Hallo zusammen,
zu dem in von mikelowrey angesprochenem Beispielthema "Sich gegenseitig ansch..." gibt es gerade in diesem Forum ja schon einige Beiträge.
Wie immer, wenn ich mich so durch die Beiträge lese, fällt mir auf, wie schnell Menschen andere verurteilen.
Man mag darüber streiten, ob eine Aussage wie "Nee, für mich ist das wirklich eklig ... das ist nun gar nichts für mich " oder "Brrrrrr, das geht ja nun gar nicht ..." wirklich aussagekräftig sind ... aber immerhin beziehen sie sich auf das Thema und auf das eigene Gefühl des Autors.
Kritischer sehe ich da schon allgemein gefasste Aussagen wie "Leute, die so was machen sind total pervers" oder "Gegenseitig ank***** oder ankotzen das ist ja wohl total ekelhaft!!!!!" ...
Da nämlich ist die Diskrepanz: Stünde dort "... ist für mich / uns total ekelhaft ..", so wäre es wiederum o. k. - es wäre eine selbstbezogene Meinung zu diesem Thema.
So aber kann eine solche Aussage eigentlich nicht stehen bleiben, denn augenscheinlich gibt es ja tatsächlich Menschen, die diese Variante des sexuellen Beisammenseins ausleben und genießen. Wenn es aber Menschen gibt, die das in dieser Form machen, dann kann es nicht allgemein gesprochen total ekelhaft sein.
Wie gesagt, ich habe nichts gegen selbstbezogene Meinungen ... ich habe allerdings sehr viel gegen Verallgemeinerungen.
In diesem Zusammenhang möchte ich kurz etwas zu Mark18's Beitrag antworten:
1.) Wenn Menschen, die Spiele mit KV (gilt genau so für andere "perverse" Praktiken) mögen in einen Topf geworfen werden mit Menschen, die mit Kleinkindern Sex haben oder anderen Menschen Kehlen aufschlitzen, ist das in meinen Augen ein ziemlich starkes Stück (ich vermeide jetzt zu sagen was für ein Stück!).
Wenn es um gezwungenen Sex mit Kindern, Tieren oder Hilflosen geht (Anm.: für mich gibt es hier keinen "einvernehmlichen Sex", er ist immer erzwungen) oder um Vergewaltigungen geht, so gebe ich Mark 18 völlig Recht ... diese Menschen gehören von Gesetz wegen bestraft oder therapiert.
Wovon hier aber die Rede ist, ist das Ausleben einer einvernehmlichen Variante des sexuellen Zusammenseins.
Es ist nur natürlich, dass es für den ein oder anderen abnorm ist ... aber bitte schön abweichend von seiner Norm, von dem, was für ihn normal ist.
Gerade hier im Forum sollte man eigentlich festgestellt haben, dass es unendlich viele Spielarten gibt.
Alle, die von dem berüchtigten "Blümchensex" in der Missionarsstellung abweichende Varianten ausüben nun als pervers zu bezeichnen, weil die Gesellschaft eben nur das "normale" Blümchensex-Beisammensein als moralisch und ethisch vertretbar darstellt, ist meines Erachtens nach sehr platt.
Die Gesellschaft sind wir. Wenn ich im Verlauf der letzten Jahre gesehen habe, wie schnell sich eben diese Gesellschaft gerade im Punkt Sexualität geändert hat, frage ich mich, ob eine solche Aussage überhaupt zutreffend ist? Vor 20 Jahren öffentlich darüber zu reden, dass man Oralverkehr mag oder gar praktiziert, hat einen ja gesellschaftlich schon fast zum Außenseiter degradiert. Heute ist es etwas völlig "normales". Selbst solche - immerhin ja auch schon etwas extremeren (bezogen auf den Blümchensex) - Varianten wie SM / BDSM, Swingerclubs, ja selbst Spiele mit NS werden immer gesellschaftsfähiger und gleiten immer mehr in den Bereich des "normalen" ...
Davon zu sprechen, dass die Gesellschaft die Grenzen setzt und nicht das Individuum mag vielleicht stimmen ... nur das Individuum ist es, welches diese Grenzen erweitern kann ... Gäbe es keine Menschen, die diese gesellschaftlichen Grenzen nicht akzeptieren sondern sich darüber hinwegsetzen würden, so gäbe es keinen Fortschritt oder - bezogen auf die geistige Ebene - keine Erweiterung des Denkens und daraus resultierend auch der Moral und der Ethik.
Bitte, es ließe sich jetzt trefflich darüber streiten, dass dieses Hinwegsetzen über gesellschaftliche Schranken meist negative Folgen und Auswirkungen hat (da muss der Lenkungsmechnismus der Gesellschaft eingreifen), aber... es hat eben auch gute ...
Würden wir uns als Gesellschaft nicht weiter entwickeln, so würden wir heute noch Früchte von den Bäumen und den Mädels am Fell zupfen ... [b]schmunzel[/b] ...
Eine gesellschaftliche Ordnung zu haben ist für mich Grundvoraussetzung eines funktionierenden (zumindest einigermaßen) und geordneten Zusammenlebens von Menschen überhaupt. Natürlich habe ich mich hierbei an die von der Gesellschaft festgesetzten Grenzen zu halten, insofern sie das Wohl anderer betrifft.
Was aber meine Partnerin und ich einvernehmlich zusammen oder sogar einvernehmlich zusammen mit anderen in den eigenen vier Wänden machen, stört die Gesellschaft nicht und hat sie somit auch nichts anzugehen und diese hat erst Recht hierfür keine Regeln aufzustellen, was dann dabei "normal" ist und was von dieser Norm abweicht.
Vor allem hat sich niemand als "Moralapostel" aufzuschwingen und andere zu als "pervers" zu verurteilen, nur weil sie seiner Definition von "Norm" nicht entsprechen.
Um nun aber zumindest noch mikelowrey's Frage zu beantworten:
Ich kann mit der ein oder anderen Variante des sexuellen Zusammenseins nichts anfangen (wie z. B. Swingerclub, oder im Bereich SM das Zufügen von extremen Schmerzen oder das hier auch schon angesprochene Aufspritzen mit NaCL), weil ich mich gedanklich noch nicht damit auseinander gesetzt habe bzw. meine Partnerin und ich zu dem Schluss gekommen sind, dass wir dies oder jenes eben nicht ausprobieren möchten. Hier gelten eben unsere Grenzen.
Das von ihm angesprochene habe ich schon mal erlebt und an anderer Stelle darüber geschrieben ... in dieser Situation war es - nun wie soll ich sagen - einfach o. k. Ist halt passiert ... [b]schmunzel[/b] ....
Herzliche Grüße...
Bondagier