Liebesbrief
Geliebtes Ich,so vieles habe ich auf dem Herzen, das ich dir sagen will. So lange wir uns schon kennen, habe ich dich dennoch nicht immer erkannt.
Obwohl du mir stets aus allen spiegelnden Flächen entgegen schaust, konzentriert mein Blick sich oft auf die vielen Kleinigkeiten, die im Gesamtbild so gar keine Rolle spielen. Da eine gerötete Stelle, dort ein Pickel, nicht zu vergessen das verirrte Härchen, das sich nicht in die Augenbrauen einfügen will.
Früher ein hellblonder Haarschopf, nun Gold und Silber durchwirkt. Einst eine rosige Babyhaut ohne Makel, jetzt voller Sommersprossen, um die dich einige beneiden. Muttermale oder Pigmentflecken, die deinem Gesicht Individualität verleihen. Falten und Fältchen, die dem geneigten Zuhörer lustige und traurige Geschichten erzählen wollen.
Viel zu selten lächelst du mich an. Dabei bist du mein, und wir gehören untrennbar zusammen. Ohne Eifersucht darfst du geliebt werden. Ohne Sehnsucht nach etwas anderem, als das, was dir gut tut, dich ergänzt oder aufbaut.
So oft bist du unsicher, suchst Rat, und nicht immer sind die Ratgebenden dir wohlgesonnen. Immer wieder stürzt du und wirst verletzt. So viele Male stehst du aus eigener Kraft auf, aber ebenso oft hilft dir ein lieber Mensch. Du nimmst Hilfe an, bist nicht zu stolz, hörst anderer Meinungen und bildest dir deine eigene.
Du scheust dich nicht zuzugeben, wenn du etwas nicht weißt oder kannst. Du bist offen für Neues und nimmst dir mit, was dir gefällt.
Moden beeindrucken dich nicht. Du zeigst dich im eigenen Stil, schwimmst gegen den Strom, wenn es sein muss.
Lange Zeit suchtest du nach der Liebe im Außen. Brauchtest Bestätigung der anderen. Dachtest, ich kann dich nur lieben, wenn andere dich lieben.
Dachtest, du kannst nur genügen, wenn du anderen genügst.
Es ist umgekehrt, Liebste. Die anderen werden dich lieben, weil ich dich liebe.
Du genügst den anderen, weil du mir genügst.
Ich betrachte dich mit liebenden Augen und wohlwollendem Blick. Beobachte dich mit Nachsicht und Geduld.
Deinem Spiegelbild zwinkere ich zu, du lächelst zurück. Lachst über meine Witze und ich über deine. Dann wirst du ernst. Denkst an deine Ängste, die auch meine sind. Tränen verwischen das Bild. Diese salzigen Tropfen, die erleichtern und erschweren im selben Maße. Mindern dein Strahlen, das im Lachen liegt.
Ach ja - lache und mit dir wird gelacht werden. Das mag ich so an dir, dass du nahezu jeder Situation etwas Positives abgewinnen kannst. Dass du nie aufgibst, selbst wenn du schon aufgegeben hast.
Auch Gleichgültigkeit hat seinen Wert, denn es ist der Schutz gegen Negatives. Schimpf laut und vergiss es wieder. Merk dir jedoch, was Gefahr bedeutet, denn ich könnte es nicht ertragen, wenn dir Schlimmes passiert.
Ich liebe dich einfach so, ohne dass du etwas dafür tust. Ich liebe dich mit all deinen Schönheiten und Makeln. Deinen Vorzügen und Macken. Du bist immerfort an mich gebunden. Streit wie Versöhnung gehören auch bei uns dazu. Dabei möchte ich Streit ganz klein schreiben, Versöhnung dafür umso größer.
Mit meiner Liebe kannst du wachsen. Mit meiner Liebe bist du stark.
Ich liebe dich. Ich umarme und streichle dich. Du bist allzeit für mich da und ich für dich.
Ich liebe dich. Von innen und von außen, laut oder leise, oben oder unten.
Ich liebe dich. Vergiss das nie. Und wenn du es doch tust, dann werde ich dich daran erinnern. Ich liebe dich.
(Gedanken zum Frauentag)
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