„Da geht es z.B. um die Angst nicht akzeptiert zu werden, die Angst ausgeschlossen zu werden.
DAS ist es...
Das ist der Punkt.
Der einzige um den es geht...
Wir können hier viel darüber reden das Anorexi eine Krankheit ist und Transsexualität nicht.
Wir können argumentieren das eine sei zu behandeln weil krank und das andere nicht weil nicht krank.
Man kann sagen:
"Aber wer bestimmt denn das es keine Krankheit (mehr) ist?"
und argumentieren das es das doch ist.
Wir können darüber reden wer sich welchen Zacken aus der Krone...naja oder dem Diadem...bricht wenn er einen Transmenschen mit dessen Wunschname und Pronom anspricht oder eben nicht.
Und wir können echt lange darüber reden wer hier im Recht ist und wer im Unrecht...
Aber das ist der einzig relevante Punkt:
Die Angst...
...nicht richtig zu sein.
...einsam sein zu müssen.
...nicht verstanden zu werden.
...verstoßen zu werden.
...was-auch-immer-einfällt...
Es hat seine Gründe warum sehr viele Transmenschen wegziehen wenn alles fertig ist.
Angst war schon immer eine Triebfeder bei uns Menschen.
Und auch hier...ist sie eine Triebfeder:
• Zur Wut
• Zur Trauer
• Zum unglücklich sein
• Zu vielen anderen Zuständen
Das biologische Geschlecht lässt sich nicht ändern.
Daran führt einfach kein Weg vorbei.
Und auch das ist etwas das Transmenschen auf ihrem Weg lernen.
Es gibt nur 2 Biologische Geschlechter beim Menschen...aber anders als oft gesagt wird ist das nicht:
Mann und Frau
sondern:
männlich und weiblich.
Und das ist ein Unterschied.
Man kann biologisch männlich sein - aber sich weiblich fühlen und auch als Frau leben.
Das gefühlte und gelebte Geschlecht ist entscheidend - nicht das biologische.
Und da ist es dann so:
Je länger man jemanden kennt - desto schwerer tut man sich damit ihn einem anderem biologischem Geschlecht zuzuordnen.
Heißt:
Als ich meine Ex kennenlernte - lernte ich sie als Anna (alle Namen geändert
) kennen.
War immer ok für mich.
Für mich war sie Anna.
Ich liebte Anna.
Das war super.
Und jetzt gibt es 3 Situationen:
Dann waren wir in einem Cafe, ein Schulfreund von Anna kam vorbei. Sie haben sich Jahre nicht gesehen. Und er hat erzählt:
"Und damals war ich mit Jens in der Disco und er hat all diese scharfen Bräute abgeschleppt der Schlingel. Und jetzt ist Jens nicht mehr Jens sondern Anna und selbst eine scharfe Braut."
Anna ist - nicht im Lokal sondern später als wir allein waren - ausgeflippt...
Welche Frechheit es sei von ihm sie mit Jens anzusprechen etc...
Das waren die Hormone die reingekickt haben.
Denn in diesem Kontext...war Jens absolut richtig. Denn was hat er getan? Er hat von einer Zeit erzählt als Anna noch nicht Anna sondern Jens war. Jens war eine ganz andere Person für ihn. Und das ist ja auch so...irgendwie und irgendwo.
Dann gibt es die Situation in der man einen Menschen schon seit Jahren kennt.
Bei Anna in der Arbeit war es damals so.
Ihre Kollegen kannten sie schon seit ein paar Jahren - Jens hat dort die Ausbildung gemacht etc.
Und sie hat mir davon erzählt das es teilweise ein halbes, dreiviertel Jahr nach dem "Outing" noch dazu kam das die Leute (je älter die Menschen waren oder je länger sie sie kannten desto öfter) sie mit "Jens" ansprachen statt mit Anna - aber "aus versehen" und mit erkennbar keiner bösmülligen Absicht dahinter.
Und dann gibt es die Situation in der Menschen sie mit ABSICHT weiterhin Jens nannten.
Mit der Absicht sie zu verletzen.
Tja - was soll ich sagen?
Anna fand die zufälligen, nur ab und an passierenden Versprecher viel belastender und viel schlimmer und viel beleidigender und abwertender als jede bewusste Nennung von "Jens".
So ging es auch Sophia (meiner anderen MzF-Partnerin).
Warum?
Nun - eine finale Antwort konnte mir keine geben.
Aber ich hab das in diesen SHGs ganz oft von ganz vielen gehört.
Und ich denke - nur so für mich...in meinem Kopf ohne wissenschaftliche Fakten oder psychologische Kenntnisse zu haben - mir halt:
"Das könnte vielleicht daran liegen, dass sie solche Versprecher ihnen zeigen, dass sie zwar auf einem guten Weg sind - aber noch lange nicht so sehr Frau wie sie es gerne wären. Denn wenn selbst Menschen denen etwas an ihnen liegt es nicht hinbekommen ohne Konzentration und kurzes nachdenken ihren richtigen Namen zu sagen...wenn selbst Menschen die ihnen nicht weh tun wollen, die sie unterstützen und die bereit sind sie uneingeschränkt zu akzeptieren es nicht schaffen ohne sich zu bemühen in einer stressigen Situation ihren echten Namen zu nennen - dann sind sie noch weit weg von dem was sie sein wollen...von dem was sie sein MÜSSEN. Deshalb könnte das verletzender wirken als wenn jemand mit Absicht einen falschen Namen nennt."
Jetzt packen wir noch Hormone dazu - und zappzarapp braucht jemand ein Snickers.
ANGST ist etwas sehr gefährliches.
Angst ist wichtig.
Sie hält uns am Leben.
Aber...manchmal führt sie auch dazu das wir denken das zu sterben der einzige Weg ist der Angst zu entgehen.
Deshalb überleben nicht alle...
Ich für meinen Teil habe damals versucht zu üben...
Ich wollte andere Menschen mit dem Namen ansprechen den sie wollten.
Und ich wollte nicht das sie merken das es mich Mühe kostet.
Es war schwer.
Aber es ging.
Bei Anna und Sophia war das kein Thema.
Bei Dieter den ich als Dieter in einer SHG kennenlernte und der dann ein Jahr später plötzlich als Elfriede angesprochen werden wollte aber noch immer so aussah wie Dieter, so klang wie Dieter und sich null verändert hatte...hatte ich größere Schwierigkeiten.
Ging aber.
Elfriede hat nie gemerkt das ich am Anfang immer etwas überlegen musste.
Anrede ist wichtig.
Und ich glaube...hier besonders.
Denn hier ist es der Übergang von Mann zu Frau / Frau zu Mann.
Wenn einen hier die Leute locker mit dem echten Namen ansprechen - dann hat man gewonnen.
Wie heißt es so schön:
"Erst wenn ich in einer Sprache träume beherrsche ich sie."
Und so ist es hier auch:
"Erst wenn die Leute meinen echten Namen so aussprechen als hätte ich nie einen anderen gehabt bin ich am Ziel."
Also...ich hab keine Ahnung von sowas.
Weder von Menschen noch von den Sorgen oder Ängsten von Transmenschen (oder auch nicht-Transmenschen).
Aber so könnte ich mir das vorstellen...