@*******ouse ich versuche das mal aufzudröseln - ohne vorher alle anderen Beiträge zu lesen. Ich mache mir also erstmal selbst so meine Gedanken dazu. 🙂
„Ist eine monogame Beziehung für mich überhaupt das Richtige, habe ich nur nicht die richtige Partnerin oder muss ich meine Gedanken einfach unterdrücken?
Die Frage kannst du dir eigentlich nur selbst beantworten. Aber du könntest dir selbst ein paar andere Fragen stellen, um dem Näher zu kommen:
Warum willst du monogam leben? Ist es, "weil man das so macht"?
Bist du mit dem Dogma erzogen worden, dass eine Beziehung nur dann "wahrhaftig" ist, wenn sie sexuell exklusiv ist?
Welchen "Wert an sich" hat sexuelle Exklusivität für dich?
Stell dir vor, du würdest von morgen an nicht mehr monogam leben - was würde dir dann fehlen?
„Diese Gedanken kann ich kaum abstellen. Oft habe ich deshalb auch starke Schuldgefühle, weil ich natürlich auch dankbar für meine Partnerin und die Beziehung mit ihr bin.
Ich würde versuchen, das zu lassen.
Es macht keinen Sinn, Schuldgefühle für Gedanken zu haben. Gedanken sind Gedanken. Die kommen und gehen, sind substanz- und folgenlos. Du kannst gar nichts dafür, die sind einfach da. Von "Schuld" kann man dabei nicht im Ansatz reden, ganz egal, wie "gesellschaftlich unangepasst" deine Gedanken sein mögen.
Also: Keine Sorge, du musst keine Schuldgefühle für deine Gedanken oder Fantasien haben.
„Da ich sie niemals verletzten wollen würde, ist das alles nur in meinen Gedanken. Aber wenn ich ganz ehrlich zu mir selbst bin, dann bin ich in sexueller Hinsicht sehr unglücklich und habe auch Angst, dass ich meine Gedanken irgendwann nicht mehr unterdrücken möchte und "ausbreche".
Ich interpretiere aus dem "ich bin in sexueller Hinsicht sehr unglücklich und habe Angst", dass du dich mit diesen unausgesprochenen Wünschen gerade selbst verletzt?
Hast du mit deiner Freundin schon mal darüber gesprochen, die Beziehung zu öffnen? Denn:
„Ich hatte diese Gedanken an andere Frauen auch in meiner vorherigen Beziehung, obwohl ich da alles hemmungslos ausleben konnte.
Eigentlich hast du eher polygame Bedürfnisse und zwängst dich selbst in ein monogames Konstrukt.
Letztlich: Nicht jeder ist für Monogamie geschaffen - und nicht jeder ist für Polygamie geschaffen. Und manchmal findet man für sich selbst heraus, dass das, was man Jahre (vielleicht auch Jahrzehnte) lang gemacht hat, nicht den eigenen Bedürfnissen entspricht.
Wenn du jetzt also in einer stillen Stunde ehrlich zu dir selbst bist (dieses berühmte "wer bist du, wenn niemand zuguckt?"): Willst du wirklich monogam leben? Ist das ein Lebenskonzept, dass dich dauerhaft glücklich macht? Oder unterdrückst du deine Bedürfnisse einfach nur wegen Verlustängsten und der Angst, verlassen zu werden und einsam zu sein? Was das angeht, später mehr (wenn ich es nicht vergesse 😁).
„Sie ist in sexueller Hinsicht deutlich konservativer als ich und erwartet zudem, dass der Mann (ich) sämtliche sexuelle Handlungen beginne. Ich habe ihr in der Vergangenheit gesagt, dass bei uns die sexuelle Spannung fehlt und wir daran arbeiten sollten. Das hat sie mir dann Monate lang zum Vorwurf gemacht.
Hast du es denn wie einen Vorwurf formuliert? Oft ist es einfacher, etwas als Wunsch zu formulieren. Wünsche kann man erfüllen, Vorwürfen meist nur ausweichen, wenn einem schon etwas
vor die Füße
geworfen wird.
Wichtig daran ist: Gib ihr Zeit, sich zu entwickeln und auszuprobieren. Ganz langsam. Baby steps. Und wenn sie sich nicht traut, den ersten Schritt zu machen, weil sie vielleicht Angst hat, etwas falsch zu machen oder gar nicht weiß, ob du überhaupt Lust hast, mach deutlich, dass es da nicht viel falsch zu machen gibt. Also: Zumindest bei mir wäre das so. Ob du irgendwie genervt bist, wenn sie sich dir an den Hals schmeißt, obwohl du gerade irgendwas anderes vorhast, kann ich nicht sagen. Ich zumindest wär's nicht. Insofern: Schaff ein Klima von Vertrauen und gib ihr die Zeit neue Sachen auszuprobieren.
„Jetzt kommt allerdings der Teil, warum ich mir eben unsicher bin, ob es nur an meiner aktuellen Partnerin liegt, oder ob vielleicht doch die Monogamie mein Problem ist?
Ich hatte diese Gedanken an andere Frauen auch in meiner vorherigen Beziehung, obwohl ich da alles hemmungslos ausleben konnte. Allerdings war ich zu diesem Zeitpunkt immer nur in Beziehungen und habe ich die Gedanken damit begründet, dass ich einfach mal mit anderen Frauen sexuelle Erfahrungen machen möchte.
Wie gesagt: Nich jeder ist für jedes Beziehungsmodell geschaffen. Und manchmal entdeckt man andere Seiten an sich selbst.
Ich bin auch mit einem strikt monogamen Weltbild aufgewachen und erzogen worden. Inklusive allem, was das so mit sich bringt: Verlustängste, Misstrauen, Unzufriedenheit und Angst vor Einsamkeit.
20 Jahre später (Herrjeh, bin ich alt geworden...) habe ich gelernt, dass es auch ohne dieses starre Korsett gesellschaftlicher Erwartungshaltungen geht. Weder ich noch meine Freundin müssen monogam leben. Wir können, wenn wir wollen (machen wir sogar zu 90 % - wir haben einfach so großartigen Sex, dass alles andere eigentlich keine Verbesserung darstellen würde 🤣).
Wenn wir jetzt aber doch mal sagen, dass wir da mal was anderes ausprobieren wollen, dann reden wir drüber und machen's dann einfach. Es gibt z. B. Techniken, die findet sie im Gegensatz zu mir total spannend und will's unbedingt mal ausprobieren. Kann sie - ich wäre dafür dann aber der Falsche. Aber ich stelle mich dem dann ja nicht in den Weg. 🙂
In allen Fällen: Reden hilft. Gegenseitige Wünsche und Vorstellungen klären und vor allem auch die gegenseitigen Beziehungsvorstellungen hinterfragen.
Und ob du dann in Zukunft weiter monogam lebst, polygam wirst oder einfach wieder Single bist, muss die Zeit und deine Entscheidung zeigen.
Ich wünsche auf jeden Fall viel Erfolg bei der Entdeckungsreise. 🙂