Wie einige sich schon gewundert haben:
Ja das Thema Kinder haben wir ganz am Anfang unserer Beziehung (damals noch 17 & 20 Jahre alt) und auch danach immer wieder besprochen. Damals war die Antwort "ja vielleicht, wenn es denn passt."
Priorität hatten natürlich erstmal sich richtig kennenzulernen und ganz klar Ausbildung, Job, etwas Erfahrung sammeln etc. Ich habe deshalb auch bewusst 8 Jahre mit einem Hochzeitsantrag gewartet um mir sicher zu sein, dass es passt.
Unsere Beziehung
Der Satz, dass man "jemanden an sich bindet" aus einem der Beiträge hat mich etwas getriggert. Die Ehe hat unsere Beziehung nicht verändert. Es war wohl eher buchstäblich einfach ein Fest der Liebe. Wir lieben uns wie davor und sehen uns auch nicht als Eigentum des anderen an. Auch am Briefkasten stehen die gleichen Namen wie davor. Natürlich sieht es aus rechtlicher Sicht etwas anders aus. Aber auch da geschieht ohne Kinder und wenn beide Arbeiten erstmal nichts dramatisches.
Und Freunde aus unserem Umkreis staunen immer wie toll und fürsorglich wir miteinander umgehen. Solche Aussagen haben wir auch schon über "sieben Ecken" indirekt von anderen über uns gehört. Es stimmt also wirklich sehr vieles in unserer Beziehung.
Auch ich finde wir waren und sind ein verdammt gutes Team!
Wenn es dann mal kriselt wird bei uns respektvoll diskutiert und zugehört und nach Lösungen gesucht. Da kenne ich aus meinem Elternhaus einen anderen Umgang den ich gehasst habe und mich oft gefragt habe wie ich so geworden bin wie ich heute bin.
Glaubenssätze / Meine Veränderung
Womit wir beim nächsten Thema sind.
Mit 16 Jahren habe ich jemanden emotional mit meinem Verhalten verletzt und mir dafür die volle Schuld gegeben. Das hat dann dazu geführt, dass ich begonnen habe mich selbst (physisch) zu verletzen. Das blieb durch Freunde nicht unentdeckt. Man sagte mir ich wolle nur aufmerksamkeit erregen. Dabei habe ich mich jedoch einfach selbst dafür bestraft, dass ich einen anderen Menschen enttäuscht habe.
Während zwei Jahren nutzte ich die Selbstverletzung fortan als Ventil wenn ich den Erwartungen von mir wichtigen Menschen nicht gerecht wurde.
Mit 18 habe ich verstanden, dass ich mit der Selbstverletzung aufhören musste.
Ganz unbewusst begann ich stattdessen etwas mehr zu essen.
Da ich mich viel bewegt habe war das auch kein Problem.
Bis dann durch den Job weniger Freizeit zur Verfügung stand, und die ein oder andere Herausforderung bei der Arbeit anstand. Mehr Futtern, noch weniger bewegen. Ich hab laufend ein paar Kilos zugelegt.
Ich habe im letzten Jahr dann durch verschiedene Dinge erkannt, dass einer meiner inneren Antreiber der Glaubenssatz "Mach es allen recht" ist / war. Plötzlich war es als hätte jemand in der Besenkammer das Licht angeknipst.
Ich war nie mit mir selbst glücklich!
In Kurzform: Ich habe meine Zufriedenheit davon abhängig gemacht, was andere von mir denken und wie glücklich sie mit mir sind.
Damit ich keine Konflikte auslöse habe ich mich versucht so zu verhalten wie ich dachte, dass es von mir erwartet wurde.
Ganz plötzlich habe ich ziemlich vieles aus meiner Kindheit, Jugend und aus den letzten Jahren verstanden. Es hat "Klick" gemacht. Ich habe angefangen auszusprechen was meine Wünsche, Meinungen und Erwartungen sind was ich möchte. Ich habe wieder mit Sport angefangen und mich dieses Jahr sogar in einem Fitnesstudio angemeldet, was ich mir vorher nicht vorstellen konnte. Und ich habe meine Essgewohnheiten umgestellt, einfach weil ich konnte, weil ich zufriedener bin.
Folge davon?
Ich bin glücklich. Mit mir selbst. Und ich habe gelernt, dass ich gut bin und viel zu bieten habe. Das sind Sätze die ich mich davor kaum getraut hätte selbst über mich zu denken. Ich habe ein gesundes Selbstwertgefühl gefunden. Mein ganzen Umfeld erkennt mich durch mein aufgestelltes Verhalten kaum wieder. Da kommen Sätze wie "Ich dachte du magst uns nicht". Nein verdammt, ich mochte mich einfach selbst nicht.
Inzwischen bin ich sogar ein Tattoo-Projekt angegangen. Das war jahrelang ein Wunsch den ich mich nicht traute anzugehen (Was denken blos die anderen, wie sehen die mich an, ...).
Wenn ich zurückschaue bin ich heute über vieles verwundert. Z.B. darüber dass wir in der ganzen Zeit doch eine ziemlich gute Beziehung halten konnten, dass sie mir immer trotz mehr Kilos das Gefühl gab geliebt zu werden, dass wir den besten Sex haben den wir uns beide vorstellen können und darüber, dass meine Frau bei mir geblieben ist und mich auch geheiratet hat. Ich bin ihr für so vieles dankbar und ich habe wahnsinniges Glück, dass sie nicht nur körperlich, sondern auch von innen ein wahnsinnig schöner Mensch ist.
Natürlich war das letzte Jahr auch für unsere Beziehung bzw. für mein Frau schwierig. Mit so einer Veränderung kommen zwischendurch wieder die alten zweifel hoch und der Wald um einen rum wird wieder ganz dunkel. Bis man sich dran erinnert, dass man dem alten Muster verfallen ist und wieder gehobenen Hauptes aufsteht und stärker weiter macht.
Und meine Frau ist mit ganz neuem Verhalten meinerseits konfrontiert. Wenn ich heute sage was ich will, dann meine ich dass auch so. Es braucht keine Rückfragen im Sinne von "meinst du wirklich, oder sagst du das nur weil ich es will"
Ja, meine Frau kommt jetzt endlich in den Genuss den Mann zu erleben, den sie schon immer in mir gesehen hat. <- Ihre eigene Aussage.
Und das finde ich wahnsinnig schön von ihr so zu hören.
Offene Beziehung
Kurz vor das ganze Corona-Ding losging (das war ja noch vor meiner Veränderung), ging bei uns das Gespräch über Neugier auf andere los. Wir überlegten mal einen Club aufzusuchen und zu sehen was das so mit uns macht.
Das haben wir dann aus bekannten Gründen nicht gemacht und das Thema kam erst 2021 ernsthaft wieder auf. In vielen offenen, ehrlichen Gesprächen haben wir uns geeinigt einen Versuch mit offener Beziehung zu starten. Der Clubbesuch steht noch aus. Dafür hat sie im privaten den ein oder anderen Kontakt zu Frauen gesucht und auch bei einem Mann mal etwas Nähe gesucht.
Wie ihr inzwischen bestimmt herauslesen konntet habe ich sehr hohe Ansprüche und Erwartungen an mich selbst (an deren Herabsetzung ich fest arbeite) und finde, dass ich mich noch sportilich etwas mehr betätigen will bevor ich von der offenen Beziehung gebrauch mache. Daher ist da noch nicht viel passiert.
Meine Beste Freundin
Vorweg: Ich habe nichts mit meiner besten Freundin am laufen.
Während meiner Veränderung gab es wie gesagt das ein oder andere emotionale Loch mit Reue, Schamgefühle etc. nicht immer gut ging. Oft habe ich bereut Kilos zugelegt zu haben und keine vorbildlicherer Mann für meine Frau gewesen zu sein. Vieles davon war oft auch völlig irrational, den ich weiss heute, dass ich trotz allem sehr wohl ein toller Mann für sie war und bin.
In diesen schwierigen Zeiten war meine beste Freundin jederzeit für mich da und hat mit mir stundenlange Gespräche geführt und mich oft aus dem dunklen Wald rausgeholt.
Sie bietet mir eine Freundschaft, die ich so noch nie von jemand anderem erleben durfte.
Letzten Sommer konnten wir uns während der Urlaubszeit dann nicht sehen und ich habe bemerkt, dass ich den Kontakt mit ihr vermisst habe.
Die beiden kennen sich inzwischen auch, da wir meine beste Freudin und ihren Freund hin und wieder zum essen einladen. Meine Frau weiss auch über die sehr persönlichen Gespräche die ich mit meiner besten Freundin führe bescheid.
Als ich bemerkt habe wie ich für meine beste Freundin fühle, habe ich mit meiner Frau ganz offen darüber gesprochen. Statt daraus ein Problem zu machen hat sie vorgeschlagen, dass wir "Gefühle für jemanden haben ist ok" in unser Regelbuch für die offene Beziehung aufnehmen. Das hatte ich völlig nicht erwartet.
Wie gesagt, meine beste Freundin hat einen Freund. Und wir arbeiten zusammen. Und eigentlich will ich mit ihr nur eine richtig tolle Freundschaft und keine Beziehung.
Dafür sind wir dann doch zu unterschiedlich.
Meiner besten Freundin habe ich letztes Jahr gesagt, dass Gefühle bei mir für sie vorhanden sind. Sie war überrascht aber ok. Und solange ich keine Annäherungsversuche starte, ist sie ok damit. Und für mich ist es völlig klar, dass ich mich nicht fremde Beziehungen einmische. Da habe ich ziemlich hohe Werte.
Sie denkt sogar, dass ich meine Gefühle überbewerte und da nur etwas Chaos herrscht, weil sie im letzten Jahr in meinem Leben einfach ein Anker war.
Gut möglich, so genau weiss ich das nämlich gerade auch nicht.
Diese Woche, hat meine beste Freundin mir von Gesprächen mit ihrem Freund über das Kinderthema erzählt. Das ist da auch gerade aktuell und sie ist sich nicht sicher ob ihrem Freund bewusst ist, was die Entscheidung bedeutet.
Das hat mich dann emotional ziemlich erwischt.
Auf der einen Seite habe ich meine Frau die sagt keine Kinder zu wollen.
Auf der anderen Seite ist da meine beste Freundin die eigentlich gerne Kinder hätte, wenn ihr Freund sich auch sicher ist
Falls er aber Entscheiden würde keine zu wollen wäre das für sie auch ok. Bei ihr hat die Beziehung vorrang.
Ich steh also (rein emotional) zwischen meiner Frau ohne Kinderwunsch und meiner besten Freundin die es vom Freund abhängig macht.
Der Kinderwunsch
Um das Klarzustellen: Wenn m(eine) Frau keine Kinder kriegen will, kann ich das verstehen. Da gibt es viele Argumente. Ich bin auch garantiert der letzte der sich dann versucht durchzuboxen.
Das danach die Beziehung und/oder das Kind leidet ist mir sonnenklar und garantiert nicht in meinem Sinne.
Völlig bescheuert, dass unsere Gesellschaft solchen Druck auf Frauen macht, damit sie sich in einer vertrauten Beziehung nicht sagen können "Nein, will ich nicht, wollte ich nie" und stattdessen "vielleicht, mal sehen".
Auf der anderen Seite wurde ich ja auch so erzogen.
"Wein doch nicht", "Du musst richtig essen damit du gross und start wirst", "Räum deine Socken weg, so wird keine Frau mit dir wohnen und eine Familie gründen wollen"
Auch ich habe meine Vorstellungen (die mir mitgegeben wurden) und darf jetzt rausfinden welcher Teil davon mein persönlicher Wunsch ist und welcher Teil nur Vorstellungen und Erwartungen anderer basiert.
Für mich ist das der schwierigste Teil.
Was will ich. Und welche Konsequenzen hat das?
Das werde ich für mich rausfinden müssen.
Das meine Frau mir mit einer 3er Konstellation versucht eine Lösung zu bieten finde ich wie hier auch schon geschrieben wurde echt stark von ihr.
Ich spüre ja, dass sie dies selbst wirklich als allfällige Lösung sieht und sich im ernstfall zumindest teilweise hinten anstellen würde.
Es wäre nicht das erste Mal, dass sie zu mir sagt sie fände mich so toll, es wäre schade mich nicht mit anderen zu teilen.
Das Kinder ein stabiles Umfeld brauchen ist mir auch klar. Auch, dass so eine funktionierende 3er Konstellation ziemlich unwahrscheinlich ist sehe ich auch.
Mir iast klar, dass ich und meine Frau eine ziemlich einmalige Beziehung haben und die möchte ich nicht einfach wegwerfen. Weiss aber auch, dass einen tiefsitzende Wünsche immer wieder einholen.
Klar tickt bei mir keine Biologische Uhr. Aber ich will nicht wenn das Kind mal 20 wird sagen müssen ich kann mit dir x/y nicht machen, ich habe irgendwelche beschwerden.
Wie gesagt ich muss für mich rausfinden was ich wirklich will.
Nachdem mein Frau diese Woche gespürt hat, dass mich etwas beschäftigt, hatten wir gestern wieder ein Gespräch zum Thema. Darin hab ich ihr auch erklärt wozu ich alles bereit wäre.
Kurz gesagt, war das für sie eine ziemliche Überraschung, dass ich z.B. mein Arbeitspensum ebenfalls entsprechend reduzieren würde.
Wir hatten das Thema vor 2 Jahren (vor meiner Veränderung) schonmal und meine Aussagen von damals sind ihr wohl ziemlich geblieben bzw. haben sich inzwischen ziemlich verändert.
Vor meinen neuen Aussagen müsse sie sich das nochmals überlegen. Allerdings hat sie aktuell gerade keinen Kopf dafür (Studium-Endspurt). Da werden wir in einigen Monaten nochmals ernsthaft schauen müssen.
Sie hat aber ganz klar Angst davor was geschieht wenn sie sich wieder dagegen entscheidet. Da ist sie aber nicht allein.
Keiner von uns will sich trennen.
P.S. Mir ist klar, dass ich hier viel persönliches preisgebe, ich habe aber gesehen, dass ich hier von vielen echt gutgemeinte Beiträge bekommen habe. Das könnt ihr ja nur bieten wenn ihr euch ein Bild machen könnt.
Und für die die sich Gegenseitig in Diskussionen hochschaukeln. Lasst es. Das bringt weder mich noch jemand anderes weiter.
Lebt doch vor wie Toleranz ihr wirklich seid.