Ich habe mir einmal die Mühe gemacht die Studie zu suchen, bzw. danach auch eine Zusammenfassung aufzutun und die liest sich dann etwas anders, bzw. interpretierst du es anders.
Dr. Sagarin hat eine Studie mit 58 Teilnehmenden durchgeführt.
Ich komme aus der Sozialwissenschaft und dort würde man eine solche Studie nach hier geläufigen wissenschaftlichen Standpunkten als unzureichend ablehnen, da die Anzahl der Probanden zu gering wären, bzw. die geringe Anzahl als mindestens problematisch bzgl. ihrer nachfolgenden Aussagekraft gewertet werden müsste.
Dabei ging es nicht um die Paarbindung über die Session hinaus, sondern über die physiologischen und psychologischen Effekte im Zuge von BDSM. Zusätzlich untersuchte er positive wie eher negative Effekte, die BDSM auf eine Beziehung haben kann.
Die Studie lautet "Hormonal changes and couple bonding in consensual sadomasochistic activity". Die Studie bezieht sich weniger auf D/s als vielmehr auf SM. Das hat an der Stelle mit TPE, also diesem Thema hier, bei dem es vornehmlich um den D/s-Aspekt geht, schon weniger zu tun. Nichts würde ich nicht sagen, da viele D/s-Beziehungen SM beinhalten, was jedoch kein Muss darstellt.
Dann hat Sagarin, wie du richtig schreibst, festgestellt, dass der Cortisollevel bei den Masochist*innen im Zuge der Session steigt. Bei den Aktiven, also den Sadisten, aber nicht! Er schlussfolgerte, dass dies an der Angst und Anspannung der Masochist*innen liege, die im Zuge der Session nicht wüssten was als nächstes passiere, wohingegen die Aktiven dies durchaus wüssten, da sie es steuern.
Er sagte zudem, dass diese Aktivität nicht stattfände, wenn jemand einfach tatschlich mit einer Peitsche offensichtlich in einen Raum gehe, eine andere Person damit schlägt und wieder hinausgeht.
Wenn das, was ich gerade zu der Studie gelesen habe, keine Dinge auslässt, dann sagt er mit keinem Wort, dass Paarbeziehungen durch BDSM über die Session hinaus automatisch intensiver werden würden, einfach weil mehr Cortisol ausgeschüttet wird. Dazu weiter unten mehr.
Seine Studie bezieht sich zudem auf die Zeit vor und nach der Teilnahme an SM-Aktivitäten.
Ferner stellte er fest, dass Teilnehmerinnen, bei denen die Session gut lief, danach geringere Cortisolausschüttungen aufwiesen und sich die Nähe zum Partner vergrößerte.
Bei jenen, bei denen die Session schlecht lief, vergrößerte sich die Cortisolausschüttung und die Nähe zum Partner verringerte sich.
Das widerspricht der Gleichung: BDSM sorgt für eine größere Cortisolausschüttung = Die Intimität wächst und die Beziehung wird intensiver. Diese Gleichung hat er nie angestellt.
Das ist jetzt auch kein Hexenwerk. Es wird bei einer schlechten Session mehr ausgeschüttet. Zudem vertraut man dem Partner weniger, weil man eine schlechtere Zeit hatte. Läuft es gut wird weniger Stress ausgelöst, damit weniger Cortisol ausgeschüttet und das Vertrauen und die Nähe wächst. Das sind Dinge, die wir hier dauernd diskutieren.
Was er nicht sagt, in keiner der mittlerweile sogar zwei Studien ist, dass allein die sessionbezogene Hormonausschüttung zu einer intimeren Beziehung führe. Im Gegenteil. Sie Hormonausschüttung kann sogar je nach Art der Session variieren und ist eher, wie ich es oben bereits schrieb, ein Ergebnis der Session.
Was er herausstellt ist, dass die Paarbeziehung durch das "caring", gerade aftercare und die Vorsorge durch intensive Gespräche, gestärkt und vertieft werde.
Was er zudem gar nicht tut, in keiner der Studien, ist einen Vergleich zwischen Stino/Vanilla und BDSM-Paaren anzustellen!
Er sagte also nie, dass ein BDSM Paar "intimer" sei als ein Stino-Paar, weil dies gar nicht Bestandteil der Studien war. Er untersuchte BDSM-Paare und deren Beziehungen im Zusammenhang mit BDSM.
Wer nicht die kompletten Studien querlesen möchte:
https://www.seanswarner.com/blog/dr-brad-sagarin-the-actual-issues-sadomasochism-is-wearing-relationships/
https://link.springer.com/article/10.1007/s10508-008-9374-5