Eine Ex-Stille:
In meiner Ehe habe ich es aufgegeben. Habe resigniert und bin ins Schweigen verfallen.
Rückblickend aber damals natürlich nicht so erkannt:
• in der Sexualität konnte ich keine Worte finden, war sehr schambehaftet und hatte Angst, meinen Partner zu verletzen bzw dass er es als Kritik auffassen könnte (er war der Typ: "Wer nicht mit ja und Hurra für mich ist, ist gegen mich")
• ich war in der Kindheit oft macht-los und in der Folge sprach-los
• wenn ich auf was-auch-immer nicht mit "ja, klar, gern" reagiert habe, sondern versucht habe, ein "aber..", "ich sehe das anders", "stimmt doch gar nicht", "können wir nicht auch" etc reagiert habe, dann war auf der anderen Seite beleidigt-aggressives Schweigen angesagt - jeglicher Diskussion wurde ausgewichen
• ich hatte einfach keine Lust und keine Kraft mehr, Energie in etwas hineinzustecken, wo meine Meinung gar nicht wirklich gefragt war
• ich hatte NULL Ahnung von guter Kommunikation und bin selber in jedes Messer gelaufen, hab mir jeden Schuh unter dem Sofa hervorgeholt, hab mit der Zeit immer im selben Muster agiert. Hatte kein klares eigenes Standing und war vor allem nicht bereit oder nicht fähig, konsequent dranzubleiben und Konsequenzen in Kauf zu nehmen.
Ist jetzt bald 20 Jahre her. Seither habe ich viel gelernt, auch durch meinen tantrischen Weg, und bin meinen Partnern und vor allem meinem jetzigen Partner sehr dankbar, dass es auch mal unbequem werden darf ohne dass einer dicht macht oder davon läuft.
UND ich bin fest davon überzeugt: es gehören IMMER zwei dazu. Einer alleine bekommt keine funktionierende Kommunikation hin, wenn beim anderen nicht wenigstens der gute Wille da ist.
Es wäre wichtig, herauszufinden, was für eine Art von Stille es ist. Und letztlich kann ich als der das Gespräche suchende Part nur bei mir selbst bleiben. Dem andern sagen, wie wichtig mir der Austausch mit ihm ist, wie wichtig mir das Thema ist, was ich von ihm bräuchte, damit ich nicht so verunsichert im luftleeren Raum bleibe.
Und dann muss ich es loslassen - und ggfs in die Konsequenz gehen, wenn ich es so nicht aushalte.
Ich bin nicht in die Konsequenz gegangen, mein Ex auch nicht. Wir hätten uns viele ungute Jahre sparen können.