Es gibt für mich vor allem eine Form von Treue: Wahrheitstreue. Dicht gefolgt von "Versprechen bricht man nicht."
Das erklärt dann auch, ab wann etwas für mich Fremdgehen ist: Wenn es heimlich geschieht. Also ohne Absprache mit dem/der Partner:in. Denn wenn dies geschieht, führt dies unweigerlich dazu, dass diese Person früher oder später lügen muss. Und lügen, also die andere Person aktiv anlügen, ist für mich ein rotes Tuch. Es überschreitet für mich diese vielgepriesene rote Linie.
Sollte ich jetzt beispielsweise eine Dame kennen lernen, die sich erst monoamor gibt, dann aber feststellt, dass sich doch polyamor fühlt und sich zu jemand anderem (m/w/d) ebenfalls hingezogen fühlt und mit dieser Person auch Sex haben möchte: Ist in Ordnung.
Aber, ich möchte dann, dass sie es mir sagt. Dass sie sich mit gegenüber "outet", dass es so ist. Und uns die Möglichkeit gibt, das "wie" zu besprechen.
Das Schlimmste, was sie in dieser Situation tun kann, ist: Heimlich Sex zu haben.
Da zählt kein "Ich wollte es doch erst mal ausprobieren, vielleicht ist es ja gar nichts für mich, dann habe ich viel zu früh ein Gewese drum gemacht."
Auch kein "Ich wollte dich nicht verletzen", das schon gar nicht.
Retten ließe sich das, wenn es im "Eifer des Gefechts" geschah, sie es mir danach erzählt und wir dann gemeinsam gucken, was sich für unsere Beziehung dadurch ändert.
Eben ehrlich ist! Zumindest danach.
Hätte ich eine Ahnung, oder wüsste ich es bereits (z.B., weil jemand anders es beobachtet und mir erzählt hat) und würde sie mich dann offen anlügen, es nicht nur nicht zugeben, sondern das Gegenteil behaupten, und ich fände dann heraus, dass sie mich angelogen hat, dann wäre das für mich der maximale Vertrauensbruch. Ich könnte nie wieder vertrauen.
Das wäre das unweigerliche Ende der Beziehung.
Diese Einstellung habe ich schon geraume Zeit: Nicht das Fremdgehen ist das Problem. Die Heimlichkeit. Die ist es. Und die damit verbundene Lüge, die es damit gibt und für mich unverhandelbar nicht geben darf.