Ich beziehe mich direkt auf den Ausgangspost, die bisherigen Antworten habe ich nur überfolgen. Du schreibst viel über deinen Partner und wenig über dich. Du schreibst lediglich, dass du dich verletzt fühlst. Aber warum du dich verletzt fühlst, wird nicht klar. Du suchst eine Erklärung, findest aber keine. Wo ist eigentlich das (bzw. dein konkretes) Problem?
Er tut offenbar etwas, von dem du nicht willst, dass er das tut. Ich lese aus deinem Text heraus, dass du mit ihm, so wie er ist, nicht zufrieden bist. Er soll etwas anders machen. Er tut es aber trotz anders lautender Zusagen nicht. Damit wird die Situation für mich vollends verworren. Du willst wissen, warum er das tut was er tut. Das kann nur er dir sagen und offenbar hat er das nicht reflektiert, er kann dir keinen Grund benennen. - Aus meiner Sicht: Er kennt sich selber nicht gut genug um zu wissen, was ihn umtreibt.
Ich habe eine Sichtweise auf Beziehungen, die vermutlich nicht zu deiner passt. Aus meiner Sicht soll eine Beziehung eine Bereicherung für beide sein, ein Mehr als das, was ein Leben der Beziehungspartner als Singles darstellt. Ich bejahe meine Partnerin, ich mag zwar nicht alles an ihr, aber ich mag sie mit allem. Eine Beziehung, die ein Kompromiss ist, bei dem nur einer auf seine Kosten kommt oder beide weniger vom Leben haben, bei der das, was ich am Partner nicht mag über das Mögen des Partners dominiert, ist (für mich) keine Option. Wozu sollten die beiden dann eine Beziehung eingehen? - Ich habe im Bekanntenkreis die Beobachtung gemacht, dass es dafür tatsächlich Gründe geben kann: Die Beziehung ist wichtig, nicht der Partner. Gelebt wird der Grundsatz, dass es besser ist, in einer schlechten Beziehung zu sein als in gar keiner. Begründet wird das vielfältig und manchmal höre ich etwas in der Richtung: "Ich hätte eine tolle Beziehung, wenn mein(e) PartnerIn dies oder jenes tun bzw. unterlassen würde." Sprich: Der Partner soll so sein, wie ich das will. Nur: Will ich wirklich, dass der Partner sich selbst dafür verbiegt und womöglich aufgibt, nur, damit es mir gut geht? Ich will das nicht.
Aus meiner Sicht ist das Verhalten deines Partner kein Widerspruch dazu, dass er dich liebt und dass du seine Traumfrau bist. Ich würde auch keinen Widerspruch sehen, wenn er mehr als nur flirtet.
Ich versuche immer zu differenzieren in "dein Problem" und "mein Problem". Ich finde es schade, dass er nicht von Anfang an offen war. Ich tippe darauf (=ich rate), dass er deshalb nicht offen war, weil er davon ausging, dass das, was er tut bzw. tun will, von dir abgelehnt wird. Dass er nicht offen war und dabei Dinge klar ausgesprochen hat von denen er wusste oder glaubte, dass du sie nicht hören bzw. ablehnen würdest, ist sein Problem. Dadurch, dass er es nicht ausspricht, verschwindet es ja nicht. Dass du ihn bzw. diese Aspekte von ihm ablehnst und unerfreut auf Dinge reagierst, die er tut oder sagt (und vor allem: wenn er die Wahrheit über sich sagt), ist dein Problem. Wie er mit deiner Ablehnung umgeht ist wiederum sein Problem.
Wie hättest du denn reagiert, wenn er dir gesagt hätte: "Ich flirte gerne mit anderen Frauen, ich treffe sie auch gerne, ich habe auch gerne Sex mit ihnen. Aber du bist die Einzige, für die ich Liebe empfinde."
Ich denke, ihr solltet beide erstmal heraus kriegen, was ihr wirklich wollt. Und zwar in dem Sinne: Wie will ich leben? Wie will ich mit meinem Partner leben? Nicht gefragt ist dagegen: Wie soll mein Partner sein? Wenn er bzw. sie nicht so ist, wie der andere will, dann gibt es nur die Alternativen akzeptieren oder trennen - oder lebenslang leiden und meckern und sich möglichst wohnlich in der Privathölle einrichten. Ist eine Partnerschaft mit jemanden, der seinen Partner nicht bejaht sondern nur zähneknirschend akzeptiert das, was ihr beide wollt?
Es kann ganz einfach sein, dass du eine monogame Beziehung willst und er eine offene. Das kann funktionieren, wenn nur du selber monogam lebst und dennoch seine Offenheit bejahst. Von ihm zu verlangen, auf seine Offenheit zu verzichten, funktioniert dagegen nicht. Das muss er selber wollen. Es kann auch sein, dass er gerade eine Phase in seinem Leben hat, in der er sich ausprobieren will. In anderen Beiträgen wurden andere mögliche Warum-Gründe angegeben. Solange er sich selber nicht versteht, kann er sich dir gegenüber auch nicht verständlich machen.
Problematisch wird es immer, wenn ein Partner etwas will, was der andere Partner in der Beziehung nicht will ("nicht liefert", warum auch immer), aber der Partner will ihm auch nicht zubilligen, das woanders zu finden. Monogamität kann man nur geben, nicht aber nehmen. Du kannst sie fordern, vielleicht gibt sie dir dein Partner dann auch. Aber wenn du sie nur kriegst, weil dein Partner dem nachgibt, ist dein Partner dann auch glücklich mit seinem Verzicht? Und kannst du mit einem unglücklichen Partner glücklich sein?