„Ich erzähl einfach mal von mir und meinen Erfahrungen. Der Post hat keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Aber vielleicht hilft er manchen Menschen Dinge aus einen anderen Blickwinckel zu beleuchten.
Ich unterteile Geschlecht in 4 Ebenen
Das Biologische Geschlecht (die meißten queeren Menschen bevorzugen hier die Bezeichnung "das bei Geburt zugewiesene Geschlecht")
In meinem Fall ist das männlich. Auf dieser Ebene kann man auch gerne eine biologische, medizinische und Wissenschaftliche Diskussion führen. Wenn man verstehen will, was ein Geschlechtsspektrum ist, ist so eine Diskussion allerdings wenig hilfreich.
Das Gesellschaftliche Geschlecht
Ich hab für mich entschieden, mein gesellschaftliches Geschlecht nach meinem biologischen Geschlecht zu wählen. Das schließt für mich ein, dass mich auch jeder Mensch gerne als Mann bezeichnen darf und mich mit Herr ansprechen kann. Ich werde auch nie eine Änderung beim Standesamt beantragen.
Das Gefühlte Geschlecht
Es ist unheimlich schwer ein gefühltes Geschlecht zu erklären. Ein Gefühl in Worte zu fassen, ist nahezu unmöglich. Vor allem wenn das Gegenüber das Gefühl nicht kennt.
Ich hab es mal in diesem Beitrag versucht:
Erstes mal mit Nicht-Binär als "Mann"
Es muss aber auch niemand verstehen. Wie ich mich fühle, das ist meine Sache. Wer mir einreden will, wie ich mich zu fühlen habe, tja, charmanter kann ich es nicht formulieren. Der kann mich mal... Wer auf dieser Ebene, eine wissenschaftliche Diskussion führen will, der hat nen Sprung in der Schüssel. Wenn ich mich trotz Penis, als Frau fühle, dann hat das jeder Mensch zu respektieren und da akzeptiere ich keine andere Meinung. Das gebietet einfach die Menschlichkeit.
Nun ist dies aber die alles entscheidende Ebene. Mein gefühltes Geschlecht schwankt. Das sollte jeder Mensch einfach mal so hinnehmen.
Das gelebte Geschlecht
Wie Ich mein Leben leben möchte, ist meine Sache und wie ich mein Geschlecht auslebe, ebenfalls. Es ist meine Entscheidung, welches Pronomen ich verwende und wer mein gewähltes Pronomen bewusst ignoriert und falsch verwendet, der sollte sich wirklich mal Gedanken machen, warum er so diskriminierend ist.
Deswegen ist die Frage im Eröffnungspost auch wenig zielführend. Nicht das gesellschaftliche Geschlecht bestimmt, die ANrede, sondern das gewählte. Das gebietet schlicht die Höflichkeit.
Wenn ein Hans nicht Hansimausi (auch wenn er seit seiner Kindheit so genannt wurde) genannt werden will, dann nenn ich ihn Hans. Wenn ich ihn gegen seinen Willen Hansimausi nenne, dann ist das Mobbing und nichts anderes.
In meinen Fall, hat das gefühlte Geschlecht nur Einfluss auf das gelebte. Andere Menschen entscheiden das für sich anders. Ich kann das nicht nachfühlen, im falschen Körper zu leben und ihn angleichen zu wollen. Ich kann es auch nicht nachfühlen, gesellschaftlich ein anderes Geschlecht haben zu wollen.
Aber das muss ich auch nicht. Ich kann das akzeptieren, respektieren und unterstützen. Ich erwider ja auch nicht auf ein "Ich fühl mich heute traurig"; "Nein, Tust du nicht"
Hallo und erstmal vielen dank, dass du das so geteilt hast, das hat mir nochmal geholfen, die missverständnisse aus dem weg zu räumen. Wir sind nicht weit voneinander entfernt.
Niemand kann dir sagen wie du dich fühlst, oder wie du dich zu fühlen hast. Du willst dich selbst ausleben? More Power to you... Jemand fühlt sich in seinem Körper nicht wohl, klar sollte er ihn verändern. Wo ist der Unterschied, ob ich Eiweiß nehme und ins studio gehe oder Hormone und in den OP?
Um unseren dissens einmal besser zu beschreiben, komme ich mal von meiner Seite. Ich bin aufgewachsen in einem etwas abgelegenen Teil in Texas, wo wir sehr viele sehr konservative christliche sekten haben (ähnlich wie die Zeugen jehovas). Der glaube von diesen Menschen ist, das ein Mann mehr ist, als nur eine genetische informationen die einfluss auf viele genetische merkmale hat... Sie glauben es gibt einen Weg wie sich ein Mann, oder eine Frau zu fühlen hat.
Der kampf den wir geführt haben, war es diesen Menschen klar zu machen, dass es sowas nicht gibt. Ein Mann der gerne mit anderen Männern schläft, die Farbe Pink mag und Tanzen will ist ein vollwärtiger Mann. Es gibt keinen richtigen bzw. falschen weg sich als frau zu fühlen.
Der unterschied zwischen Mann und Frau ist erstmal nur ein simple genetischer (Potential für die Produktion kleine bzw. Große Gameten zu erzeugen). Das ist ähnlich der Augenfarbe... es gibt auch kein wirklicher weg, wie sich jemand mit blauen augen fühlen sollte, oder wie er die welt sieht...
Wir wissen mittlerweile, dass dieses Weltbild nicht nur diskriminierend ist und individuun in Rollen zwängt, die sie nicht erfüllen können oder wollen, sondern auch einfach Falsch! Und dieser Kampf ist noch nicht vorbei! Dieser Glaube ist auf der Welt noch so weit verbreitet...
So und nun fängt auf meiner seite des politischen Spektrums plötzlich an mit dem selben vorurteil zu arbeiten...
Wenn ich sage, du kannst dich nicht wie ein Mann fühlen, sage ich damit nichts über deine Gefühle aus... Du kannst dich fühlen wie du willst und das hoffentlich auch ausleben. Solange du damit keinen anderen schaden zufügst... Man kann sich nicht wie ein Mann fühlen, weil es sowas nicht gibt. Gefühle sind individuell. Ich weiss nicht, wie es ist sich als Mann zu fühlen, ich weiss nicht wie es ist sich als Grün oder Blauäugiger zu fühlen.
Sollte mich jemand aufhalten, mir blaue kontaktlisen anzuziehen und mich in der gesellschaft zu bewegen, als hätte ich blaue augen? NEIN, Sollte ich gleichwertig wie jeder andere mit blauen augen behandelt werden, ja!
Sobald ich aber zugestehe, das es ein Gefühl gibt, welches leute mit blauen Augen ausmachen, habe ich damit 2 dinge. Nummer eins kann ich sagen, dass es also die Richtigen mit den blauen augen gibt, und die Falschen. Nummer 2 kann ich wieder gegen leute mit blauen augen ausgrenzen weil sich alle in einer gewissen weise fühlen...
Wenn du also sagst, du fühlst wie ein Man, bist du dann eigentlich übergriffig mir und allen anderen Männern gegenüber, die nicht so fühlen! Und wenn es wirklich diese Art zu fühlen gibt, haben dann die Creationisten recht, dass jeder der sich dann nicht so fühlt kein richtiger Mann ist?
Respekt und höflichkeit verlangen es von mir, das von dir gewünschte Pronomen zu verwenden (auch wenn ich nicht denke, dass es für jeden gesetzlich vorgeschrieben sein sollte, wir brauchen auch das recht ein arschloch sein zu können
).
Ich bin dafür, das dir jede Behandlung offen steht um deinen Körper deiner Identität und deinem Gefühl anzupassen, und du so behandelt werden solltest, dass du deinen Platz findest...
Ich will dir nicht in deine Gefühle reinreden, wenn ich dir sage, ich glaube man kann sich nicht als mann fühlen, weil es kein gefühl gibt, was ein mann nur ein Mann haben kann.
Wenn ich dir also sage, ich fühle mich wie ein 15 dimensionales wesen, und du in zweifel ziehst, das dies real ist, ziehst du nicht meine gefühle in frage, sondern nur, dass es eine art gibt, wie sich ein 15 dimensionales wesen fühlen kann.
Ich hoffe ich konnte dich jetzt mehr abholen, wie du mich abholen konntest... findest du einen denkfehler in meiner abhandlung, bin ich sehr dankbar dafür...
viele Grüße
Alex