Zitat von **********ucher:
„Guten Morgen zusammen,
ich hab jetzt nochmal drüber geschlafen und muss sagen, ihr überzeugt mich nicht.
Inzwischen ist rausgekommen, das Sapiosexualität nicht eine konkrete sexuelle Neigung zu einem Menschen darstellt, der bestimmte geistige Fähigkeiten im weitesten Sinne (genaueres konnte dazu ohnehin nicht einvernehmlich gesagt werden) mitbringt, sondern dass man sich schon als sapiosexuell bezeichnen darf, wenn man nur eine Affinität oder gewisse Neigung hat, sich mit "geist-reichen" Menschen zu umgeben. That's all.
Und es ist rausgekommen, dass ich Recht damit hatte, dass das Vorschieben von Sapiosexualität bei der Partnerwahl nur ein Filter neben vielen ist, ein Auswahlkriterium wie blond, blauäugig oder blutarm.
Ja und wenn ich das mit meiner persönlichen Erfahrung abgleiche, die ich mit einer Dame hatte, die auf der einen Seite immer betonte, Akademikerin zu sein und sich auf der anderen Seite als sapiosexuell bezeichnete, muss ich sagen, alles nur Schall und Rauch oder auch viel Wind um nichts. Im Bett war sie unschlagbar, aber auch nur da.
Für mich ist und bleibt die sogenannte Sapiosexualität, die jemand von sich postuliert, daher mehr eine rote Flagge als in irgendeiner Form eine ernstzunehmende (sexuelle?) Eigenschaft.
Wieso kann man das nicht einfach so stehen lassen, dass bei “Sapiosexuellen” einfach andere Reize zu sexueller Erregung führen? Was ist so schlimm daran? Ich werde nun mal nicht durch Körper oder andere Attribute erregt… ich empfinde das weder als elitär noch als besonders toll… ich würde z.B. gerne swingen gehen, aber es bringt mir nix in nem Club zu sitzen, so lange mich nicht jemand “feucht” labert… ich finde das selbst umständlich und ich steh auch nicht auf Menschen, die den elaborierten Sprachcode verwenden, um sich in einem elitären Elfenbeinturm verschanzen, aus dem sie auf andere runterblicken… früher hat bei mir so was Minderwertigkeitskomplexe ausgelöst, heute sehe ich daran den “Porsche” des profilneurotischen Intellektuellen…
Aber ich empfinde mich schon insofern als “ anders tickend” , als dass ich zu reinen Wortgespenstern, z.B. Romanfiguren körperlich hingezogen fühlen kann, während mich ein Adonis im Club völlig kalt lässt.
Menschen neigen nun mal dazu, sich und ihre Empfindungen labeln zu wollen… mir hat die Entdeckung des Wortes “sapiosexuell” geholfen bei der eigenen Standortbestimmung. Ne zeitlang war der Begriff wichtiger für mich, weil neu und weil ich noch schauen musste, inwiefern ich mich da drin wiederfinden konnte. Mittlerweile habe ich meinen Frieden damit gemacht.
Ist mir so ähnlich gegangen wie mit dem Begriff “Hochsensibilität”. Es ist für mich schon fast schambesetzt zu sagen, dass ich das vermutlich bin, weil dann viele genauso “angefasst” reagieren wie in diesem Thread hier… (gibt’s nicht, soll sich nicht so anstellen, will wohl was Besonderes sein). Schlussendlich hat die Begrifflichkeit MIR aber geholfen für mich selbst zu erkennen, in welchen Bereichen ich anders ticke.
Und dieses Recht gestehe ich echt jedem zu… ich muss ja nicht gut finden, was hinter den Wortetiketten steckt… leben und leben lassen gilt doch ganz besonders auch im Bereich der Erotik, oder?