Ich mag den Begriff "Friendzone" schon nicht, wenn ich ehrlich bin.
Er bezeichnet eigentlich eher einen Zustand der Dissonanz.
Die Friendzone ist zudem negativ konnotiert, bzw. besetzt.
"Friendzone" ist der Ort an dem ein Mensch landet, der für eine andere Person einseitig mehr empfindet. Meistens leidet dieser Mensch, der in der "Friendzone", steckt darunter.
Dort zu stecken wird als gänzlich anderes Gefühl beschrieben als wirklich befreundet zu sein. Auch das inkludiert ein Gefühl. Bei "Freunden" ist dieses Gefühl aber positiv. Die Friendzone vermittelt jedoch kein positives, sondern ein negatives Gefühl.
Zudem hat der Begriff "Friendzone" oft (nicht immer) eine weitere sehr negative Bedeutung.
Oftmals wird der Begriff mit dem "caring Lover" gleichgesetzt, der sich wie ein Liebespartner kümmert, der oder die von sich auch überzeugt ist "der/die Richtige" für die geliebte Person zu sein. Oft wird das mit dem Sinnbild des "liebenden Freundes" beschrieben, der für die geliebte Person in allen Lebenslagen da ist und dabei frustriert beobachtet wie diese geliebte Person von einem "falschen Partner" zum nächsten geht, während von dem "Friendzone"-Menschen immer wieder die Schulter nach einer gescheiterten Liebe in Anspruch genommen wird, während die "Friendzone"-Person selbst, obschon sie überzeugt ist die "richtige" Wahl zu sein, nie zum Zuge kommt.
Diese Darstellung der "Friendzone" finde ich schwierig. Kein Mensch hat den Anspruch werten zu können oder zu dürfen wer "der richtige Partner" sei, noch hat man durch "ein Freund sein" oder "nett sein", bzw. "füreinander da sein" automatisch irgendeinen Anspruch. Bei dem "Friendzone" Sinnbild wird dies jedoch nicht gerade selten impliziert. "Ich war doch immer da, aber du steckst mich immer wieder in die Friendzone!"
Entweder ist man befreundet oder nicht.
Befreundet zu sein bedeutet für mich, dass man ein gewisses Gefühl füreinander teilt.
Für mich bedeutet "Freund" als Wort schon sehr viel. Ich habe viele Bekannte aber vielleicht eine handvoll Freunde. Mit Freunden rede ich auch über intime Dinge, über persönliches, etc. pp.
Das ist meine Definition, die keinen Anspruch erhebt als universelle Wahrheit zu gelten.
Andere Menschen ziehen diese Grenze nicht so. Ich ziehe diese auch nicht auf dem Papier. Es ist schlicht ein gefühlter und gelebter Unterschied den ich zwischen "Hobbybekanntschaften" und "engen Freunden" fühle.
Wenn ich nun einen "Freund" habe mit dem sich der Umgang so überhaupt nicht mehr ungezwungen anfühlt, dessen Liebesleben mir weh tut, weil ich Liebeskummer gegenüber diesem Menschen empfinde und dem ich das auch nicht sagen kann, weil es die Freundschaft belasten würde dann, ja, dann ist diese Freundschaft eigentlich schon belastet. Dann ist auch das ungezwungene Gefühl, dass für mich zu einer Freundschaft gehört nicht mehr gegeben.
Für mich endet dann an dieser Stelle das was ich als Freundschaft definieren würde. Das ist schmerzlich, denn an dieser Stelle bleibt nicht nur Liebe unerfüllt. Diese Liebe zerbricht im Zweifel eine bis dahin gute Freundschaft, die nicht mehr so ungezwungen exisieren kann wie es einmal tat.
Sich in sehr gute Freunde zu verlieben kann tragisch sein, wenn diese Liebe einseitig bleibt und schmerzt.
Eine Freundschaft kann nur dann bestehen bleiben, wenn dieser Schmerz nicht wie beschrieben vorhanden ist und der Umgang miteinander nicht gehemmt wird.
Ergo: Wenn das Gefühl einer Freundschaft weiterhin existieren kann.
Manchmal helfen hier Pausen im Kontakt.
Für mich ist das Gefühl dabei nicht sehr viel anders als zu einer Person mit der man mal zusammen war, es nun aber nicht mehr ist, obschon man diesen Menschen noch liebt.
Aus einer Liebesbeziehung in eine Freundschaft zu wechseln klappt eigentlich auch nur, wenn keine Gefühle mehr so akut vorhanden sind, dass es schmerzt.
Die "Friendzone" als Trostpreis ehe man gar nichts hat? Das halte ich für schwierig und führt früher oder später zu massiven Frustrationen. Ich habe bereits versucht mit Expartnerinnen befreundet zu bleiben für die ich noch Gefühle hegte. Es endete kläglich, weshalb ich den Kontakt irgendwann beendete um uns jeweils beide emotional voreinander zu schützen. Nach Jahren, mit abgekühlten Gefühlen, könnte ich mir heute wieder vorstellen Kontakt miteinander haben zu können, eventuell sogar eine Freundschaft aufzubauen. Doch müsste sich da der Kontakt zunächst wieder in Richtung einer Freundschaft entwickeln.
Eine Freundschaft ist entweder echt oder sie ist keine Freundschaft.
Ein miteinander bei dem sich eine Person stets unwohl fühlt, bzw. Dinge nicht ausgesprochen werden können, ist für mich keine Freundschaft.