Eine Lanze brechen - für das Leben, das ist
Na, sowas... gestern Abend schwelgte ich in schönen Erinnerungen...
...wunderschöne Orte...
...schöne Momente...
...interessante Begegnungen...
...Ereignisse...
...und da wurde mir klar, dass ich dabei fast immer alleine war - oder aber in klassischen (Fern-)Beziehungen, die wohl wegen meiner Abwesenheit zerbrachen.
Irgendwie fühlte ich mich nicht allein.
...vielleicht ein Fall nach ICD-10 oder aber ich nehme meine Bekanntschaften immer irgendwie mit (mittlerweile wohl auch Menschen, die nicht mehr leben - denen fühlt man sich an fernen Orten näher als vor ihrem Grab, weil man Erlebnisse mit ihnen woanders als auf dem Friedhof gemacht hat).
...vielleicht aber auch eine unbewusste Reaktion auf die Einsamkeit in Teilen des Lebens.
Sexualität lebe ich dank FetLife mit diversen Partnerinnen aus, und schöne Rendezvous an reizvollen Orten gibt es dank Tinder und Cafékultur zur Genüge.
Da saß ich also gestern Abend...
Die alte Freundin, mit der ich auf dem Sofa einen Film geschaut und danach lange geredet hatte, war schlafen gegangen, und mein Kaffee war noch heiß.
Sie ist eine der drei Frauen, die ich mit gutem Gefühl geheiratet hätte: Stark, selbstbewusst, mich kritisierend, mich anfeuernd. Jetzt hat sie einen anderen. So wie die anderen beiden.
Was war also die Moral meines Nachdenkens..!?
Nun, ich hatte schöne Episoden im Leben in Beziehungen (zusammen leben, viel gemeinsam unternehmen, es gab auch Kinder, wenn auch keine eigenen),
...und daneben all die Erlebnisse in der Welt.
Weiter oben lese ich "Das Gras auf der anderen Seite ist immer grüner" - ja, frei nach Ovid ("Nichts, das sich bietet, gefällt - Fremdes nur übt seinen Reiz")
Ich fürchte, aus der Nummer kommt man auch nicht raus.
Glück im Unglück: Mein Alter.
Dieses Drängen, das Fordern nach Liebe und Zusammensein hat nachgelassen. Es stirbt vielleicht wie ein alter Baum.
Nach dem Gespräch auf dem Sofa, auf dem ich gedrängt wurde, wieder ins Spielfeld zu laufen und größenwahnsinnige Dinge zu tun, war ich irgendwie beruhigt:
Ich werde in meiner Haut bleiben.
Ich werde mit meiner besten Freundin zusammen eine weitere Firma aufbauen, viel reisen, Menschen treffen, Verrücktes erleben, in Hotels leben... und oft trauern, überwältigende Momente mit niemandem teilen zu können.
Ich werde meine festen Freundinnen besuchen, manche mit dem Flugzeug, hier und da etwas gemeinsam unternehmen...
...und irgendwie Single mit einer großen Familie sein.
Verheiratet sein? Vielleicht. Mit meinen Unternehmungen. Wer mag, kann mich besuchen - so wie meine Freundin gerade: Mit ihrer Kleinfamilie für ein paar Wochen im Haus nebenan.
Wenn sie Probleme in ihrer Beziehung hat, kommt sie und bespricht sie mit mir - da ist sie in meinem Leben nicht die einzige. Was ist also eine Beziehung, wo fängt die an, wo hört die auf?
"Single"... - was ist das eigentlich ...in einer Welt voller Farben!?