@j&j: Okay, Neulinge
Ich stehe also an dieser Fleischtheke.
Vor mir zwei Kopftücher, hinter mir zwei Omas, links neben mir ein Regal mit Soßenbinder, Purreepulver und Paniermehl.
Mein Blick wandert unentschlossen zwischen dem Regal und der Fleischtheke hin und her.
Ich habe mich selbst ertappt, wie ich mir vorstelle, eine Packung Purree zu nehmen und mit voller Wucht...
...langsam, Gomez.
Beruhige dich, das bringt dich auch nicht weiter.
Atme durch! Sieh auf den Boden! Denke an etwas Beruhigendes, an den grünen Wald mit zwitschernden Vögeln vielleicht.
Die zwei Frauen vor mir unterhalten sich angeregt in einer Sprache, die ich niemals verstehen würde. Mein Blick wird verschwommen, ich atme aus Versehen zu tief ein und spüre einen stechenden Gestank in meiner Nase.
Meine Augen quillen hervor und ich muss würgen.
Wie vom Affen gebissen hechte ich -scheinbar orientierungslos- Richtung Ausgang. Ich kann kaum noch sehen, merke aber, dass mich alle Leute beobachten. Mit dem linken Ärmel bleibe ich an einem Regal hängen und reisse zwei Gläser in die Tiefe, irgendetwas gelbes und lilafarbenes. Vermutlich Wachsbrechbohnen in dem einen und rote Beete in dem anderen Glas.
Es schäppert durch den ganzen Supermarkt. -KLIRR-
Ich drehe mich um und eine Verkäuferin eilt herbei.
Ich sage irgendetwas von wegen Versicherung, doch da passiert es: Die Kotze schießt unkontrollierbar aus mir heraus, aufs Regal, auf den Scherbenhaufen, auf meine eigenen Schuhe!
Mist, meine Schuhe!
Während dieses Gedankens kündigt sich bereits der nächste Schwall an.
Und schon wieder kommt es aus mir heraus, dieses Mal versuche ich mich -aus Solidarität mit den Reinigungskräften- auf den Boden zu beschränken.
Nach ca. 30 Sekunden wird mein Blick langsam klar.
Ich fange unweigerlich an zu grinsen und inspiziere die kaputten Einmachgläser unter meinem Erbrochenen.
"Cool, tatsächlich Wachsbrechbohnen und rote Beete" sage ich laut.
Was man in Extremsituationen noch so alles wahrnimmt...