„Wo fängt bei euch eine Session an und wo hört der Alltag auf? Inwieweit unterscheidet sich eine Session von eurem Alltag. Unter D/s leben stelle ich mir eine dauerhafte Session vor weil ja beide immer einen gewissen Part leben. Mich interessiert wie ihr dann eine Session habt und inwieweit (nicht-)Erziehung im einen und anderen eine Rolle spielt. Ob im Alltag andere Regeln herrschen als bei einer Session, wie das halt so allgemein läuft. Ist das verständlicher?
Viel verständlicher, danke.
Ich versuche, ein Beispiel zu geben und hoffe, es ist verständlich:
Es gibt Liebe und es gibt Erotik. Wenn man sich liebt und nicht asexuell ist, dann führt das Gefühl, sich gegenseitig zu lieben gelegentlich dazu, dass man auf erotische Art miteinander interagiert. Und manchmal kommt es sogar zum Sex.
Trotzdem würde doch niemand behaupten, dass Menschen, die sich partnerschaftlich lieben doch dann dauerhaft Erotik oder gar Sex haben.
Eine dauerhafte Session gibt es genauso wenig wie dauerhaften Sex.
So, wie ein dauerndes Gefühl sich zu lieben nicht zu dauerndem Sex führt, so führt ein dauerndes Gefühl, dem anderen zu gehören oder, dass der andere einem gehört auch nicht zu einer dauernden Session.
Und so, wie es vom kleinen Bussi über heftiges Fummeln bis hin zum Geschlechtsverkehr eine Menge Abstufungen gibt, so gibt es auch im D/s eine Menge Abstufungen.
Ich beschreibe beispielhaft eine Situation:
Wir sitzen gemeinsam gemütlich auf der Couch und schauen Fernsehen. Das Programm hat meine Herrin ausgewählt und sie hat erlaubt, dass ich auf dem Sofa mit ihr sitze. Das und die Tatsache, dass ich sie im Gespräch sieze, sind die einzigen Anzeichen dafür, dass da ein Machtgefälle besteht. Würde man nur ein Foto von der Situation sehen, wüsste man es nicht.
Ich stehe wegen irgendwas auf, vielleicht um ihr etwas zu trinken zu holen. Als ich wieder komme und das Getränk abgestellt habe, zeigt sie mir mit der Hand, dass ich mich vor das Sofa knien soll, was ich auch tue. Sie sagt, dass das für eine Sklavin angemessen ist und ich nicke. Während wir weiter schauen, greift sie mir durch die Kleidung an die Nippel und so. Würde man nur ein Foto von der Situation sehen, würde man jetzt ganz klar erkennen, dass sie die Kontrolle hat.
Nachdem das eine Weile so gegangen ist, schaltet sie den Fernseher aus, zieht mich hoch, führt mich ins Schlafzimmer, legt mir Fesselmanschetten an und befestigt mich an einem Haken. Sie tut, worauf sie Lust hat mit meinem Körper, meinem Geist und meiner Seele. Vielleicht gibt sie mir Schläge, vielleicht auch etwas anderes. Ich lasse mich komplett fallen und versinke in dieser Welt, in der ich komplett ihr gehöre und alles für sie tun will. Ich bin ihr Objekt, dass sie so benutzt, wie sie will. Auf Fotos würde man sehr, sehr deutlich das große Machtgefälle sehen.
Irgendwann, wenn sie fertig ist, zählt sie bis zehn. Mein Zeichen, den Weg zurück in die Realität zu suchen und zu finden. Danach sagt sie zum Beispiel, dass ich aufräumen soll oder sie holt mir etwas zu trinken.
Schließlich sitzen wir wieder, wie zu Beginn, gemütlich auf dem Sofa. Wieder ist von außen nicht zu erkennen, dass ich das nur darf weil sie es erlaubt. Wieder ist nicht zu erkennen, dass sie das entschieden hat, dass wir jetzt dort sitzen und nicht zum Beispiel im Auto um in die Stadt zu fahren. Aber sie und ich, wir wissen, dass es so ist. Und das reicht vollkommen.
So ist das in allen Situationen. Es mag von außen so aussehen, als wären wir gleichberechtigt und alles, aber es ist nicht so. Das bedeutet 24/7 für uns, nicht, dass wir permanent im Zustand einer Session wären.