Jaja, die ominöse Täter-Opfer-Rolle bei Fremdgänger:Innen (und deren Umkehr)...
Natürlich ist es verfehlt, dem Teil einer Beziehung die Täterrolle zuzuschreiben, der es an Innigkeit in der Beziehung mangeln lässt. Der sich nicht bereitfindet, über die unterschiedlichen Bedürfnisse zu kommunizieren. Der sich gegen eine Paartherapie sperrt, jahrelang körperliche Nähe und Sexualität auf nahezu Null reduziert und einfach von seiner/m Partner:In erwartet, das zu ertragen (und zwar ohne das zu thematisieren!).
Nein, eigentlich ist dieser Mensch, der das zwischenmenschliche Miteinander und die Sexualität blockiert und keinesfalls darüber reden will (weil für ihn ja alles in Ordnung ist) - dieser Mensch ist doch das Opfer, ist doch klar!
Der TUT doch nix - und ein Täter tut tun! Also muss der/die Körperlichkeits-Verweigerer:In doch das Opfer sein. Ist doch logisch.
Wenn der Andere - also, der dann ja wohl auf jeden Fall der Täter sein muss - irgendwann (die Hoffnung auf Änderung) aufgibt und als letztes Mittel eine offene Beziehung vorschlägt, das Opfer dies aber aus guten gesellschaftskonformen Gründen verweigert, muss man schon genau definieren, wer jetzt eigentlich Schuld daran ist, dass der üble Täter keinen anderen Ausweg mehr weiß, als sich das, was ihm bereits jahrelang fehlt, worunter er jahrelang mehr oder weniger still gelitten hat, nach dem Ende aller Hoffnung und keiner Aussicht auf eine für beide Seiten erfüllende Einigung, wenn er dann irgendwann diese Erfüllung im Außen sucht.
Und weil die angestrebte Absolution seines/er Partners:In fehlt, muss der üble Täter und Schuldige dies dann heimlich tun, begleitet vom Bewusstsein, dies nur mit Lügen und Betrügen zu können, immer die Angst im Nacken, das alles könne eines Tages herauskommen und ihm/ihr um die Ohren fliegen - also lebt er seine Sexualität nun ganz entspannt in einer heimlichen Affäre aus und lügt sich gerne und freudig weiter durchs Leben.
Gut, dass man in solchen Fällen so eindeutig Opfer und Täter identifizieren (und am besten gleich an den Pranger stellen) kann
(Wer im obigen Text Spuren von Ironie oder gar Sarkasmus zu entdecken glaubt, ist selbst schuld. Die Welt ist selten schwarz-weiß).
Ab hier sehr ernst gemeint: Wir befürworten keinesfalls heimliches Fremdgehen als Standard-Lösung in schwierigen Beziehungen. Aber wir verurteilen sie auch nicht pauschal. In dubio pro reo, soll mal jemand gesagt haben. Ob der weise war, wissen wir nicht. Klingt aber zunächst mal nach einem brauchbaren Grundsatz