Für mich heißt “sapiosexuell”, dass ich primär auf “geistige” Reize anspringe, weniger auf körperliche.
Ich habe schon als Jugendliche nicht verstanden, wie man sich in süße Popstars vergucken kann oder warum später die weibliche Welt Depp oder Cruise oder Clooney erlegen war. Ich sehe, dass die gut aussehen, ich finde auch viele Männer hübsch, aber trotzdem regt sich bei mir rein wegen Äußerlichkeiten kein erotisches Interesse. Umgekehrt habe ich mich häufig in an ästhetischen Kriterien bemessen unattraktive Zeitgenossen verguckt und zwar in ihre Art zu denken, zu formulieren, in ihren Humor, ihren Wissenshunger und das Wissen, um die Begrenztheit ihres Wissens, in die Bereitschaft zum Perspektivwechsel und in den gemeinsamen Konsens, dass korrekte Orthographie Wertschätzung dem Lesenden gegenüber ausdrückt.
Roger Willemsen hat mal gesagt, er sei gut darin, Frauen ins Bett zu quatschen. Mich muss man ins Bett quatschen oder ins Bett schreiben. Es gibt da keinen anderen Weg.
Ich bilde mir auch nichts darauf ein, so zu empfinden. Ich halte mich nicht mal für überragend schlau, aber so ticke ich nun mal und das, seitdem mein sexuelles Interesse erwacht ist, und drum bezeichne ich mich als sapiosexuell.