Nur den EP gelesen:
Ich war als junger Mann äußerst schüchtern und war bei jedem interessanten Mädel sofort in der Freunde-Schublade. Ich war stets der Retter in der Not, aber als "mein Freund" kam ich nie in Frage.
In einem anderen Lebensabschnitt sprach ich mit meiner Affäre darüber, denn sie ist Psychotherapeutin. Da dachte ich, ich bekomme sowohl die professionelle als auch die persönliche Antwort. Ich bekam nur die persönliche, mit der Angabe "Das ist doch ganz klar so."
Die Antwort war: Wenn ein Mann binnen kürzester Zeit von sich aus kein Interesse zeigt, oder - viel schlimmer noch - klare verbale oder nonverbale Botschaften von ihr verpuffen lässt oder sie gar verschmäht, dann bekommt er keine zweite Chance. Dann kommt er aber auch nicht in die Freunde-Schublade. Dann fliegt er ganz runter in die Schublade der Bekannten. Sexlose Freundschaften unterhalte sie nur zu Frauen. Zu Männern dagegen ausschließlich sexuelle Freundschaften.
Als wir uns kennenlernten, war ich zwar fest entschlossen, aber dennoch gehemmt. Wir brauchten 5 Tage, um im Bett zu landen, weil ich nicht in die Pötte kam. Sie war von Anfang an an mir interessiert und wäre schon am ersten Tag zu Sex mit mir bereit gewesen. Sie dachte im Lauf der Tage (wir sahen uns täglich für mindestens 45 Minuten beim Sport, wo wir mehr oder weniger die gesamte Zeit miteinander reden konnten) ich wäre ein hoffnungsloser Fall. Schließlich - und ich habe das deutlich gemerkt - hat sie mehrere Signale ausgesandt. Aber ich war noch im alten Muster. Sie hat mich davon befreit. Heute bin ich ganz anders drauf, und so wirke ich auch ganz anders.
Die Affäre konnte die Distanz von 3 Autostunden nicht lange überleben; ihr war der physische Kontakt zu gering.
Tatsächlich verstehe ich ihre Haltung, was die Nichtaufnahme einer platonischen Freundschaft angeht. Der, der mehr wollte, fühlt sich zurückgewiesen, nicht sexy genug, etc.
Nichtsdestotrotz konnten wir eine sehr intime und dennoch platonische Freundschaft draus werden lassen. Wir erzählen uns seit Jahren Dinge, die wir sonst niemanden erzählen und wir nutzen den Benefit, die Sicht des anderen Geschlechts gespiegelt zu bekommen, denn wir nehmen kein Blatt vor den Mund, wenn wir der Meinung sind, der andere verhält sich total unangemessen.
Ich glaube aber auch, dass "verschmähte" Frauen wesentlich mehr eingeschnappt sind als Männer. Schließlich bin ich sicher, dass die Quote der erhaltenen Körbe bei Frauen deutlich geringer ist. Manche mögen vielleicht noch nie einen bekommen haben. Während manche Männer schon extra Lagerräume anmieten müssten, um ihre erhaltenen dort zu lagern. Natürlich abhängig davon, in welcher Liga sie und die jeweilige Frau spielen.
Und "besser als nix" klingt nach einem zumindest Teilerfolg. Tatsächlich ist es nicht das, was man wollte. Andere würden sagen, es ist ein Trostpreis. Aber manche Männer nehmen lieber das als gar nichts. Es wird aber oft einschlafen.