„„Ich denke, dass es vollkommen egal ist, ob man männlich, weiblich, devot, dominant, sadistisch oder masochistisch unterwegs ist oder auf olivgrüne Gummistiefel steht - irgendwann will man es ausleben. Spätestens dann sollte man sich selbstreflektiert als das darstellen, was in einem steckt. Zumindest hier im JC...
Und deshalb nein, ich denke nicht, dass in der heutigen Zeit Menschen auf eine Geschlechterrolle / Kink / Fetish "festgenagelt" sind. Dafür gibt es im virtuellen Raum und social Media zu viele Möglichkeiten (Stammtische, Events, Parties etc.) "seine" Individualität unter Gleichgesinnten auszuleben. *zwinker
Es wäre schön, wenn dem so wäre, aber ich behaupte, dass die Realität nicht so ist, und behaupte zudem, dass sie auch nicht wirklich auf dem Weg dahin ist, denn: Letztlich lebt BDSM auch stark von Geschlechterrollen und -klischees.
Also zum einen gibt es - gerade im Joy - ein extremes Geschlechtergefälle, was die BDSM-Rollen angeht. Wenn man in die Profile schaut, sind gefühlt 90% der Männer dominant und 90% der Frauen devot. Dass das nicht den realen Verhältnisse entsprechen kann, sollte klar sein, aber offenbar scheint es ein riesiges Bedürfnis zu geben, das so anzugeben, in der Hoffnung, so fürs andere Geschlecht attraktiv zu sein - zumindest gilt das ganz klar so für die Männer.
Gleichzeitig aber gibt es im Joy sehr sehr viele Männer, die das im Profil zwar nicht angeben, aber über Mails versuchen, ein Malesub-Femdom-Date hinzubekommen. Und die wenigen Femdoms hier werden überhäuft von Mails. Und das wissen zumindest die erfahrenen Frauen hier auch - also, ich glaube nicht, dass Frauen, sich nicht trauen, hier Femdom anzugeben, weil sie befürchten, dann keine Mails mehr zu bekommen. Und fast jeder devote Mann hat die Erfahrung gemacht, 10 Femsubs daten zu können, aber keine einzige Femdom. Das sind ganz reale Verwerfungen.
Und dann zur Art des DS: Der spielt nämlich ganz oft mit Geschlechter-Klischees: Wifesharing, Frenchmaid, Cuckolding, Sissification. Das alles lebt von den Geschlechterrollen in unseren Köpfen. Daher glaube ich nicht, dass sich dieses Rollendenken so schnell ändern wird.
Sehr schön geschrieben. Ergänzend möchte ich noch hinzufügen, dass die angesprochenen Rollen (Sissy, Zofe, Frenchmaid) ja den Kick haben sollen herabzuwürdigen. Ergo das Weibliche UNTER das männliche zu stellen. Ob das herabwürdigen immer so ist, weiss ich nicht. Manchmal gibt es evtl. auch eine andere Motivation. Aber die weiblichen Rollen im BDSM dienen ja dazu in einer "Hierarchie" (mir fällt kein besseres Wort ein) den entspr. Mann nach untern zu bewegen. Das mal jetzt völlig wertfrei und es ist halt so. BDSM als Verstärker des gesellschaftlichen. Das ist aber alles im Konsens mit den Beteiligten. Sag aber mal einem Mann auf der Strasse, er wirkt weich. Dann is aber was los. Während man Frauen eher sagen kann, sie sind hart.