Geht Treue heutzutage noch?

Wenn ich ein Paar betrachte, das sich liebhat und regelmäßig fantasievollen, sinnlichen Sex miteinander hat, möchte ich dieses "brauchen, was der andere nicht geben kann" gerne mal erklärt bekommen. Was bedeutet es, jede Wochen einen anderen Schwanz, Sex unter Wasser, sich von einem Harem verwöhnen lassen? Ist denn der Partner ein Dienstleister, der im Dienst kläglich versagt, ist Sex eine Ware, sind wird jetzt restlos konsumorientiert?

Ich schrieb es schon, brauchen, was der andere nicht geben kann oder will war bei mir nie das, was man mit Sex benennen kann, sondern Erotik (dieses Knistern und viel mehr), Begleitung zum Speisen, Trinken, in die Oper, auf Reisen, Unterhalten auf einem anderen Level, BDSM auf meine Art, usw. Wegen Sex und sonst nichts hätte ich keinen Fuß vor die Tür gesetzt, den hätte ich auch weiterhin mit mir selbst machen können.

Aber weil die Partnerin auch gibt, was woanders nicht zu bekommen ist, rannte ich nicht weg, zerstörte ich nicht die Familie, was ich als die wirkliche Untreue begriffen hätte.

Frage:

Zwei Töpfe stehen vor euch:

Topf 1 beinhaltet: Verlässlichkeit, Ehrlichkeit, Loyalität, Humor, Respekt, Wertschätzung, Unterstützung, Harmonie, aber leider wenig/keinen/Blümchen-Sex.

Topf 2: Humor, Sex in jeglicher Art, wann man will, mit wem man will, wo man will.

Welchen Topf wählt ihr?

Wer will denn nur Sex?

Bei Untreue geht es nach meinem Verständnis doch fast immer um Sex.

Zu wenig, zu langweilig, zu lange schon der gleiche Mensch im Bett…was weiß ich noch alles.

Wie soll man sonst untreu sein?

Bin ja auch nicht untreu nur Sex , dann wäre ich ja triebgesteuert

Die würden dann ganz sicher Topf 2 nehmen

Und warum genau sollte man deswegen jetzt den Partner betrügen? Man kann doch Schluss machen und dann sein Abenteuer suchen. Schon hat man niemanden hintergangen und trotzdem seinen Spaß gehabt.

Auch wenn es Viele nicht wahrhaben wollen aber eine Beziehung ist immer auch ein Stück weit ein Kompromiss. Wir sind alle Individuen. Entweder man geht Kompromisse ein oder man lässt es bleiben.

Ich (w) hatte Zeiten , wo ich Single war und da hab ich mich auch immer ausgetobt. Wenn ich aber in einer Beziehung war, hab ich das nicht gebraucht. Lag diese dann so sehr im Argen, dann wurde sie beendet. Ich hasse es angelogen zu werden und tue es deswegen auch selbst nicht.

Eine Beziehung hat sehr viele Aspekte. Sex ist nur einer davon. Es kommt auf die Schwerpunktsetzung an, und wie man seine Bedürfnisse trotzdem umsetzt. Ohne die anderen Aspekte zu gefährden.

Nun Ja ich habe eine Beziehung gehabt in der es an nichts manngelte:
Geilen verstauen SEX, Sie kann sehr gut Kochen ( wie Mama ) und dazu ist sie sehr sehr schön.
Zu der Zeit habe ich ein Umschulung in einer anderen Stadt gemacht.
Eine Mitschülerin (32) sieht rattenscharf aus
und sie war eine echte SEXBOMBE alles an ihr schrie fick mich.
Ich hab mich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt.
Ich rutschte immer weiter dem Abgrund entgegen.
Wir explodierten und schrien das ganze Haus zusammen.
Wilder hemmungsloser animalischer SEX. Also wie zuhause nur eben mit einer anderen Frau.
Mit dem unterschied......das man das ja nicht Machen darf.
Vieles ist nicht geplant und läuft dennoch ganz anders ab.
Da wird Stein und Bein geschworen, Und es gibt keinen Grund. Bäm dann passiert es Doch.

Aha, die anderen Aspekte sollen nicht gefährdet werden?
Könnte mit den "Aspekten" eine gewisse Komfortzone gemeint sein?

Wenn du das der Partnerin genau so kommuniziert, ist das in Ordnung. Dann kann sie entscheiden, ob ihre Schwerpunktsetzung mit deiner übereinstimmt.

Wenn es aber darum geht, alle Annehmlichkeiten in der Beziehung locker mitzunehmen und sich erotische Abenteuer und Abwechslung hinter dem Rücken der ahnungslosen Partnerin draußen zu holen, ist das nichts anderes als Betrug. Kann man sich schönreden, klar.

In meinen Augen zeigt sich da eher eine nicht ganz ausgereifte Persönlichkeit, die nicht in sich gefestigt ist und Verantwortung für das eigene Handeln scheut.

Keinen von Beiden, da bleib ich Single. Topf 1 hatte ich langjährig. Dieses wenig/ keinen und fast nur Blümchen Sex geht nicht mehr für mich. Wenn man sich seinen Partner quasi aufdrängen muss, dann macht dies mit einem selbst etwas und dann verzichte ich lieber auf eine Beziehung und suche mir den Humor, Respekt, die Loyalität und alle anderen Attribute die mir wichtig sind in Freundschaften. Den wilden versauten Sex kann ich dann als Single ausleben.

Ist keine Kritik! Ich kann es aber einfach nicht nachvollziehen. Mich hat eine Aussicht auf Sex mit einem rattenscharfen Mann noch nie gereizt, wenn ich weiß wer zu Hause auf mich wartet.

Wie hast Du Dich danach gefühlt als die Hormone nach dem Seitensprung aufgehört haben zu flirren, als die Ernüchterung eintrat? Hast Du an Deine Partnerin zu Hause gedacht?

Ich hätte so ein schlechtes Gewissen dass meine Befriedigung sofort verpufft wäre.

Der Mensch hat ja auch einen Willen, oder sollte ihn besser besitzen. Ansonsten bestimmt der Trieb das Leben.

Keinen

Ich denke, das man das pauschal eh nicht beantworten kann. Dafür gibt es einfach viel zu viele individuelle Auslegungen von „Treue“.

Ich persönlich (m) sage dazu definitiv „Ja“, Treue ist zeitgemäß und für mich ein elementares Bauteil meiner Ehe. Das bedeutet (für mich) allerdings NICHT, das meine Frau oder ich zwingend monogam leben müssen. Mein Wissen und Einverständnis vorausgesetzt kann / darf sie gerne andere Männer haben. Aber wehe ich weiß nichts davon… Das wäre für mich wie fremdgehen und ob ich mit diesem Vertrauensbruch leben könnte, weiß ich nicht… Klingt seltsam, ist aber so.

Ich finde das klingt kein bisschen seltsam, es sind eure Rahmenbedingungen für eure Beziehung und ich verstehe auch Deine/ Eure Definition von Treue.

...tolles Thema, ich habe einge Aussagen durchgelesen und bin vieles überflogen..Treue war doch schon immer in der Geschichte möglich und unmöglich zugleich, die Aussage das der Mensch grundsätzlich nicht treu sein könne stimmt nicht so ganz...der Mensch hat Schwierigkeiten monogam zu bleiben, zum einen ist das die Reptilie in uns zum anderen sind es die unendlich vielen Reize denen wir ausgesetzt sind...das mit den Reizen wird immer mehr und unsere Resilienz dagegen ist endlich.

Letztendlich können wir uns nur dan "retten" wenn wir uns den Reizen weniger "aussetzen" und/oder einen Partner finden der ähnlich denkt und fühlt, mit dem man seine eigene Basis, sein eigenes Fundament stärkt.

Treu kann man auch in verscheidenen Beziehungsformen sein...

Also, diese Aussage würde ich mit Vorsicht genießen.
Die "Reptilie in uns" kann es nicht sein, denn Reptilien haben sehr selten Sex und wenn, dann nur zur Fortpflanzung.

Aber das zweite Argument mit den vielen Reizen, denen wir ausgesetzt sind, stimmt.
Dazu kommt noch ein gewisser Mangel an täglichen Sensationen anderer Art und natürlich auch die existentielle Grundsicherheit.

Wer wie unsere steinzeitlichen Vorfahren den Großteil der Zeit verbringt, sich und die Familie vor Fress- und sonstigen Feinden zu schützen, den Naturgewalten zu trotzen, zu jagen und Nahrung zu beschaffen, der hatte bestimmt viel weniger Sex als wir uns das heute so vorstellen mögen.

Ich bin eher naturtreu. Das zeigt sich bei mir sogar in geschäftlichen Partnerschaften.

Einerseits ist es einfach die Folge von Worttreue, andererseits ist da aber auch eine Portion Sicherheitsdenken (Da weiß ich wie sie/er reagiert o. liefert) und wohl auch viel Bequemlichkeit. Das Leben zu "optimieren" erscheint mir absurd, so lange ich zufrieden bin.
Aber Frauen sind für mich sowieso keine potentiellen Sexpartner, so lange sie mich nicht aktiv "anmachen". Also mir durch ihre Interaktion signalisieren, dass sie mich echt toll finden und interessiert an mehr sind. Das darf aber nicht zu subtil sein. Meine "Sie ist nur höflich" Skala und meine Friendzone ist sehr groß (unendlich wenn ich mal in einer Beziehung war).
Also, da ich kein Rockstar bin, ist meine Treue gar keine Leistung.

Auch dass ich überhaupt mal Sex hatte und mich sogar fortpflanzen konnte, habe ich mutigen Frauen zu verdanken. Nur die, die sich "getraut" haben mir ihre Zuneigung offen zu zeigen, anstatt mit kalter Schulter darauf zu warten "erobert" zu werden, wurden meine Sex/Lebenspartner (nur die natürlich, die ich auch mochte ).
Mein Wunsch nach Sex entsteht sowieso erst in der Intimität. Darum hatte ich nie "Eroberungsgelüste" bei mir fremden Menschen (aka Frau an der Bar).

Treue, besonders sexuelle, erscheint mir in Zeiten von sicheren Verhütungsmitteln geradezu antiquiert. Sie gehört einfach immer noch zum Kultur-Päckchen "Ehe 0.1".

Schon immer lag der Schwerpunkt da auf der weiblichen Treue. Männliche Untreue hat ja, vor dem Vaterschaftstest zumindest, für die eigene Partnerschaft keine ökonomischen Konsequenzen.

Die weibliche Treue liegt mehr im Interesse des männlichen Partners. Er läuft Gefahr viel Energie in die Aufzucht fremder Gene zu investieren.
Wobei das Risiko der Frau, allein deshalb die Unterstützung ihres Partners bei der Aufzucht zu verlieren, ohne Testmöglichkeit immer recht gering war. Ihre eigenen Gene sind es ja in jedem Fall.
Das sehe ich heute immer noch darin, dass, zumindest kulturell, die männliche Erbfolge die Identitätsstiftende ist. Sie nimmt seinen Namen beim Standesamt an (zu 94%) und die Kinder tragen dann automatisch auch seinen. Der Urgroßvater auf männlicher Seite gewinnt die Namensrechte auf alle zukünftigen Generationen.
Darum ist er ein Hecht wenn er einen Schwanz jedes Loch stecken möchte, sie aber wird, für exakt den gleichen Wunsch als Schlampe bezeichnet.

Nö. Es geht auch um Aufmerksamkeit, Zuwendung, Zärtlichkeit, überhaupt gesehen und begehrt zu werden.

Wenn man seiner Linie treu ist, offen und ehrlich kommuniziert, ist auf diese Weise auch treu, zu sich selbst zumindest.
Ich bin der Meinung, dass Phasen im Leben Dinge ändern können.

Wozu muss man mit einem anderen Partner/einer anderen Partnerin Sex haben? Für mich nur, wenn etwas in meiner Beziehung nicht stimmt, mir etwas fehlt etc.
Ansonsten bringen solche Ausflüchte nichts. Sind mir nicht tiefgründig genug.

Ich brauche heute mehr Vertrauen und Tiefe. Der Spaß ist dadurch nicht geringer. Im Gegenteil!

Viele Grüße

Bee

Wenn einer z.B. auf BDSM steht und der andere absolut nicht, fehlt ihm ein teil seiner Sexualität. Das kann gut gehen, kann aber auch dazu führen das einer auf Dauer sexuell unzufrieden ist. Das heißt ja nicht, das er den Sex der in der Partnerschaft nicht genießt, weil Sex ja mehr als stumpfes rein raus sein kann (und sollte), aber eben etwas in der Person steckt fehlt. Oder wenn eine Person Bi Sexuell ist und den Sex mit dem anderen Geschlecht (also, das andere Geschlecht im Verhältnis zum Partner) vermisst. Und das heißt dann auch nicht das man jede Woche einen anderen Schwanz / Pussy hat, das heißt das man zusammen einen Weg findet und entscheidet ob und was ok ist und was nicht. Und surprise, es gibt Leute wo das klappt und dann auch funktioniert.