Grundsätzlich finde ich die Kritik an "Persönlichkeitsentwicklung" aus mehreren Gründen gut.
Zum einen zeigt es mir, das Menschen sich kritisch mit der Einflussnahme von aussen auseinandersetzen und lieber zu sich stehen wollen: "Ich bin gut so wie ich bin - und will mich nicht verändern". Das ist toll und wertvoll - ein Stück weit sich von der Einflussnahme anderer zu emanzipieren.
Im nächsten Atemzug sich aber fast schon angegriffen zu fühlen und die Wege anderer abzuwerten, finde ich schade. Da ist ja kein Appell und Verbot wie beispielsweise in mancher Religion: "Du sollst nicht....", sondern eine Ermutigung, Mal zu schauen was bei einem los ist, was einen unzufrieden macht, welche Glaubenssätze trage ich mit mir, wie beeinflussen sie mein Denken und Fühlen, was machen sie mit/aus mir? Möchte ich daran was ändern, weil es mir letztlich nicht gut tut etc.
Warum einfach nicht akzeptieren, das man nicht die Schuhe eines anderen getragen hat, seine Wege nicht kennt, die ihn dahin getragen haben, wie er:sie heute ist?
Wer bin ich das ich andere Wege, andere Menschen in ihren Versuchen zu überleben oder das beste aus ihrem Leben zu machen, nicht einfach mal anhören und so stehen lassen kann?!
Ich kenne das auch sehr gut von mir, das ich sehr schnell werte. Zum einen eine wichtige Eigenschaft um zu überleben, andererseits merke ich dass es beim zweiten und dritten Atemzug einfach nicht notwendig ist und ich es nur mache um sich selber als richtig und normal zu definieren.
Wenn ich mich dabei ertappe, frage ich mich, warum ich diese Abgrenzung brauche, sogar zu dem Preis das ich damit anderen vor den Kopf stoße? Bin ich so wenig selbstsicher, das ich (m)eine Meinung brauche? Warum nicht einfach entspannt sagen: "Es ist nicht mein Weg und ich bin schlicht meinungslos, weil ich nicht in den Schuhen eines anderen stecke".
Ging mir zum Beispiel drüben in dem "Pussy Watching" Thread so. Es ist doch toll, wenn es anderen hilft, dabei gute Erlebnisse und Erkenntnise für sich zu haben. Nur weil ich nicht exhibitionistisch und nur wenig voyeuristisch bin und es eher skurril wahrnehme, kann ich mich doch aber entspannt zurücklehnen und sagen "Wenn es hilft dann ist es doch toll und unterstützenswert". Gut mein Humor wird dabei getriggert - aber ich kann mir ja trotzdem Witze auf Kosten anderer ersparen.
Diese Frage beschäftigt mich immer wieder und warum ich es nicht lassen kann andere zu kritisieren - wo ich doch weiß das ich andere Menschen nicht verändern kann. Das ist so tief in mir verankert und ein Teil meiner Persönlichkeitsentwicklung, da besser mit mir und meiner Umwelt umzugehen.
Ich finde das ist eine tolle Aufgabe und ein Ziel in dem Prozeß der Persönlichkeitsentwicklung - meiner "Menschwerdung", da noch viel gelassener und respektvoller mit mir und anderen umzugehen.