Der Weg zu sich selber...
... ist ziemlich kurvenreich.
Ich höre und lese immer wieder, wie schwer es vielen Menschen fällt, ihre eigenen Neigungen einzuschätzen und das "Richtige" für sich zu finden. Daher glaube ich, das es ganz normal ist, unsicher zu sein. Gerade beim Thema SM gibt es Mechanismen im Kopf und vllt auch im Bauch, die einen zögern lassen und/oder verwirren. Immerhin wären viele der Praktiken außerhalb eines SM-Kontextes moralisch, gesellschaftlich oder eben einfach vom eigenen Selbstverständnis her nicht tragbar.
Ich selber habe früh gemerkt, wie sehr mich das Fesseln fasziniert, als aktiver Part; schon als Kind, als ich mir meiner Sexualität noch nicht bewusst war bzw. sie noch nicht entwickelt war, fand ich diese Themen für mich spannend. Dennoch hatte ich nach meinen ersten Sessions zittrige Knie und war vllt sogar ein wenig überfordert mit meinen Gefühlen und Neigungen.
Man darf also bei der Auseinandersetzung mit dem Thema BDSM immer ein gewisses Maß an Unsicherheit erwarten, am Anfang vermehrt, später vllt seltener oder weniger Intensiv.
Wenn du, Miss Emosie, schon erste Versuche unternommen hast, dieses Themenfeld zu entdecken und gerade, trotz negativer Erfahrungen, weiterhin nach Antworten für dich suchst und neugierig bist, dann lohnt es sich natürlich, dich selbst auf den Prüfstand zu stellen. Wie von den anderen auch schon geschrieben ist es erstmal wichtig, dass du dir deine Fantasien bewusst machst. Worauf stehst du? Was turnt dich an? Was für Gedanken spielen bei der Selbstbefriedigung eine Rolle, welche Spiele beim Liebesakt faszinieren dich. Dabei ist es wichtig, sich selber einzugestehen wie tief man emotional verwickelt ist. Ich denke es gibt auch Menschen, die die Idee von Dominanzspielen etc faszinierend finden, oder interessant oder als nette Abwechslung vom Liebesspiel-Einerlei. Die Frage ist, wie weit diese Menschen gehen, beim Spielen mit ihren Fantasien.
BDSM hat viele Facetten, die von allen beteiligten ein hohes Maß an Selbstreflexion fordern. Wenn du jetzt zum Beispiel grundlegend verunsichert bist, bezüglich deiner Neigungen, weil du eine negative Erfahrung gemacht hast, mußmaße ich jetzt mal ganz frech, dass du dich vorher noch nicht so intensiv mit dem Thema, deiner Sexualität und auch der Sexualität des damaligen Partners auseinandergesetzt hast.
Das wäre dann quasi der erste Schritt. Wenn du entdeckst, an dir, dass BDSM dir wichtig ist, dir helfen wird, ein sexuell erfüllendes Leben zu führen, dann musst du Zeit investieren. Lesen ist eine Hilfe. Viele raten zu Fachbüchern, ich würde mit Geschichten beginnen. SM-Geschichten. Gute, schlechte, lange, kurze, mit Inhalten die dir manchmal mehr und manchmal weniger zusagen. So bekommst du einen schillernden Überblick der Möglichkeiten, erstmal ganz ohne Wertung, was brav und was böse ist, was gefährlich und was ungefährlich ist. Genauso lohnt es sich entsprechende Fotos anzusehen. In deinem Tempo, meinem Ohr immer bei der inneren STimme, die dir hilft, im Notfall auf die Bremse zu treten, oder aber aufs Gas zu steigen, wenn die richtige Richtung eingeschlagen ist.
Danach oder gleichzeitig ist es gut, wenn du dir Gesprächspartner suchst, die ähnliche oder gleiche Interessen haben. Unverbindlich, ohne gleich den perfekten Dom zu suchen (das kann man je eh nicht erzwingen). Frag dir die Stimmbänder aus dem Hals
Versuch die Bilder, Geschichten, Gefühle und Fantasien für dich zu ordnen und lass dir dabei helfen. Oft wiederholen sich die Muster, worauf Sub oder Dom steht, obwohl jeder von uns natürlich einzigartig ist, es gibt gemeinsame Nenner, und die sind gute Orientierungspuntke für weitere Erkundungen.
Und wenn du nach all dem immer noch, oder immer mehr Lust verspürst, all das real zu erleben, dann such dir einen Partner (spielgefährten, Geliebten) mit dem du langsam, mit viel Kommunikation, erste Schritte unternimmst. Vielleicht möchtest du ja auch einfach nur einmal irgendwo zusehen, ohne selber beteiligt zu sein; Stammtisch und Parties können da der richtige Anlaufpunkt sein.
Und ansonsten: stell hier im Forum fragen, wie du bei meinen Vorpostern sehen konntest, gibt es viele nette Menschen mit viel Fachwissen und Erfahrung, die dir gerne mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Bis dahin viel Spaß bei "Jugend forscht"
LG,
Fx