„Nachbarn beim Sex zugesehen: Wie würdet ihr reagieren?
(...)
Habt ihr schon einmal ähnliches erlebt? Falls ja, wie habt ihr darauf reagiert?
Willkommen im Leben!
Ja: Wir Menschen haben Sex. - Jetzt gerade: Überall!
Und, ja: Wir hören und sehen uns manchmal dabei.
Nachbarn, Geschwister, Hotelgäste, jenes Pärchen in der winzigen Bucht am Mittelmeer gleich unterhalb meiner Terrasse...
Ist so, wie wenn man rausschaut und jemand ist gerade beim Abendessen oder sieht fern oder fickt, bis er nicht mehr gehen kann.
Das einzige Mal, dass ich drauf angesprochen wurde, war in der Armee. Ich hatte in den Niederlanden mit der Verkäuferin aus dem Kasernen-Supermarkt eine Nummer in der Herrendusche. Leider nervte uns jemand mit kaltem Wasser aus der Nebenkabine, das über die Duschwand auf uns hinabregnete. Wir kamen nicht zum... na, egal.
Als ich zurück in den Flur der Kompanie lief, sprang der Kompaniefeldwebel aus seinem Büro und rief mit bayrischem Akzent: "Sex-Protz!" - Sein Assistent, ein Unteroffizier, der immer so verschmitzt lächeln konnte, hatte in der Mittagspause geduscht... na, so ein Zufall, wie klein die Welt ist!
Wir lachten. Er war ein echt lieber Mensch und kurz vor der Pensionierung.
Ansonsten ist die Reaktion Ignoranz. Achselzucken. Leben in der Lage. Horizontal wie vertikal!
...denn selbst bei der Bundeswehr gab es Sex - schon, als nur eine Sanitätssoldatin auf 1800 Soldaten (meist junge Rekruten mit starker Libido) im Luftwaffenausbildungsregiment 2, Budel, Niederlande kam.
Ich war da Offizier einer Ausbildungskompanie. Beim Verlassen der des Kompaniegebäudes nach Dienstschluss hörte ich, wie ein Kamerad zwei Soldaten zum Nachdienst als "GvD" (Gefreiter vom Dienst) und "LvD" (Läufer vom Dienst) einwies; die beiden mussten in einem Raum im Foyer Nachtdienst schieben, mit einer Scheibe "hier sprechen", falls jemand etwas wünscht ...wohl auch etwas dringend.
"Das Feldbett im Dienstzimmer ist zum Ausruhen - aber nur Koppel abnehmen und Stiefel und Feldjacke ausziehen, um jederzeit einsatzbereit zu sein!", dürfte er ihnen ihren ersten Nachtdienst erklärt haben. Nebst Telefonnummern: San-Staffel, Feuerwehr, Pizza-Notdienst...
In der Woche davor hatte ein Rekrut der Nachbarkompanie beim autoerotischen Spiel im 6er Zimmer eine Hodentorsion verursacht. Offenbar hatte er vor dem Einschlafen an den Hoden gedreht, weil er das erotisieren konnte.
Eine Hodentorsion ist ein gefährlicher Zustand: Der Samenleiter ist nebst Blutgefäßen verdreht, der Hoden kann absterben! Er hatte wohl vor Schmerzen geschrieen, Zimmergenossen wurden wach (oder bei ihren eigenen Einschlafhilfen gestört). Der GvD wurde alarmiert!
Der Krankenwagen der Sanitätsstaffel kam, und es gab eine Slapstick-Nummer wegen verschlossener Flügeltüren am Heck, als beide Sanitäter die Trage mit dem sich Krümmenden hielten und ratlos davorstanden und sich mitsamt der Trage hin und her drehten, als ob das hülfe. Der Schlüssel steckte in der Hosentasche eines der beiden... und der hinzueilende GvD zog ihn schließlich von dort heraus. Durch Zufall hatten ein Freund und ich das von unserer Kompanie aus gesehen.
So kam ich eine Woche später in eben jenes Gebäude meiner Kompanie mit den zwei bestens eingewiesenen jungen Rekruten im Nachtdienst zurück... und wie ich da so durch die Scheibe schaue, sehe ich, dass Dinge falsch verstanden worden waren:
1) das Feldbett im Dienstzimmer ist immer nur von EINER Person zu nutzen
2) GvD und LvD sollen nicht NACKT darin liegen
3) ...und überhaupt, Sex in der Kaserne: ja! ...aber nicht während der Dienstzeit.
Ich hab die beiden (die gar nicht mal geschockt schauten) "tok-tok" mit dem Wagenschlüssel an die "hier sprechen"-Scheibe auf mich aufmerksam gemacht.
Darauf der eine Nackedei (ob GvD oder LvD konnte ich nicht sagen, weil er seine Armbinde nicht trug): "Aber hier passiert doch nachts nichts!"
Ich erzählte den beiden die Sache aus der Vorwoche und fragte ob sie sich von früher kannten ("nein"). Der Dienstplan hatte zwei Liebende zusammengebracht! Es war also gar nicht ihre Schuld, sondern die des Dienstplans meines besten Freundes, einem Obergefreiten der Kompanie, der diese anfertigte - und mit dem zusammen ich auch die Unbill in der Nachbarkompanie mitangesehen hatte. - Mir gefiel der Gedanke, und ich erzählte ihm davon; ein echter Engel mit dem Filzstift sei er ...sein Stift war in Wahrheit der Liebespfeil Armors!
Ja. Auf unsere Bundeswehr ist Verlass: Zum Glück sind das alles Menschen ...die lieben können!
"Wie würdet ihr reagieren?"
...na, so zum Beispiel. Gelassen. "Die anderen sind so wie ich - nicht besser, nicht schlechter."