Hallo ihr Lieben
Es ist etwa ein Jahr her, seit ich dieses Thema eröffnet hatte und ich dachte, ich schreibe hier mal ein Update. Vielleicht ist das für Andere, die in einer ähnlichen Situation sind, interessant.
Wir hatten damals nur noch ganz wenig Nähe und fast gar keinen Sex mehr (tatsächlich liess er sich in einem ganzen Jahr an einer Hand abzählen
Über den Sommer habe ich versucht eine Paartherapie zu inizieren, mein Freund hat dem auch zugestimmt, jedoch 2 Versuche nach recht kurzer Zeit abgebrochen. Er fühlte sich von den Paartherapeuten missverstanden bzw. verletzt. Er war über mehrere Monate sehr wütend, abweisend, aber auch traurig und sehr erschöpft. Ich habe gemerkt, dass sämtliche Annäherungsversuche bei ihm abprallten und so etwas wie ein Gemeinschaftsgefühl gar nicht mehr vorhanden war. Wir sprachen auch über eine mögliche Trennung, haben die Beziehung aber nie konkret beendet. Es gab auch immer wieder Streit und oft ist es wegen Kleinigkeiten sehr heftig geworden (emotional). (Ich vermute, ich habe mich zurückgewiesen gefühlt und er hat sich bedrängt/ eingeengt gefühlt).
Ich hatte zeitweise sogar den Eindruck, dass er mich als Feindin oder Bedrohung sieht, was sehr schwer auszuhalten war.
Ich habe dann immer wieder versucht, ihm zu sagen, dass ich auf seiner Seite bin, dass ich es gut mit ihm meine usw. Es war wahnsinnig, wie sehr das an ihm abgeprallt ist. Ich hatte das Gefühl gar nicht mehr zu ihm durchzudringen und war ziemlich verzweifelt.
Im Herbst habe ich dann zum Einen meine Selbstfürsorge noch einmal stark intensiviert (habe mir selbst immer wieder innerlich gut zugesprochen, habe liebevolle E-Mails an mich selbst geschrieben, mich umarmt und gestreichelt - ohne das wäre ich vermutlich eingegangen wie eine Pflanze ohne Sonnenlicht!)
Zum Anderen habe ich angefangen, dass ich ihm nicht mehr sage, dass ich auf seiner Seite bin, sondern es ihm zeige. Ich habe mich ihm immer wieder zugewandt, habe ihn gehalten (emotional, physisch war nicht möglich) und habe mich selber so gut reguliert (bzw. befürsorgt), dass ich ihm vermitteln konnte, dass ich für ihn da bin und auf "seiner Seite" bin. Das war ebenfalls noch einmal eine sehr anstrengende Zeit, da ich das gegen meinen inneren Impuls und gegen seine Missmutigkeit und Ablehnung gemacht habe. (Tatsächlich hatte ich damals zeitweise selbst nicht mehr daran geglaubt, dass unsere Beziehung "überleben" wird).
Aber tatsächlich hat es dann nach mehreren Monaten offenbar gefruchtet und im Februar geschah für mich etwas, was sich fast wie ein Wunder angefühlt hat. Mein Freund hat sich plötzlich öffnen können und kam emotional und physisch wieder auf mich zu.
Wir haben dann auch darüber gesprochen, weil ich anfangs auch skeptisch war, ob dieser für mich sehr plötzliche Sinneswandel auch anhält. Er meinte dann, dass er plötzlich realisiert habe, dass ich es ja eigentlich gut mit ihm meine. Ich war völlig perplex, aber auch wahnsinnig erleichtert, dass ich ihm das irgendwie vermitteln konnte (verbal war das davor ja nicht möglich gewesen). Er meinte dann auch, dass er sehr hoffe, dass diese Erkenntnis nun nicht zu spät komme. Und er hat mir zum ersten Mal nach einem Jahr gesagt, dass er in sich klar spüre, dass er mit mir zusammen bleiben möchte.
Seither hatte ich auch immer wieder Angst, dass wir in die Krise des letzten Jahres zurück rutschen könnten. Und natürlich gibt es auch jetzt noch ab und zu Streit, stressige Situationen oder Unstimmigkeiten. Und der Wunsch nach Nähe ist bei mir nach wie vor stärker ausgeprägt, was immer mal wieder schwierig für uns beide ist.
Aber wir haben wieder sehr viel Nähe, sehr sehr schönen Sex und viele Berührungen. Und wir können überraschend gut über eigene Gefühle, Missstimmungen oder Bedürfnisse sprechen. Das ist sehr schön und geniessen wir beide (denke, dass ich in dem Fall für uns beide schreiben kann).
Ich wollte das mit euch teilen, weil ich mich natürlich sehr darüber freue und auch um zu zeigen, dass es sich manchmal lohnen kann trotz sehr schwieriger Beziehungssituation dran zu bleiben.