunlichen Ausblenden eines vorhandenen und insgesamt doch eher großen Organs (Abb. 2; [3, 5–7, 12]).
Erstaunlich ist dies auch deshalb, weil die Klitorisanatomie eng mit ihrer Funktion verbunden ist und die Orgasmusfähigkeit der Frau logisch erklärt [5, 6]. Die Klitoris (Abb. 2) besteht aus einem Schaft, dem Corpus clitoridis, sie hat eine Eichel (Glans clitoridis) und eine Vorhaut (Praeputium mit Frenulum). Die Klitoris besitzt kavernöse und spongiöse Strukturen (Abb. 2). Ein wesentlicher Unterschied zum Penis besteht darin, dass das Corpus clitoridis und die Glans clitoridis wesentlich kleiner sind und nicht die Harnröhre umfassen [13, 14]. Urethra und Vagina gehören nicht primär zum bulboklitoralen Organ, auch wenn sie mit diesem fest verwoben sind und Vagina mit Uterus, Urethra sowie Klitoris heute auch als „Organcluster“ bezeichnet werden [15, 16].
Die Schwellkörper, Corpora cavernosa, liegen dorsaler als der Klitoriskörper und gehen weiter in die Schwellkörperschenkel, die Crura clitoridis, über. Die Vorhofschwellkörper liegen weiter medial davon und näher an Vagina und Urethra. Sie sind von dorsal flankiert vom Musculus bulbospongiosus (Abb. 2). Der Musculus ischiocavernosus liegt lateral des bulboklitoralen Organs.
Die beiden Klitorisschenkel enthalten jeweils einen Schwellkörper. Die Vorhofschwellkörper sind ebenso paarig [13].
Alle Schwellkörper füllen sich während der Erregung und der Klitoriserektion (erectio clitoridis) mit Blut. Der topografische Bezug zu den anderen sexuell relevanten Strukturen, wie den Skenedrüsen, die auch als weibliche Prostata bezeichnet werden, findet sich in Abb. 2."
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