„„Die Liebe ist ein Gefühl welches sich einstellt bei einem Menschen, der von einem anderen Menschen geliebt worden ist.
Den Satz verstehe ich irgendwie nicht.
Aber allgemein:
Was hat Treue mit Liebe zu tun?
Auch anderen Menschen (die ich nicht liebe) gegenüber kann ich treu sein. Und bin ich es auch. Indem ich auch diese Menschen nicht belüge oder hintergehe.
Einem Freund treu zu sein heißt doch aber nicht, keinen anderen mehr zum Freund zu haben oder nur noch mit diesem einen ins Kino zu gehen (z.B.).
Und genau so bin ich einem Menschen, mit dem mich eine wechselseitige Liebe verbindet, nicht dadurch untreu, dass ich auch noch weitere Menschen liebe (oder mit ihnen tanzen gehe, ins Kino oder auch Sex habe. Ich bin ihm untreu, wenn ich ihn belüge und hintergehe, aber nicht durch Gefühle zu anderen (außer ich habe ihm irrsinniger Weise versprochen, keine positiven Gefühle mehr für anderen Menschen zu entwickeln).
So wie ich dies hier lese und verstehe, schränkt die / deine Definition von Treue mich ein,
anstatt mir zu mehr Freiheit zu verhelfen - das verstehe ich weder unter aufrichtiger Treue, sondern unter falsch verstandener Treue.
Ebenso verhält es sich mit der Liebe - für mich ist die Liebe sowieso ein Kind der Freiheit und nicht der Unfreiheit, sprich der Eingeschlossenheit. Wer oder was mich einschließt und einengt kann nicht den Anspruch gegenüber mir geltend machen, dass ich ihm treu zu sein habe - das funktioniert einfach nicht.
Meine Gefühle insgesamt haben sich dadurch entwickelt, dass ich mich in Räumen aufgehalten habe, in denen man sich tolerant gegenüber anderen Menschen, ihren Ansichten und Meinungen gezeigt hatte und dies auch so kommuniziert hat.
Ob man ein anderes Bild von Treue erfährt, wenn man nur dorthin geht, wo seine Meinung zu Treue dem dortigen Mainstream entspricht, oder auch einmal dorthin, wo dies nicht der Fall ist und man in Gesprächen und Diskussionen erfährt, was ein anderer Mensch unter Treue versteht, weiß ich nicht - ich will nur nicht mehr eingeengt werden durch dieses Schubladendenken, sondern mich denjenigen Menschengruppen anschließen und dort willkommen sein, bei denen meine Meinung ebenso Geltung hat, wie die eines jeden anderen Menschen. Ich kann ja niemandem verbieten, dass was er zu mir sagt in Abrede zu stellen, sondern bin eher dazu geneigt, einem anderen Menschen das zu glauben, was er zu mir sagt.
Ich lerne aber nicht hinzu, wenn ich bei meiner vorgefertigten Meinung bleibe, insbesondere was das eigene Erwachsenwerden betrifft - das Erwachsenwerden.
Was im jugendlichen Alter gegolten hatte, muss im Erwachsenenalter nicht mehr gelten, KANN nicht mehr gelten, Jeder kann sich aufgrund seiner eigenen Vergangenheit bewusst werden, welche Folgen und Konsequenzen die erste Beziehung hatte und ggfs auch was zur Trennung geführt hatte. In den seltensten Fällen halten Ehen, die in der Schule oder im Studentenalter geschlossen worden sind, auch wenn dies die ersten Treuversprechen gewesen sind, die abgelegt worden sind.
Die erste wirkliche gemeinsame Entscheidung hin zur Treue wird bei der kirchlichen-standesamtlichen Trauung getroffen - von beiden Menschen (und man kann jeden verheirateten Menschen fragen, was sich in diesem Moment in ihm verändert hat - und auch OB sich in ihm etwas geändert hat).
Entweder bin ich verheiratet, oder war verheiratet, bin noch nicht verheiratet und will heiraten oder geheiratet werden - je nachdem welches Kreuz man hinter der jeweiligen Option setzen will, gilt für den einen oder anderen eine ganz andere Perspektive - sowohl aus derjenigen meiner Vergangenheit als auch der meiner persönlichen Zukunft, die noch nicht geschrieben worden ist und die Frage was ICH will, kann nur ich beantworten.
Von wem ich etwas wollen darf, ist ab diesem Zeitpunkt geklärt - ich habe eine Bezugsperson, ebenso hat diese Person mich als Bezugsperson - das ist eine andere Treue als die davor.
Wer würde denn jemand heiraten wollen, der von sich aus sagt, dass er es mit der Treue nicht so ernst nimmt?
Würde ich jemandem etwas versprechen, was ich entweder nicht halten will oder nicht halten kann - wäre dass dann eine Lüge (oder ein nur nicht gehaltenes Versprechen?).
Es muss schon sehr intensiv und intim werden dürfen, wenn jemand mir eine Frage stellt, die auf meine Treue hin gerichtet ist - ich kann und will also ausschließen, dass ich mich in eine Person verliebe - aber ausschließen, dass sich eine Person in MICH verliebt, kann ich nicht, wobei gerade das Gefühl des Sich-Verliebens eines ist, was mir gut tut, ob es dem gut tut, den ich liebe, weiß ich nicht <- in der Regel dauert es ja, bis dieses Zugeständnis, dass ich mich in jemanden verliebt habe, auch so direkt über meine Lippen kommt. Ab dann erst beginnt die Frage, wie weit die Treue trägt.
Ich würde niemandem meine Liebe gestehen, noch viel weniger würde ich annehmen, dass wenn jemand zu mir sagt ich liebe dich und ich würde nichts spüren bei diesen Worten.
Wer sagt ich liebe dich, wird am Ende den Beweis dessen nicht schuldig bleiben.