Treuebonus
Meine Erwartungen an eine Partnerschaft?
Kurzfassung: Die Partner sollten auf den meisten Ebenen am gleichen Strang ziehen und in der Lage sein, die anderen Bereiche mit fairen Kompromissen auszubalancieren.
Sexuelle Treue kann dabei ein Thema sein, muss aber nicht.
Untreue ist wichtig
Denn da gibt es zB Wifesharing, Cuckholding oder ganz einfach den netten Kick, der so richtig das Blut in Wallung bringt. Doch statt durch einen romantischen Liebesschwur, ist ein (vereinbarten) Seitensprung der Auslöser. In dem Fall ist Treue nett, aber Untreue auch.
Treue ist super wichtig
Dann gibt es die Fraktion „alles nur gemeinsam“. Nichts und niemand passt dazwischen rein und der Treueschwur erfolgt ganz automatisch und glücklich.
Auch Menschen, die nach dem Motto glücklich sind: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“, werden eine hohe Lernkurve in einer Beziehung mit vereinbartem Seitenficken hinlegen müssen. Womöglich werden persönliche Grenzen des eigenen Partners überschritten, weil man glaubt, dass es besser sei, sich durch dessen WA Verkehr zu klicken, damit derjenige keine Dummheiten anstellt. So funktioniert aber keine Beziehung und erst recht keine, wo Seitenficks dazugehören sollen. Fazit: Verkehrskontrolleure werden ohne Treueschein wohl nicht glücklich.
Treue ist unwichtig
Im Gegensatz dazu gibt es die BeziehungsPlus-Fraktion. Mit etwas Geschick kommunizieren die Beteiligten offen und aufrichtig. Sie mögen sich uns sich aneinander gewiss auch ohne Liebeseid. Obendrein flirten und ficken sie wie es Herz und Schritt begehren, nicht dies nicht nur miteinander. Dank ihrer ähnlichen Einstellung ist sexuelle Treue kein Thema. Und dann gibt es noch die bewundernswerten Menschen, die total in sich ruhen und sich absolut rund und wohl fühlen und dafür von ihrem Schatz keine exklusive Sexualgebaren benötigen. Sie spüren noch nicht mal das Verlangen danach. Sex und Liebe können zusammen gehen, müssen aber nicht. Mit artikulierten Regeln ist der fremde Beischlaf ein entspannter Teil ihrer Beziehung. Sexuelle Treue überflüssig.
Und wahrscheinlich gibt es noch zig Varianten mehr. Glücklicherweise sagt der vorhandene oder non-existente Treuefaktor gar nichts über die Qualität der Beziehung aus - wie intakt sie ist oder harmonisch oder gesund oder ausgeglichen oder glücklich.
Gerade in einer sehr gesunden Beziehung (egal ob sexuell exklusiv oder variable) mit dem Weltbesten Partner an der Seite, wo Emotionen ein wichtiger Bestandteil sind, kann man sehr wohl Gefühle und Begehren für andere entwickeln. Aber inwieweit diese Gefühle alles weitere dominieren, man ihnen nachgeht oder ob man es sein lässt, kann man durchaus lenken. Also, da ist weder was in der Beziehung noch mit den Menschen falsch.
Ganz im Gegenteil, gesteht man sich, seinem Partner und der gemeinsamen Beziehung solche Momente zu, relativiert sich auch das ewige kleine Fragezeichen, ob wir uns mit unserer Beziehungsentscheidung tatsächlich auf das absolut richtige eingelassen haben. Und es rückt auch das eigene -romantische - Selbstbild in realistische Verhältnisse, denn auch wenn wir alle mit Einzigartigkeit gesegnet sind, so besonders sind wir nicht. Autsch.
Schweben die Erwartungen an eine Beziehung so im Raum rum, kann das sehr bequem sein:
Einerseits kann man davon ausgehen, dass manche „Regeln“ automatisch impliziert sind und andererseits ist es praktisch, sie nicht extra anzusprechen. So können sie nicht gebrochen werden oder noch besser, man kann sie so auslegen, wie es einem gerade in den Kram passt. Denn sind ja keine offiziellen Vereinbarung. Noch nicht. Aber auch die Klarfassung hilft nicht, wenn einen das emotionale Erdbeben erwischt, wenn wir meinen, dass ein Partner untreu ist. Das Lebenskonzept mit dem man so durchs Leben tuckert, ist erstmal zerschmettert.
Für die ideale Beziehungsform muss man sowieso erstmal sich selber gründlich beleuchten und ziemlich ehrlich mit sich ins Gericht gehen. Auch das ist eine Art von Treue: die Treue zu sich selber. Experimente gehören dazu. Überredungskünste von einem Partner nicht. Stellt man fest, dass man der 100%-Treue-Typ ist, dann braucht man Treue als fixen Bestandteil und sollte dazu ohne Scham und Verlegenheit stehen und entsprechen Partner finden und Beziehungen gestalten. Das gilt für alles anderen Treue-Typen auch. Der Wunsch nach sexuelle Treue ist nicht überholt, sondern einfach eine Möglichkeit. Monogamie muss ja nicht monoton sein. Aber man sollte sich bewusst sein, dass wir ziemlich alt werden können und auch wenn man ein Paar ist, ein Partner dann sozusagen im Alleingang viele Aspekte auffangen können sollte. Das muss man erst Mal (nur) zu zweit stemmen können.
Vielleicht trifft in abgewandelter Form das afrikanische Sprichwort „Man brauch ein Dorf, um ein Kind großzuziehen“ doch ein wenig zu. Waren eine zeitlang Liebe, Lust und Leidenschaft nicht unbedingt erste Wahl für Ehekriterien und führten zu Krisen wie Konkubinen; kriselt es nun, weil die Partnerschaft nicht die gedachte volle Ladung von Lust bietet. Hier erwarte ich mir dann allerdings Treue - und zwar entsprechend der Beziehungsphilosophie.
Ich finde am Konzept einen offenen geöffnete Beziehung vor allem die Tatsache spannend, dass Sex mit anderen nicht ausgeschlossen ist. Mit dem Fall des „Verbots“, fällt auch oft der Druck der Neugier, was wäre wenn. Eine offene Beziehung bedeutet aber nicht, dass die Beziehung zum Freiwild mutiert ist. Im Gegenteil: mit dem Wegfall der „Verbote“, die Grenzen formulieren, kann man sich nun nicht mehr abputzen gehen. Auch wenn bestenfalls alle eingewilligt haben, obliegt es nun einem selbst aktiv Verantwortung zu übernehmen, was man sich, den Partnern und der Beziehung zutrauen kann. Das gilt auch für die Sexualität. Sie bleibt zwar etwas sehr Persönliches, verliert aber ihren individuellen Status in einer offenen Beziehung - eigentlich wird sie glatt zur Verhandlungssache.
Von daher genieße ich Respekt, Loyalität, Intimität als eine beständige Konstante in einer Beziehung und bin dem gerne treu.