Den Kopf ausschalten
Heute möchte ich mich mit einem Problem an euch wenden, dass ich bereits in einigen Beiträgen angeschnitten habe.Es geht darum, wie Sub in den Sessions, die ausschließlich der Lustgewinnung dienen sollen, den Kopf frei bekommt.
Doch von vorne. Ich zähle sicher noch zu den Anfängern. Weiß aber, was ich will und wie ich es will. Durch meine theoretische Beschäftigung mit dem Thema BDSM haben sich zwangläufig einige Muster, Wünsche und Fantasien in mir festgesetzt, die ich mit meiner Art BDSM zu leben verbinden möchte.
Jetzt habe ich einen Mann gefunden, der mir die ersten Schritte beibringt. Meinen Körper habe ich dabei im Griff und ich genieße jede der Spielformen, die er "erprobt".
Was ich nicht kontrollieren kann ich mein Gehirn. Als rational denkender Mensch, der es seit dem 14. Lebensjahr gewohnt ist, alle Entscheidungen selbst zutreffen und immer für andere eine Verantwortung übernehmen zu müssen, fällt es mir nicht einfach, diese Verantwortung, das Analysieren des Partners auszuschalten.
Innerlich versuche ich ständig das Verhalten des Partners vorherzubestimmen, meine Reaktion bewusst anzupassen und erst dann nach dem Fühlen zu fragen.
Auch kann es passieren, dass es einen kleinen Anstoß gibt, der mich aus der Situation herausbringt und ich stehe vor dem Problem, mich mental mit einem meiner "Sorgenkinder" zu beschäftigen.
Dabei geht natürlich für mich eine Menge Spaß verloren.
Ich bin nach einer Session weniger körperlich, als geistig völlig fertig, da ich eine enorme Denksportleistung absolviere.
Mein Spielpartner hat davon bisher nichts mitbekommen, da der Körper trotz allem lustvoll reagiert.
Wie also schaltet ihr ab?
Wie gelingt es euch, den Alltag wegzulassen und einfach nur fühlen zu können und euch auf das Geschehen an sich zu konzentrieren?
Es liegt bestimmt nicht an dem Partner. Ich nenne ihn bewusst NICHT meinen Herrn, denn als einen solchen kann ich ihn nicht akzeptieren.
Da fehlt mir die gefühlsmäßige Bindung.
Ist das die Ursache? Dass ich mich nicht auf IHN einstellen kann und darum unbewusst eine Ablenkung wähle und das Loslösen nicht genießen kann, weil ich dort eine innere Sperre aufgebaut habe?
Ist es Angst, die Kontrolle zu verlieren und sich selbst schutzlos auszuliefern?
Vor der eigentlichen Session habe ich weder Furcht noch Angst. Im Gegenteil, ich freue mich darauf. Vertrauen zum Partner ist auch da, dass er weiß, wie weit er gehen kann. Sonst würde ich mich ihm nicht "ausliefern".
Kennt jemand dieses Gefühl? Es beschreibt sich gerade ziemlich schwer.
Dabei muss ich vielleicht noch zusetzen, dass ich auch in den normalen Kuschelstunden mit meinem Ehemann (der keine Beziehung zum BDSM hat) ein aktives Gehirn habe und zum Beispiel Orgasmen mehr herbeidenke, als herbeifühle.
Dabei ist das Kopfkino auf einer Riesenleinwand und überschlägt sich förmlich.
Nehme ich selbst Sex zu ernst?
Kann der Mensch über seinen Schatten springen und einfach alle Analysen und Verantwortungen abschalten?
Ich weiß wirklich nicht weiter und hoffe ein paar Denkanstößezu bekommen, die mir irgendwie helfen können, einige Stunden in der Woche Gefühlsmensch zu sein.
Danke im Voraus.