„Für mich war meine Vulva sehr lange immer nur etwas, das ich habe und das ganz ohne Probleme seinen Zweck erfüllt. Auf den Gedanken, meine Vulva mit einem Attribut, wie schön oder attraktiv oder toll, zu schmücken, wäre ich nie gekommen...
Bis dann ein Mann in mein Leben getreten ist, der wohl ein Vulvaästhetiker und von meiner Vulva begeistert war, er hat mir so oft gesagt, wie wunderbar und schön er sie findet und hat sie sehr oft auch mit denen anderer Frauen verglichen.
Ich habe ganz erstaunt gefragt, ob er allen Ernstes damit sagen will, dass es da große Unterschiede gibt?? Ist das nicht bei allen Frauen das gleiche? Er musste lachen und meinte, dass es da selbstverständlich Unterschiede gibt, genau solche Unterschiede, wie bei männlichen Geschlechtsteilen auch.
Und erst da fingen meine Probleme mit meiner Vulva an. Plötzlich hatte ich den Wunsch, sie mir doch mal etwas länger und vor allem auch genauer und im Detail zu betrachten. Und auf einmal hatte ich auch den Wunsch mir Fotos anderer Frauen dort mal näher anzuschauen.
Und plötzlich war mein Verhältnis zu meiner Vulva, die ich bis dahin zumindest mochte und nicht hinterfragt habe, ganz und gar nicht mehr entspannt - Sind meine Lippen nicht vielleicht doch viel zu groß? Und sind sie nicht zu dunkel? Muss das alles so sein, ist das auch schön so? Und ist meine Scham nicht doch viel zu dick? Und warum ist mir der hässliche Leberfleck da vorher nie aufgefallen?? Bei anderen hat mir das alles viel besser gefallen als bei mir.
Irgendwann wünschte ich mir, ich hätte nie erfahren, dass es da im Schoß einer Frau unterschiedlich aussieht.
Warum muss eigentlich immer alles schön sein und attraktiv? Und warum muss immer alles ein Thema sein, über das man spricht? Warum muss alles bewertet und verglichen werden.
Mittlerweile habe ich mich mit allem arrangiert und freu mich, dass ich wieder da bin, wo ich mal angefangen habe. Ich mag sie und ich bin froh, dass sie mir Freude bereitet und immer noch ihren Zweck erfüllt. Aber auch jetzt breche ich nicht in Jubelstürme aus, wenn ich sie betrachte. 😉
Sorry für das Vollzitat, @ all,
aber deinen Beitrag,
@*****yna, habe ich zu einem Zeitpunkt gelesen, als ich zum wiederholten Mal überlegt hatte, wie ich (m)einen eigenen formulieren könnte.
So und so ähnlich ging es mir auch, was meine Geschichte mit diesem Körperteil (nicht "Teil" von mir, ich nutze sie selten)
betrifft.
Ich werde eine Situation nie vergessen:
Einer damaligen Therapeutin (Grund war Depression) in einer Sitzung, in der es um Eheprobleme ging (den Begriff "Greysexualität" kannte ich damals noch nicht, und sie offenbar noch nicht einmal den Begriff "Asexualität",
) erzählend, sprang diese auf, griff nach einem Buch aus ihrem Regal und "Daumenkinote" mir Zeichnungen verschiedener Vulvenformen vor.
Auf ihre Frage, ob ich die Schönheit darin und in der Diversität nicht erkenne, antwortete ich damals, ratlos und ehrlich mit "Nein".
Bestimmt kennt jemand den Anblick eines Luftballons, aus dem so mittel- langsam die Luft herausweicht... also ohne "Peng".
Daran erinnerte mich ihr Gesicht in diesem Moment.
Hätten wir Comic- mäßige Denkblasen über unseren Köpfen gehabt, wäre in ihrer (die Frau war tough, sonst wäre ich nicht bei ihr geblieben!) zu lesen gewesen:
"Oha. Wie im Grunde
! Da steckt Arbeit drin."
Und in meiner Denkblase:
"Äh- können wir jetzt weiter über
Probleme reden? Ich finde ja auch die Ellbogen der meisten Frauen nicht schön - da fehlt nämlich irgendwie ein unterfütternder Muskel- ist Ihnen das auch schonmal aufgefallen?"
Kurzer Sinn:
Ich bin bei dem Thema ambivalent. Ohne "Meinung".
Auch ich habe Gruppenarbeit kennen- und schätzen gelernt.
Und ich freue mich mit, wenn Frauen etwas aus solchen Angeboten ziehen können
und ich freue mich auch mehr, wenn Frauen mit "sowas" Geld verdienen.
Mehr, als wenn PUAs oder Style- Influencerinnen (ungegendert, mit Absicht) es tun.
Denkdenkdenk....
Nö.
Ich entschuldige mich nicht für meinen langen Text. Höchstens für eventuelle Schreibfehler.