„Ich habe auch weirde Moralvorstellungen im Kopf, dass "Verführen" ja Täuschen ist eigentlich, und ich nicht unehrlich, oder nur auf das eine abzielend, äusserungen machen will.
Lass dich da nicht gedanklich auf die falsche Fährte führen.
Ja, wenn sich Menschen anziehend finden, kann das zu Sex führen.
Aber nein, mit einem gewissen Alter kommt sicherlich nicht automatisch ein gesichertes Erfahrungslevel mit. Und nur, weil sich jemand für den Burner im Bett hält, ist er das noch lange nicht.
Frauen stört es meistens, wenn sie beim Kennenlernen nur auf den Sex reduziert werden. Sie wollen als Mensch wahrgenommen werden, das Interesse an der Person soll da sein.
Das ist soweit irgendwie verständlich und schlüssig.
Aber umgekehrt machst du genau das Gleiche mit dir. Du reduzierst dich selbst auf das, was du glaubst im Hinblick auf Sex (nicht) bieten zu können.
Keine Frau wird mit dir intim werden, einzig und alleine, weil sie aufgrund deines Alters erwartet, Sex in einer bestimmten Güte erwarten zu können.
Wenn eine Frau mit dir intim wird, dann findet sie DICH gut. Und das "du" hat sie bereits kenngelernt. Es ist kein Täuschen, wenn du dir das Schild "bin zu unerfahren" nicht direkt auf die Stirn klebst. Es geht doch um dich, und du bist echt!
Natürlich kann man dann irgendwann auch mal über Erfahrungen, Wünsche, Träume sprechen; aber das muss nicht mit in die Auslage. Das ist dann relevant, wenn es um eine weitere Gestaltung des Zusammenseins geht, und wohin man sich gemeinsam entwickelt. Was man gemeinsam erkunden will. Und da ist das dann auch überhaupt kein Problem mehr.
„Ich muss Möglichkeiten finden und realisieren, bei denen ich diese Sicherheit erlangen kann. In mir ist soviel Lust und ich möchte mein restliches Leben diese selbstbewusst ausleben und geniessen können.
Das Bedürfnis verstehe ich sehr gut. Deshalb mein Rat: Beginne einfach mit kleinen Schritten.
Ja, Selbstliebe ist wichtig. Aber wenn die aus irgendeinem Grund einen Knacks hat, bekommt man sie nicht einfach so von selbst wieder. Es ist immer ein Wechselspiel vom Innen und Außen.
Du gehst einen Schritt im Innen, bekommst es im Außen gespiegelt. Gehst einen richtigen, einen wichtigen Schritt, bekommst bestätigt, dass es der richtige Weg war. Fühlst dich etwas sicherer, gehst den nächsten Schritt, und so weiter.
Ich habe diesen ganzen Weg auch schon hinter mir. Das dauert seine Zeit, und es gibt wie auf jedem Weg auch mal Rückschläge. Aber mit je mehr Teilen von dir du dich versöhnst, desto mehr wird dir dein Umfeld spiegeln, dass es dich genau so gut, richtig und anziehend findet, wie du bist. Und das gibt dir dann wiederum die Motivation, weiter zu gehen.
Der wichtigste Knackpunkt ist aus meiner Sicht, langfristig da hin zu kommen, sich zu mögen und zu akzeptieren.
„Ich habe aber definitiv die Erfahrung gemacht, dass es das Gegebüber anscheinend eher hemmt, bzw. mich als Mann automatisch in eine "eher unanziehend"- Kategorie verfrachtet.
Ja. Wenn ich merke, dass mein Gegenüber mit sich nicht im Reinen ist, schreckt mich das auch ab. Die fehlende Erfahrung ist dann nicht das Problem, sondern die fehlende Selbstakzeptanz.
„Ich dacht mir das scho, hatte aber immer das Gefühl das sei der Richtige weg und ich habe einfach noch nicht die genug einfühlsamen und verständnisvollen Frauen getroffen.
Das ist aus meiner Sicht ebenfalls eine falsche Fährte. Einfühlsam und verständnisvoll sein ist das eine. Aber was sollen sie mit ihrem Verständnis machen? Aus Mitleid mit dir intim werden?
Du hast da ein großes Reservoir, aus dem du schöpfen kannst: Deine Neugierde und Unvoreingenommenheit, deine Sinnlichkeit und dein Interesse am anderen und an gemeinsamen Erfahrungen. DAS sind Gründe, weshalb du auf andere anziehend wirkst. Konzentriere dich auf sie und auf dein Wechselspiel mit dem interessierten Menschen auf der anderen Seite.