„Wie erzieht ihr eure Subs?
Meine Frage an alle Doms hier: Wie erzieht bzw. "formt" ihre eure Subs?
Gar nicht.
Für mich ist der Aspekt der Erziehung ein ganz eigener Kink, den ich nicht teile.
Ebenso wie ich mit DDLG und Brat-Taming nichts anfangen kann.
Sicherlich gibt es Aspekte, die man sehr abstrakt als "Erziehung" bezeichnen könnte, je nachdem wie man "Erziehen" definiert. Für mich hat ein "anleiten hin zu bestimmten Dingen" aber nichts mit einer klassischen Erziehung zu tun.
Nehmen wir mal ein Beispiel:
Ich mag Menschen, die submissiv und masochistisch sind, ansonsten aber mit beiden Beinen im Leben stehen, sich gerne in diese Rolle - bitte keine Diskussion über "Rollen" und "ist ja nur Spiel für dich" anfangen. Wenn ich von "Rolle" spreche, dann meine ich die gesellschaftliche, bzw. persönliche Rolle von denen wir pro Tag dutzende annehmen. Andere würden es als "den Kink gerade aktiv exponieren" bezeichnen, was nichts anderes als "sich der Persönlichkeitsrolle hingeben" ist - aber gerne fallen lassen, die ansonsten auch weitere Lebensperspektiven und Interessen haben und mit einem Menschen auch einfach mal so zusammen sein können, auch gemeinsam schweigen können, ohne dass gerade irgendein BDSM-Aspekt aktiv eine Rolle spielen muss.
Gleichzeitig mag ich es, wenn so eine Person Wünsche und Fantasien hat, die eine gewisse Kontrollabgabe, selbstverständlich im Metakonsensrahmen, mögen. Es ist spannend, wenn ein Mensch nicht nur klare Tabugrenzen hat, über die ich selbstverständlich nicht hinausgehe und zwar niemals, klare No-Gos heißen nicht umsonst No-Gos und Red-Flags werden von mir nicht überfahren, sondern solche "es wäre spannend, aber es ist auf kribbelnde Weise unheimlich und man muss mich da schon hinführen"-weiche Grenzen.
Das kann man vorher schwer definieren. Dafür muss man einen Menschen kennen.
Es sind keine No-Go-Grenzen, wie erläutert, aber auch keine "es wäre eine geile Fantasie, aber auch nicht mehr". Viele Menschen die ich kenne haben Rapefantasien, aber ernsthaft: Da weiß man, dass das nur Fantasien sind. Es sind diese kribbelnden Erlebnisse, die sich für Sub anfühlt wie ein insgeheim gewollter Wurf in ein kaltes Wasser. Etwas, dass sie sich wünscht zu erleben, aber alleine durchzuziehen nicht traut. Etwa die Vorführung für eine Sub, die das Ausgeliefert-Sein spannend findet, sich aber niemals alleine nackt vor eine Gruppe Menschen stellen würde. Das mit ihr zu machen führt sie über eine Grenze. Diese Grenze ist aber nicht "hart", es ist kein Red-Flag, denn an der Hand genommen, vielleicht leicht gezogen, tut sie es und hat in dieser Gemeinsamkeit Spaß daran.
Einige Menschen die ich kenne würden so etwas als Erziehung bezeichnen. Ich nicht, weil es nicht "erzieht", sondern eher Erlebnisse dadurch schafft, dass die Komfortzone im Metakonsens überschritten wurde. Vielleicht passt hier der Begriff "Komfortzone" sogar am besten als Differenzierung zu klaren No-Gos.
Erziehen enthält die Intention auf eine Verhaltenskorrektur.
Das ist etwas ganz anderes. Irgendwo schlägt dann da auch der Pädagoge in mir durch, der seine Sub nicht wie jemanden im Klassenraum "erziehen" möchte, weil mir das einfach nichts gibt.
Auf der anderen Seite haben Strafreaktionen natürlich etwas Erziehendes. Streng genommen sind das auch erzieherische Maßnahmen. Bei den Menschen von denen ich weiß, dass für sie die klare "Erziehung" Teil oder gar Kern des BDSM sind ist die Erziehung jedoch von Strafen weich losgelöst und als Selbstzweck ein Bestandteil des gemeinsamen BDSMs. Strafen sind ein Mittel zum Zweck der Erziehung. Bei mir hingegen sind Bestrafungen nur Reaktionen und besonderen Wert auf dauerndes Bestrafen lege ich auch nicht. Ich bestrafe zudem nicht um einen Menschen zu "formen", sondern wenn im BDSM-Rahmen ein Verhalten auftrat bei dem ich denke, dass nun eine Strafe sinnvoll sei, die natürlich auch als Strafe spürbar unangenehm sein soll, die aber nicht in den sonstigen Alltag fern des BDSM ausstrahlt.
Oder anders ausgedrückt:
Mir gibt es nichts einen Menschen wirklich klassisch "erziehen" zu wollen.