Feminismus bedeutet für mich, dass jeder die gleichen Möglichkeiten hat.
Meiner Meinung nach sind wir davon weit entfernt. Ich halte unsere Gesellschaft
für sehr sexistisch. Nur nicht immer so offensichtlich.
Meine persönlichen Erfahrungen sind, dass Sexismus fast schon ein Tabuthema ist.
Darüber reden ist fast unmöglich.
Obwohl ich Alltagssexismus sehr stark erlebe, auch weil ich dafür aufmerksam bin.
Ein paar persönlichen Beispiele:
Bei einem Seminar für angehende Führungskräfte waren ca Halb / Halb Mann Frau. Obwohl alle aus typischen Frauenberufen kamen. Der Kursleiter fragte ein bissal nach den Beweggründen für dasSeminar nach. Ergebnis:
Alle Frauen haben aktiv handeln müssen, um das Seminar zu machen. Manche sind sogar auf Widerstand gestoßen.
Die Männer haben größtenteils erzählt, dass sie gefragt wurden, ob sie da nicht mitmachen wollten. Der eine oder andere saß sogar völlig desinteressiert dort.
Ich musste mir bei einem Hearing anhören, ob , mir eh klar ist, dass man es mit Kindern schon sehr schwer hat in der Position.
(Ich unterstelle mal, dass Mann sich so was nicht anhören muss und auch keine Benachteiligung mit Kind verspürt in so einer Situation).
Der Kindsvater ist nie auf Widerstand diesbezüglich gestoßen.
Ich habe mich als Teenager sehr gewundert, warum mein lautes Verhalten negative Resonanz hervorruft und meine Kumpels dies nicht so bekamen.
Irgendwann kam dann der Aha Effekt. Als Frau hab ich nicht laut zu sein, oder es besser zu wissen und dies schon gar nicht direkt einem Mann zu sagen. (ohne neg Resonanz eben)
Und ob man will oder nicht, man passt sich an und wird diplomatischer. Und am Ende heißt es dann, Frauen sind halt diplomatischer (statt diplomatischer kann man auch sanfter, ruhiger, weniger direkt… einsetzen).
Schwangerschaftsabbruch. Ich hab auch ein öffentliches Spital angerufen, da es offiziell Abbrüche durchführe und ich mich über alle Möglichkeiten informieren wollte.
Ich bin in meinem Leben nie wieder so schlecht und herablassend behandelt worden wie bei diesem Telefonat. Und das in einer eh schon schweren Situation.
Grauslich. Ich persönlich hatte das Glück, mir es aussuchen zu können, da ich das Geld dafür hatte und in Wien zu Hause war.
Aber eine Zwangsberatung, als wäre Frau nicht im Stande darüber selbst zu entscheiden, musste ich dennoch über mich ergehen lassen.
Das ist gerade mal rund 10 Jahre her.
Schwangerschaftsabbrüche sind immer noch nicht legal, sondern nur geduldet.
Wenn ich hier die Postings lese, macht mich das sehr betroffen.
Diese „Frauen sind selber schuld“ Einstellung ist scheinbar noch immer weit verbreitet.
Obwohl es so viele Studien gibt, die vieles belegen können.
(selbe Bewerbung, einmal mit Mann, einmal mit Frau, Männer wird mehr Gehalt zugesprochen und mehr Kompetenzen, obwohl es haargenau der gleiche Lebenslauf ist.)
(Unterricht wird mit Video ausgewertet. Es kommen viel mehr Buben als Mädchen im Unterricht dran. Wird dies den Klassen mitgeteilt und wird versucht, aktiv auszugleichen, sind
Am Ende alle davon überzeugt, dass die Mädchen bevorzugt wurden, obwohl noch immer nicht mal 50:50 erreicht wurde)
Leider hab ich das Gefühl, dass es die letzten Jahre wieder schlechter um die Gleichberechtigung steht.
Hoffentlich bilde ich mir das aber nur ein.