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Mein letzter Post war ein Hinweis darauf, den Blick etwas zu weiten und nicht nur den Schweigenden bzw. das Schweigen als ausschließliches Problem zu sehen.
Ihr erinnert Euch noch an mein Problem aus dem ersten Thread? Dienstags Kontaktabbruch nach einem kleinen Disput am Telefon? Bis sonntags verharrten wir Beide im Schweigen und für mich musste eine Entscheidung her. Habe über WA kurz getickert, ob wir nicht gemeinsam die Wolken wegpusten wollen. Zustimmung und so war gestern der Tag X der großen Aussprache. Bis dahin dachte ich nur, dass der Gesprächsbeginn von mir aus kommen wird, da er ja schwieg....und dann kam alles anders. Er begann von sich aus, freundlich und offen und sagte mir, wie er sich am Dienstag am Telefon fühlte. Teilte mir seine Gedanken mit, seine Einstellung dazu und erzählte mir, was meine Vorwürfe, die bei ihm auch so als Vorwürfe ankamen, bei ihm auslösten: nämlich Fassungslosigkeit, Entsetzen, Wut und Hilflosigkeit.
Ich habe ihn reden lassen und hörte zu. Es tat weh, das aus seiner Sicht so zu hören. Das alles wurde mir mit sehr viel Ruhe erklärt, ohne Vorwürfe.
Dann erklärte ich ihm meine Situation und warum ich so sauer war am Telefon. Auch er hörte einfach nur zu. Kein Einwurf, keine Gegenwehr. Einfach nur zuhören.
Die Standpunkte waren dann erstmal geäußert,wir haben ganz in Ruhe gegessen, jeder ließ das Gesagte sacken.
Er sagte das Gleiche wie ich, nämlich, dass dieses Treffen nicht dazu diente, einfach so weiterzumachen wie bisher, sondern um zu schauen, ob es ein Weiter geben kann und uns wurde Beiden klar, dass wir es wollen. Wohlwissend, dass es auch das Ende hätte sein können. Dann aber hätten wir uns sehr wertschätzend voneinander trennen können (auch, wenn es sehr wehgetan hätte).
Wir haben uns beide versprochen, dass jeder nochmal bei sich schaut, warum die Situation so dämlich war. Wir sind Beide Redner, lösungsorientiert...umso fassungsloser hat uns das Verhalten des jeweiligen Anderen bei diesem merkwürdigen Telefonat gemacht. Da waren wir Beide machtlos.
Jetzt, wo alles auf dem Tisch ist, können wir damit arbeiten. Mein Herz war gestern Abend voll, nicht weil es weitergeht (natürlich auch), aber vielmehr, dass da ein Mensch ist, dem ich wichtig bin. Der mir zugehört hat, auch Verständnis zeigte. Genauso andersherum.
Wir hätten bocken und wieder dichtmachen können. Niemand hört gerne Kritik. Dadurch, dass wir uns beide offen gezeigt haben und bereit waren, die Meinung des Anderen einfach ohne Wertung anzuhören (auch, wenn ich selbst gerne in dem Moment Veto eingelegt hätte gegen seine Argumente), haben wir bewiesen, dass wir es können.
Er war am Telefon überfordert, weil meine Emotionen mich überfordert haben. Die hat er abbekommen, obwohl er gar nicht dafür verantwortlich war bzw. nur zu einem ganz geringen Teil.
Wir müssen es nur wollen und jeder muss die Bereitschaft haben, auch bei sich selbst hinzuschauen.
Aus meiner Sicht ein Paradebeispiel wie Kommunikation in schwierigen Situationen funktioniert!
Erst kürzlich habe ich wieder die Erfahrung gemacht, dass Rückzug allein keine Lösung ist. Sondern, wie unangenehm und verletzend auch immer, Dinge geklärt werden müssen.
Es konnte geklärt werden. Im weiteren Verlauf des Gesprächs wurde wieder klar, dass beide die Situation anders gehandhabt haben/hätten.
Während ich das angesprochen habe, hat er den Verdacht, dass er sich verletzt und wütend ohne Worte einfach zurückgezogen hätte und sich nicht mehr gemeldet hätte.
Wie fatal…denn es stellte sich heraus, dass alles etwas anders war, als berichtet wurde!
Es geht einfach nicht ohne Klärung und dazu MUSS gesprochen werden.
Möchte gar nicht wissen, wie viele Beziehungen wegen Missverständnissen deswegen auseinandergehen. Und beide gar nicht erst erfahren was los ist/war.